Zweibrücken Eichhörnchen-Taktik

ZWEIBRÜCKEN. Die alte VTZ-Garde mit Lucian Fielk, Florin Puiulet, den Grub-Brüdern, Wolfgang Hahn und Ex-Trainer Murat Pohara konnte gestern Abend wie die übrigen rund 400 Zuschauer, darunter 60 Gäste-Fans, zufrieden den Heimweg antreten: Sie hatten beim 29:29 (13:14) im Westpfalzderby zwischen der VTZ Saarpfalz und dem TuS Kaiserslautern-Dansenberg ein klasse Handballspiel gesehen – mit einer gerechten Punkteteilung.

Dabei war noch mehr drin für die junge VTZ-Truppe. 59:28 Minuten stand auf der Anzeigetafel, als Gästetrainer Marco Sliwa eine Auszeit nahm, um seine Jungs auf ihren letzten Angriff des Spiels einzuschwören. Anpfiff, zwei Pässe, Spielmacher Tim Beutler tankt sich durch und hat den Sieg in der Hand. „Aber er zieht den Ball ins kurze Eck, und irgendwie habe ich ihn dann mit meinen Kronjuwelen gehalten“, scherzte nach dem Schlusspfiff VTZ-Torwart Philipp Serr. Der Abpraller landete bei Robin Sauer; als der den Ex-Dansenberger Alexey Wetz zum Gegenstoß schickt, zeigt die Spieluhr noch 14 Restsekunden an. Wetz schüttelt seinen Gegenspieler ab, erwischt den Ball gerade noch – und wirft ihn neben das Tor, Spielende. Nach dem spannenden Schlussakkord mussten alle Akteure erst mal tief durchatmen und genossen den Applaus der Fans. Die hätten sicher die spätere Aussage von VTZ-Trainer Danijel Grgic unterschrieben: „Für die Zuschauer war es ein unterhaltsames Spiel, für mich und meinen Trainerkollegen nicht so sehr.“ So laut wie in den letzten zehn Minuten war es jedenfalls bei einem VTZ-Spiel schon lange nicht mehr in der Westpfalzhalle. „Es gab Höhen und Tiefen auf beiden Seiten“, meinte Alexey Wetz, der die VTZ kurz vor Ende mit seinen beiden Rückraumtoren auf Kurs hielt, in der Analyse. „Acht Minuten vor der Pause hatten wir eine schlechte Phase“, stellte VTZ-Kapitän Philip Wiese fest, der gestern ebenso nur verletzt zuschauen konnte wie auf der Dansenberger Seite der Ex-VTZler Steffen Kiefer. „Da haben wir das Spiel ein bisschen aus der Hand gegeben“, sagte Wetz. Was war passiert? Das VTZ-Team hatte gut begonnen, stand in der Abwehr sicher, spielte gute Angriffe aus, nutzte seine Torchancen. Nach 20 Minuten hatten die Dansenberger erst sechsmal in den VTZ-Kasten getroffen, die Gastgeber führten 10:6. Doch schwache Abschlüsse und einige technische Fehler ebneten der Sliwa-Truppe bis zur Pause den Weg zurück ins umkämpfte Spiel, in dem das Schiedsrichtergespann Ebert/Rosteck versucht hatte, sich mit zwei sehr frühen Zeitstrafen gegen Tomas Kraucevicius und Christopher Seitz gleich Respekt zu verschaffen. Das gelang nur bedingt. Die VTZ kam gut aus der Kabine, Kraucevicius, Mokris per Strafwurf, und erneut Kraucevicius drehten die Partie wieder zum 16:14. „Erstaunlich, wie sich meine junge Mannschaft da wieder selbst aus dem Dreck gezogen hat“, lobte VTZ-Coach Grgic. Auf der anderen Seite hielt vor allem der Grieche Xaris Mallios dagegen. Er hätte sich allerdings nicht beschweren können, wenn er nach seinem Siebenmeter ins Gesicht von VTZ-Keeper Serr (42.) Rot gesehen und von draußen hätte zuschauen müssen. VTZ-Coach Grgic hatte nach der Pause den Ex-Dansenberger Max Hartz für Dominik Rifel in den linken Rückraum beordert. Eine gute Idee: Hartz versenkte gleich drei Sprungwürfe hintereinander im TuS-Tor, traf später noch zweimal. „Wir haben es nicht geschafft, den Rückraum so in den Griff zu bekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten“, sagte Marco Sliwa dazu. Die VTZ blieb vorne, Mallios und Luca Munzinger stemmten sich gegen die drohende Niederlage – bis in die dramatische Schlussphase. „Wir sind zufrieden, hier zu punkten ist nicht schlecht. Hier werden nicht viele Mannschaften gewinnen“, meinte Dansenbergs Steffen Kiefer am Ende. Für die Coaches Grgic und Sliwa war das Remis leistungsgerecht. „Wenn mir vor sechs Wochen jemand gesagt hätte, wir stehen zu diesem Zeitpunkt mit 7:1-Punkten da, hätte ich das nicht geglaubt. Wir machen weiter wie die Eichhörnchen und sammeln Punkt für Punkt“, meinte Grgic dazu, dass sein Team, immer noch ungeschlagen, die Oberliga-Tabelle anführt. So spielten sie VTZ Saarpfalz: Serr, Klöckner (21.-45.) - Kraucevicius (4), Mokris (8/4), Hartz (5) - Sauer (3), Rolshausen (1) - Kurotschkin (3), Wetz (2), Rifel (1), Baumgart (2) TuS Kl-Dansenberg: Markus Seitz, Jonas Schulze (41.-44.) - Munzinger (6), Tim Beutler (6), Christopher Seitz (2) - Megalooikonomou (1), Mallios (12/5), Alexander Schulze (1), Labroue (1) Spielfilm: 5:4 (11.), 10:5 (18.), 12:8 (23.), 13:14 (Halbzeit) (60.), 18:16 (38.), 21:21 (45.), 27:27 (56.), 28:29 (59.), 29:29 (Ende) - Zeitstrafen: 7:6 - Rote Karte: Kraucevicius (43., dritte Zeitstrafe) - Siebenmeter: 4/4 - 4/4 - Beste Spieler: Hartz, Mokris - Mallios, Tim Beutler, Munzinger - Zuschauer: 400 - Schiedsrichter: Ebert/Rosteck (HV Rheinhessen). |sai

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