Zweibrücken Die Molitors

Vor 200 Jahren geboren: Ludwig Alois Molitor. Er war Richter am Appellationsgericht der Pfalz in Zweibrücken, aber auch Zweibrüc
Vor 200 Jahren geboren: Ludwig Alois Molitor. Er war Richter am Appellationsgericht der Pfalz in Zweibrücken, aber auch Zweibrücker Historiker und veröffentlichte 1885 ein Buch über seine Heimatstadt mit dem Titel »Geschichte einer deutschen Fürstenstadt«.

Er war nicht nur Richter, sondern auch der erste Chronist von Zweibrücken im 19. Jahrhundert – und das Haus, das heute als Mannlichhaus bekannt ist, war ebenso sein Wohnsitz. Denn auch Ludwig Alois Molitor wohnte in der Herzogstraße 8. Doch das ist in Vergessenheit geraten – wie so vieles, was Zweibrücken der weit verzweigten Familie Molitor verdankt. Das erfährt man in der neuen Dauerausstellung der Kulturgutstiftung Gehrlein-Fuchs, die der Familie Molitor gewidmet ist und heute eröffnet wird.

Die Schwiegertochter des Malers Johann Christian Mannlich hat das Haus in der Zweibrücker Herzogstraße 8 den Molitors 1857 verkauft, erläutert Harald Lehmann von der Kulturgutstiftung Gehrlein-Fuchs, der das Gebäude heute gehört. Wenn nun dort, in den vier Räumen im Erdgeschoss, etwa 150 Exponate aus der Familiengeschichte der Molitors präsentiert werden, dann ist es so, als ob sich ein Kreis schließt. Natürlich weiß wohl jeder Zweibrücker, der sich ein bisschen mit der Stadtgeschichte befasst hat, dass Ludwig Molitor, der am 12. Juli 1817 in Zweibrücken geboren wurde, hier Richter war, eine Stadtchronik verfasste und vielleicht auch noch, dass er den Anstoß dafür gab, dass das Gericht ins Herzogschloss einzog. Der Richter Molitor hatte dem bayrischen Fiskus vorgerechnet, was es kosten würde, wenn die Justiz ins Schloss einzöge und kam zu dem Ergebnis, dass bei einem Netto-Aufwand von 20 000 Gulden und einem Gebäudewert von 70 000 Gulden der Fiskus ein gutes Geschäft macht. Doch Molitor sorgte sich nicht nur ums Schloss, sondern auch um die Kirche (er trat für den Neubau der katholischen Kirche ein) und um die Kunst, die sein großes Steckenpferd war. Als Kind hatte der Zweibrücker Klavier- und Cello-Unterricht bekommen, komponierte schon als Gymnasiast mehrstimmige Lieder. Später besuchte er Konzerte, dirigierte die Liedertafel und komponierte unermüdlich weiter: Messen, Hymen, Lieder. Seine Werke wurden auch gedruckt, wie man in der Dauerausstellung sehen kann. Er vertonte Gedichte von Heinrich Heine, Oskar von Redwitz, Friedrich Rückert – und auch die seines Bruders Wilhelm, der ebenfalls eine künstlerische Ader hatte. Doch die Ausstellung wirft nur ein paar Schlaglichter auf das Leben eines ungewöhnlichen Mannes, der 1888 zum Ehrenbürger Zweibrückens ernannt wurde. Natürlich wird der Historiker gewürdigt, einige seiner Bücher und Zeitschriftenaufsätze sind zu sehen. Die Kulturgutstiftung Gehrlein-Fuchs hat einige seiner Bücher nachdrucken lassen, sie sind in der Ausstellung zu erwerben. Historische Ausstellungen sind nie einfach, und auch die Exponate in dieser Dauerausstellung sollte man sich nicht ohne Führung ansehen, die sie in den richtigen Zusammenhang rückt. Auch könnte man sich zwischen den talentierten Molitors schnell verloren vorkommen. Wer war es noch mal, der 1844 den Liebesroman „Die schöne Zweibrückerin“ geschrieben hat, der im Dreißigjährigen Krieg spielt? Ludwig war es nicht, es war Wilhelm Molitor. Aber welcher Wilhelm? Ludwigs jüngerer Buder? Der große handschriftliche Familienstammbaum, der mit dem 1730 geborenen Johann Baptist Molitor, Lehrer in Dorfprozelten, beginnt und mit der 1995 geboren Maria Weitz endet, lässt erahnen, wie groß diese Familie ist, über die man nur staunen kann. Zum Beispiel über jenen Molitor, der mit nur einer einzigen Ehefrau 17 Kinder zeugte! Denn die ungewöhnliche Ausstellung stellt auch die Eltern Ludwig Molitors vor, seine Kinder und andere Verwandte, wie jenen noch lebenden Nachfahren, der Maler und Bildhauer wurde und dessen moderne Kunstwerke einen ganzen Raum zieren. So gerät der Ausstellungsbesuch zu einer großen Entdeckungsreise, für die man sich Zeit nehmen sollte. Ausstellung —Familie Molitor. Dauerausstellung in Zweibrücken, Kulturgutstiftung Gehrlein-Fuchs, Zweibrücken, Mannlichhaus, Herzogstraße 8, Öffnungszeiten; Sonntag 11-12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 06332/43939 oder unter E-Mail: harald.lehmann@gmx.net. —Vernissage: Heute, Freitag, 16 Uhr. Die Ausstellung erläutert Harald Lehmann, Vorsitzender der Kulturgutstiftung Gehrlein-Fuchs. Den Einführungsvortrag in die Familie Molitor hält Hans Ammerich, der frühere Leiter des bischöflichen Archivs in Speyer. Danach stellt Peter Pistorius seine erst in diesem Jahr erschiene Chronik der Familie Molitor („Dein gedenk ich Josefine“) vor, die man auch erwerben kann. Außerdem werden zahlreiche Mitglieder der Familie Molitor erwartet, die nicht in Zweibrücken leben.

Das Ehrenbürgerdiplom von 1888 für den königlichen Oberlandesgerichtsrat a.D. Ludwig Molitor ist im Original zu sehen.
Das Ehrenbürgerdiplom von 1888 für den königlichen Oberlandesgerichtsrat a.D. Ludwig Molitor ist im Original zu sehen.
Kunst als Familiensache: Gedicht „Die Wunderblume“ von Wilhelm Molitor, vertont von seinem Bruder Ludwig Molitor.
Kunst als Familiensache: Gedicht »Die Wunderblume« von Wilhelm Molitor, vertont von seinem Bruder Ludwig Molitor.
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