Zweibrücken Das geschlechtskranke Kind der Revolution

Die Radfahrerin kann es rollen lassen, denn die Heinrich-Heine-Straße in Oberauerbach ist eine Straße mit Gefälle.
Die Radfahrerin kann es rollen lassen, denn die Heinrich-Heine-Straße in Oberauerbach ist eine Straße mit Gefälle.

Als Student hat der Dichter und Schriftsteller ein unstetes und bewegtes Leben geführt. Bevor er 1819 an der Universität wegen der Aufforderung zu einem Duell zwangsexmatrikuliert wurde und sich von seiner Mitgliedschaft in einer Burschenschaft trennen musste, wegen eines Vergehens gegen die Keuschheit, weil er sich bei einem Bordellbesuch eine Geschlechtskrankheit zuzog, hatte Heinrich Heine schon an vielen Strängen gezogen, aber keinen zerrissen.

Der 1797 in Düsseldorf geborene Heine wuchs in einem von der jüdischen Aufklärung geprägten Elternhaus auf, besuchte zunächst ab 1803 eine israelische Privatschule und wechselte ein Jahr später auf eine städtische Grundschule. Ab 1810 besuchte er das Lyzeum, das er 1814 ohne Abschlusszeugnis verließ. Von 1815 bis 1816 war er Volontär in einer Frankfurter Bank. In Frankfurt besuchte er auch eine Freimaurerloge. Von dort wechselte er in die Bank seines Onkels, des Multimillionärs Salomon Heine in Hamburg. Der seit 1815 regelmäßig schreibende Heine konnte in Hamburg 1817 erstmals in einer Zeitschrift Gedichte veröffentlichen. In Hamburg gründete er auch einen Tuchladen, der 1819 in Konkurs ging. Nach dem Bankrott nahm Heine 1819 in Bonn ein Studium der Rechts- und Kameralwissenschaft auf, besuchte aber nur eine Vorlesung. Von Bonn wechselte er an die Universität Göttingen, wurde vom Studium ausgeschlossen und ging an die Berliner Universität. In Berlin debütierte er 1822 als Buchautor. Er schrieb auch Tragödien, die ihm aber keinen Erfolg bescherten. Die Aufführung seiner Tragödie „Almansor“ musste 1823 in Braunschweig wegen Publikumsprotesten abgebrochen werden. Im Jahr 1824 kehrte Heine an die Universität Göttingen zurück, beendete 1825 das Studium der Rechtswissenschaft mit einer Promotion und wollte sich als Anwalt niederlassen. Im gleichen Jahr wechselte er zum Christentum und ließ sich taufen, um seine Anstellungschancen als Jurist zu erhöhen. Da die erhofften Folgen der Taufe ausblieben, entschloss er sich, hauptberuflich als Schriftsteller tätig zu werden. Sein erster Publikumserfolg war 1826 ein Reisebericht. Ein Jahr später veröffentlichte der Verlag Hoffmann und Campe einen Lyrikband von Heine, der seinen Ruhm endgültig begründete. Im gleichen Jahr wurde er als großes literarisches Talent als Korrespondent einer politischen Zeitung in München gefeiert. Seit Anfang der 30er Jahre verbreitete sich sein Ruhm in ganz Europa. Wegen seiner politischen Ansichten – „Ich bin ein Kind der Revolution“ – wurde er angefeindet und übersiedelte 1831 nach Paris, wo seine zweite Lebens- und Schaffensphase begann. Paris inspirierte ihn zu einer wahren Flut von Veröffentlichungen, die allerdings in Deutschland verboten wurden. Heine war befreundet mit Karl Marx und Friedrich Engels, er lernte auch Ferdinand Lassalle kennen. Heine griff als erster deutscher Dichter in seinen Werken die Verelendung der Arbeiterklasse als Folge der industriellen Revolution auf. Als im März 1848 in Paris die Revolution ausbrach, erlitt der gesundheitlich angeschlagene Heine einen Zusammenbruch, den Friedrich Engels schon einen Monat zuvor vorhergesehen hatte. Engels: „Heine ist am Kaputtgehen.“ Heine selbst war überzeugt, an Syphilis erkrankt zu sein. Nach seinem Zusammenbruch war Heine bis zu seinem Tod am 17. Februar 1856 bettlägerig. Im Stadtteil Oberauerbach erinnert eine kleine Straße, die von der Ortsdurchfahrt nach Westen in Richtung Heidenköpfchen führt, an den großen deutschen Dichter.

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