Zweibrücken Dieses „Whiskybuch“ ist Ohlers letzter Streich

Zum Abschluss seiner Buchveröffentlichungen hat Wolfgang Ohler eine Romantrilogie vollendet.
Zum Abschluss seiner Buchveröffentlichungen hat Wolfgang Ohler eine Romantrilogie vollendet.

Wolfgang Ohlers neuester Roman „Freiheitsbaum“ handelt vom gewaltsamen Untergang des Herzogtums Zweibrücken. Ohler sagt, dass er keine weiteren Bücher mehr schreiben wird.

Mit dem Band „Freiheitsbaum oder Das Schloss in Flammen“ schließt der Zweibrücker Schriftsteller Wolfgang Ohler seine Romantrilogie über die Zeit der Herzöge in seiner Heimatstadt ab. Das flammende Schloss im Titel lässt bereits ahnen: Der dritte und letzte Teil des Zyklus führt den Leser in die wilden Jahre von 1783 bis 1795 – in die Zeit der Revolution, des Untergangs von Schloss Karlsberg und des Todes von Karl II. August, des letzten Zweibrücker Herzogs.

Seine Trilogie hatte der Autor mit dem ersten Band „Falschgold“ beginnen lassen, der sich mit der Ära des Barockfürsten und Hobby-Alchimisten Christian IV. um 1765 befasst. Die Handlung des 2023 veröffentlichten Folgebuchs „Kriegspfad“ setzt nach Christians Tod ein – nicht in Zweibrücken, sondern im Unabhängigkeitskrieg in Nordamerika.

Ein 30. Buch soll es nicht geben

Parallel zu seiner Arbeit an „Kriegspfad“ hat der Autor im vorigen Jahr das Finale seines Werks schon gleich mitverfasst: Es soll der Abschluss nicht nur der Trilogie um die Hauptfigur Jean Jacques Roux sein, sondern sämtlicher Buchveröffentlichungen von Wolfgang Ohler überhaupt. „Freiheitsbaum“ ist das 29. Buch des nunmehr 81-Jährigen.

Man sollte annehmen, dass der umtriebige Zweibrücker Schriftsteller die 30 ja nun auch noch hätte vollmachen können. Aber nein: „An diesen drei letzten Romanen habe ich mich richtig leergeschrieben“, gesteht Ohler. Innerhalb von knapp zwei Jahren musste er die drei Bände in langen Nachtsitzungen am Schreibtisch zu Papier bringen; tagsüber fehlten ihm dafür Zeit und Muße. „Ich hab’ geschrieben und recherchiert wie ein Wahnsinniger“, sagt er. „So schnell war ich vorher noch nie. Jetzt ist mir die Energie ausgegangen.“ Kürzere Geschichten – und auch seine allwöchentliche Kolumne für die RHEINPFALZ – verspricht Wolfgang Ohler aber auch in Zukunft noch zu verfassen. „Bei den 29 Büchern will ich es aber belassen. Das ist eine gute Zahl, eine Primzahl, und viel interessanter als die langweilige, runde 30.“

„Meine Whiskybücher“

Auf die Wochen und Monate zurückblickend, in denen er sich an seiner nächtlichen Mammutaufgabe abgearbeitet hat, nennt Wolfgang Ohler seine finale Trilogie liebevoll „meine Whiskybücher“. Unter dem Motto „Der Tag geht – Wolfgang Ohler schreibt“ hat er den Johnnie-Walker-Werbeslogan auf die eigene Situation umgemodelt. „Natürlich hat in dieser Zeit ab und zu auch mal ein kleines Gläschen meine Lebensgeister wieder geweckt.“

Im Mittelpunkt des Romans „Freiheitsbaum“ und seiner beiden Vorgängerbände stehen nicht etwa die hochherrschaftlichen Fürsten, sondern der brave Haus- und Kammerdiener von Johann Christian von Mannlich. Dass der herzogliche Hofmaler und Baudirektor von Schloss Karlsberg tatsächlich einen Hausdiener in Diensten hatte, lässt sich in Mannlichs Memoiren nachlesen. Allerdings ist dort nirgends der Name des Angestellten festgehalten.

Ohler schickt den Diener ins Schlachtengetümmel

Wolfgang Ohler erlaubt sich die schriftstellerische Freiheit, der historischen Figur nicht nur den fiktiven Namen Jean Jacques Roux zu verleihen, sondern seinen Helden auch noch manch prägendes Ereignis jener Jahre miterleben zu lassen, an dem der reale Diener wohl nicht wirklich teilgenommen hat. Unter anderem findet sich Jean Jacques Roux in der Uniform des Zweibrücker Regiments Royal Deux-Ponts mitten im Schlachtengetümmel des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wieder.

Wolfgang Ohler hat alle drei Bände seiner Trilogie auf Grundlage von Fakten abgefasst, die in Mannlichs Lebenserinnerungen niedergeschrieben sind. „Dort wird der Hausdiener vier- oder fünfmal erwähnt“, sagt der Autor. „In späteren Einträgen trägt er die Amtsbezeichnung Chambellan; er ist bei Mannlich also offenbar zu einer Art Haushofmeister aufgestiegen.“ Über die Existenz des Dieners liegen genügend Informationen vor, um ihn als historische Person auftreten zu lassen. Trotzdem bleibt die Figur so unbestimmt, dass man ihr in künstlerischer Freiheit ein ganz neues literarisches Eigenleben angedeihen lassen kann. Wie zum Beispiel im zweiten Band, in dem der Erzähler Ohler den Kammerdiener Roux als Adjutant des Herzogssohns Wilhelm von Forbach an der Schlacht bei Yorktown teilnehmen lässt.

Rettung aus dem todgeweihten Schloss

Der jetzt veröffentlichte Abschlussband schildert, wie Jean Jacques Roux wohlbehalten nach Europa zurückkehrt. Allerdings nicht direkt nach Zweibrücken, sondern erst mal auf seinen Gutshof im lothringischen Deuxville bei Nancy. „Dort wird er von Mannlich in einem Brief gebeten, zu ihm nach Zweibrücken zurückzukommen“, beschreibt Wolfgang Ohler die weitere Handlung. „Denn inzwischen wurde Mannlich vom neuen Herzog Karl II. August beauftragt, das Schloss Karlsberg mit Gemäldesammlung und die Parklandschaft Karlslust zu gestalten.“ Prompt eilt der treue Roux zu seinem Herrn, unterstützt diesen bei seiner schwierigen Arbeit – und dann besetzen französische Revolutionstruppen die Stadt Zweibrücken und das nagelneue Herzogsschloss Karlsberg bei Homburg. „Hier setzt die Hauptgeschichte des dritten Bandes ein“, erläutert der Autor. Karl II. August muss fliehen; Mannlich rettet aus dem todgeweihten Schloss mit Roux’ Unterstützung die Gemäldegalerie und die Bibliothek. Plastisch schildert Ohler Kampfhandlungen, die sich in jener Zeit in Zweibrücken abgespielt haben.

Wieso eigentlich hat der Zweibrücker Schriftsteller seinem semihistorischen Protagonisten einen französischen Namen verpasst? „Einer Stelle in Mannlichs Lebenserinnerungen habe ich entnommen, dass sein Diener perfekt Französisch gesprochen hat – besser als Deutsch. Da war es für mich naheliegend, dass der Mann ein Elsässer oder Lothringer gewesen sein muss.“ Ohler hat sich für letzteren Landstrich entschieden; aus sehr privaten Gründen. Den dritten Band hat der Zweibrücker seinem Urgroßvater und seinem Großvater gewidmet: Beide waren Lothringer. „Das war auch der Beweggrund dafür, wie ich die Figur des Jean Jacques Roux angelegt habe.“

Ein letztes Wiedersehen

Der Roman schließt mit Mannlichs Weggang 1795 ins kriegsverschonte München, wo er im Auftrag des Fürsten und späteren Bayernkönigs Max Joseph die große Bibliothek und die Gemäldegalerie ausbaut – mit den aus Homburg geretteten Büchern und Bildern als Grundlage. Eine letzte Offerte des Hofmalers an seinen liebgewonnenen Gefährten Jean Jacques, ihn nach Bayern zu begleiten, wird abschlägig beschieden: Roux beschließt, endgültig zu seiner Familie auf den Hof nach Lothringen heimzukehren. „Denn dort wird er gebraucht“, sagt Wolfgang Ohler. Und gönnt seiner Hauptfigur ein letztes Wiedersehen mit den Kameraden Georg Flohr und Fritz Ritter aus dem Unabhängigkeitskrieg: Die beiden Soldaten aus dem Regiment Royal Deux-Ponts haben tatsächlich gelebt; im Buch „Freiheitsbaum“ machen sie auf ihrer Heimkehr in die Pfalz unterwegs freundschaftlich Station auf Jean Jacques Roux’ Alterssitz.

Lesezeichen

Wolfgang Ohler: Freiheitsbaum oder Das Schloss in Flammen. Erzählung aus revolutionärer Zeit. Echo Verlag Zweibrücken, Oktober 2024. ISBN 978 3 924255 44 2
176 Seiten, 23 Abbildungen, 16,80 Euro.
Druck: conrad + bothner Zweibrücken
Am 9. Oktober, 19 Uhr, präsentiert Wolfgang Ohler das Buch im Foyer des Zweibrücker Schlosses – eines Schauplatzes von Szenen der Trilogie um Mannlichs Kammerdiener Jean Jacques Roux.

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