Zweibrücken Ein musikalischer Spiegel der Seelenregungen

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Hell schwebte der lyrische Sopran Christiane Fritzingers zu Roman Gießings dunklen, warmen Celloklängen durch die große katholische Kirche St. Martinus in Martinshöhe: In Georg Friedrich Händels (1685-1759) Arie „Meine Seele hört“ stimmte sie die 60 Besucher am Sonntagnachmittag auf das Konzert am Tag des Offenen Denkmals ein.

Mit Werken aus Barock, Klassik und Romantik würdigte das Kammerorchester-Ensemble Con Anima zusammen mit weiteren Solisten wie Geigerin Antje Scotti-Pollmann und Pianist Frank Kersting auch Meister wie Joseph Haydn, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart, Heinrich von Herzogenberg und Joseph Gabriel Rheinberger. Auffallend war die hervorragende Akustik in der Kirche, in der die Stimme Christiane Fritzingers geradezu ätherisch durch den Raum schwebte und die spirituelle Arie Händels mit tief empfundenem Ausdruck lebendig werden ließ, voll unruhiger Bewegung, die das innere Ringen deutlich werden ließ, dezent begleitet vom Ensemble Con Anima. Ganz anders war der Klangcharakter der Arie des Gabriel „Nun beut die Flur“ aus Joseph Haydns (1732-1809) Oratorium „Die Schöpfung“. Aus ruhig-ausgewogenen Kammerorchesterklängen brach sich eine verhaltene Ausbruchstimmung Bahn, akzentuiert durch punktierte Rhythmen, aufsteigende Melodieintervalle und die immer intensiver und drängender werdende Stimme von Christiane Fritzinger. Höchste Eindringlichkeit nahm ihr zarter Sopran in Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809-1847) Arie „So ihr mich von ganzem Herzen“ an. Entschiedenheit und entschlossene Kraft klangen aus der silberhellen Melodie, die sich aus der verhaltenen Begleitung des Kammerorchesters hervorhob. Georg Friedrich Händels (1685-1759) Arie „Tecum principium“ bot der Sängerin Gelegenheit, ihre virtuose Gesangstechnik und Geläufigkeit gerade auch in halsbrecherisch hohen Stimmlagen zu zeigen und ihre Stimme im Echo des Cellothemas vibrieren zu lassen. Kammermusikalische Dezenz und intensiver Ausdruck verbanden sich in der Interpretation des Allegros aus der Sonate B-Dur KV 292 für Cello und Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Das Klangbild wurde bestimmt von den satten, dunklen Farben von Roman Gießings Cellomelodie, das mit dem Klavierthema im reflektierten Anschlag von Frank Kersting in einen intensiven musikalischen Dialog trat. Ein Gotteslob voll ruhiger Sicherheit und Kraft in einer vom Ensemble Con Anima farbenreich nuancierten Klangpalette war die Arie „O salutaris“ von Théodore Dubois (1837-1924). Der voll aufblühende Sopran Christiane Fritzingers nahm in dieser balladenähnlichen Erzählung einen sehr berührenden Ausdruck an und klang zart-verhalten aus. Ein ruhig-verinnerlichtes Gebet was das „Ave Maria“ von Dubois, in dem die im Mittelpunkt stehende Stimme sich allmählich aus ihrer statuarischen Ruhe löste und immer intensiver, erregter, auch persönlicher wurde, ein musikalischer Spiegel unterschiedlichster Seelenregungen. Facettenreich im Orchestersatz wie in der Solopartie war auch die Interpretation von Händels (1685-1759) „Salve Regina“: Sehr intensiv und berührend lotete Christiane Fritzingers zarter, schlank geführter und doch kraftvoller Sopran den Ausdrucksreichtum dieser Arie aus, mit vielen feinen Nuancen im Vortrag begleitet vom Ensemble Con Anima. In den schnellen sicheren Tempi verbanden sich Leichtigkeit mit Temperament und Expressivität; Erregung und Seufzermotivik in tiefen, fallenden Themen verdeutlichten Marias Leid. Unirdische Leichtigkeit und Nonchalance prägten das Klaviertrio C-Dur KV 548 von Mozart.

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