Zweibrücken Eigene Sänger geben Ring

Die über 200 000 Besucher des Saarländischen Staatstheaters dürfen sich auf ein spannendes Programm in der kommenden Spielzeit freuen: Unter dem Motto „Macht – Ohnmacht – Empowerment“ stehen im Musiktheater Neuproduktionen von Giuseppe Verdis Oper „Don Carlo“ in der fünfaktigen französischen Originalfassung und nach über 25 Jahren „Das Rheingold“ der Vorabend von Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ auf dem Programm.

„Besonders stolz sind wir darauf, dass wir den Ring großenteils mit Sängern aus dem Haus besetzen können,“ erzählte Dramaturgin Frederike Krüger. Mit „Don Carlo“ will das Staatstheater die Zusammenarbeit mit Roland Schwab fortsetzen, der zum Auftakt der Intendanz von Bodo Busse Publikum und Kritik mit seiner Inszenierung von Rossinis „Wilhelm Tell“ begeistert hatte. In einer Neuinszenierung des Repertoire-Stücks „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart verschafft sich der „dritte Stand“ Gehör. Macht und Ohnmacht im Leben einer der schillerndsten Ikonen des 20. Jahrhunderts thematisiert „Marilyn Forever“. Das Saarländische Staatstheater präsentiert die Oper von Gavin Bryars in deutscher Erstaufführung. „Das Stück wird aus der Perspektive ihres Todes erzählt,“ berichtete Dramaturgin Renate Liedtke. „Marilyn wollte anerkannt und geliebt werden. Das Werk spürt der Frage nach: Wie ist sie benutzt worden? Die neuartige Musikästhetik von Gavin Bryar hat zudem eine ausgesprochenen Nähe zur Popularmusik.“ Der Grenznähe zu Frankreich tragen Georges Bizets „Die Perlenfischer“ und die Märchenoper „Die arabische Prinzessin“ von Juan Cristostomo de Arriaga Rechnung, eine Koproduktion mit der Opéra National du Rhin in Straßburg. „Da macht auch unser Kinderchor mit,“ betonte Renate Liedtke. Die Zusammenarbeit mit Straßburg soll weiter ausgebaut werden. Mit dem Nationalsozialismus setzen sich die Oper „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Weinberg und das Musical „Marguerite“ von Michel Legrand auseinander, eine weitere deutsche Erstaufführung des Staatstheaters. Das Ballett greift das Spielzeitmotto mit seinem Eröffnungsstück „Prometheus“ von Ballettdirektor Stijn Celis mit der Musik von Ludwig van Beethovens „Die Geschöpfe des Prometheus“ und Lorenzo Bianchi Hoesch auf. „Prometheus verkörpert eine Haltung, die man bei sich selbst entwickeln muss,“ kommentierte Celis. „Man muss sich selbst vernichten, damit man sich neu erfinden kann. Prometheus ist jemand, der die Verantwortung übernimmt, Kunst an die Gesellschaft weiterzugeben. Man muss ihn als Symbol betrachten, nicht als Person darstellen.“ „Future World“, eine Zusammenarbeit von Stijn Celis und Richard Siegal, eröffnet am 5. März das Tanzfestival Saar 2020. Es ist inspiriert von der künstlichen Intelligenz und wie eine Gesellschaft damit umgeht. „Wir haben uns gefragt: Was wäre, wenn man E.T.A. Hoffmanns `Sandmann` in unsere Zeit überträgt und eine Puppe erschafft, die den Menschen so manipuliert, dass er es gar nicht merkt“, erzählte Dramaturg Klaus Kieser. Zudem gastiert am 7. März das Balletttheater Basel. Die Choreographen Moritz Ostruschnjak und Marioenrico d`Angelo stellen sich mit „Aufbrüche“ vor. Das Schauspiel eröffnet mit einer deutschen Erstaufführung: „Hoffnung“ von Stijn Deville greift die Finanzkrise von 2008 auf. Die Sparte vier des Staatstheaters setzt die Saarland-Saga fort: In „Weh dem, der aus der Reihe tanzt“, einer Uraufführung nach dem Roman des gebürtigen Sulzbachers Ludwig Harig, entwirft Schauspieldirektorin Bettina Bruinier eine Collage aus Zeitzeugenberichten, historischem Material und Spielszenen. Die Macht der Liebe, aber auch die Macht des Geldes greift ihre Inszenierung von „Der große Gatsby“ nach dem Roman von Scott F. Fitzgerald auf. Klassiker wie „Hexenjagd“ von Arthur Miller oder Henrik Ibsens „Nora“ stellen die Verletzlichkeit des Individuums in den Mittelpunkt.

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