Zweibrücken Gegen Blacky, Kretzsche und Co.

Zweibrücken. Zu runden Geburtstagen denkt man sich meist was Besonderes als Geschenk aus. Eine tolle Idee hatten die Verantwortlichen des SV 64 Zweibrücken, „eine Traumidee als Dankeschön an unsere Fans, die Sponsoren und auch unsere Spieler“, wie Vorsitzender Klaus Wöschler sagt. Am Freitag (19.30 Uhr, Westpfalzhalle) trifft die erste Herrenmannschaft des SV 64 auf Christian Schwarzers „All-Star-Team“. In Kurzform: die Zweibrücker Löwen gegen über 1800 Länderspiele und über 3750 Länderspieltore.

Der Drittliga-Aufsteiger spielt mit der Meistermannschaft plus Torwart Yannic Klöckner, Thomas Zellmer, Torben Rixecker und Neuzugang Florian Enders gegen die Crème de la crème des deutschen Handballs: Welthandballer Daniel Stephan, die 2007er-Weltmeister Christian Schwarzer und Andrej Klimovets, die Europameister Jan-Olaf Immel und Steffen Weber (2004), Olympia-Silbermedaillengewinner von Torwart Christian Ramota (2004) bis zum heutigen Bundesliga-Trainer Uli Roth (1984). Das „All-Star-Team“ ist nahezu identisch mit dem, das im Januar zum 60. Geburtstag für Joachim Deckarm in Saarbrücken gespielt hat. „Vielleicht haben wir noch einen Überraschungsgast“, sagt Schwarzer. Zu seiner Truppe gehört auch Frank Schmitt, ehemaliger Regisseur im Rückraum des Bundesligisten TV Niederwürzbach, Schwarzers Wohnort. Auf Welthandballer und Torhüter Henning Fritz müssen die Zweibrücker Handball-Fans indes verzichten: Der Ex-Keeper des THW Kiel und der Rhein-Neckar Löwen ist seit kurzem für das Torwarttraining der A-Nationalmannschaft zuständig und bereitet sich mit dem Team auf das wichtige Qualifikationsrückspiel zur WM in Katar am Samstag in Magdeburg vor. Im Mail-Verteiler hat Schwarzer 65 bis 70 Spieler für das „All-Star-Team“, zum festen Stamm gehörten zehn bis zwölf. „16 Zusagen von Spielern brauche ich schon, damit ich einem Veranstalter das Okay geben kann“, verdeutlicht er, „und von den Top Fünf Schwarzer, Kretzschmar, Baur, Stephan und Fritz sollten mindestens drei dabei sein. Aber Kretzsche ist am wichtigsten“, sagt er lachend. Vor zweieinhalb Jahren sei die Idee aufgekommen, als Nachfolger der Weltmeister von 1978 weiterzumachen. Vier- bis sechsmal im Jahr treffe sich die Auswahl zu Benefizspielen, „es macht uns einfach noch Spaß zu spielen“. Schwarzer weiter: „Wir sehen, mit welch geringem Aufwand für uns wir viel für andere erreichen können.“ Vielleicht stoßen demnächst Florian Kehrmann und Oliver Roggisch zum Team. „Einmal im Jahr spielen wir immer für Jo Deckarm“, erläutert Schwarzer. „Sonst frage ich an, ob jemand der Spieler aktuell ein Thema hat, das wir unterstützen sollen. Diesmal haben wir es regional gehalten“, sagt er. Die 7500 Euro Antrittsprämie seiner Truppe, die von der Sparkasse Südwestpfalz, Edeka Ernst, dem Autohaus Reinhard und der Pirmasenser Café-Galerie Unicorn/Artlounge gesponsert wurden, gehen zu gleichen Teilen an soziale Einrichtungen, bei denen Schwarzer zum Teil Schirmherr ist: Herzkrankes Kind Homburg, Ronald McDonald Kinderhilfestiftung Homburg, KIO Kinderhilfe Organtransplantation Sportler für Organspende und die Heinrich-Kimmle-Stiftung. „Jeder in unserem Team ist Papa, hat Familie“, unterstreicht er die Motivation. Ein bisschen Joggen mit dem Hund, Tennis, Golf, ein- bis zweimal die Woche ins Handballtraining: So hält sich der 44-Jährige für die sportlichen Anforderungen seines Teams fit. Nach dem Spiel, beim gemütlichen Beisammensein im Festzelt, kann sich Christian Schwarzer nicht lange aufhalten: Am Samstagmorgen hebt sein Flugzeug nach Berlin ab, von dort geht es mit dem Auto nach Magdeburg, zum Quali-Rückspiel der Deutschen gegen Polen, das er fürs ZDF mitkommentiert. „Wenn vorher jemand gesagt hätte, wir verlieren in Polen mit einem Tor, wäre das super gewesen. Nach dem Spiel muss man sagen, das hätten die Deutschen auch mit zwei, drei, vier Toren Vorsprung gewinnen können“, ist Schwarzer, auch DHB-Jugendtrainer und Jugendkoordinator, in der Bewertung etwas hin- und her gerissen. „Die Niederlage ist aber für die Psyche besser“, glaubt er. „Wir haben eine sehr, sehr gute Ausgangsposition, die Katar-Quali sollte möglich sein.“ Am Freitag schlagen aber erst mal die Herzen der Handball-Fans in der Westpfalz höher: „Vor einem Jahr hatten wir die Idee, zum Jubiläum was Besonderes zu machen, wollten zuerst einen Bundesligisten einladen“, sagt SV 64-Vorsitzender Klaus Wöschler. Bis Christian Schwarzer, dessen Sohn Kian in der SV-Jugend spielt, sein „All-Star-Team“ ins Spiel brachte. „Dann haben wir einen Termin gesucht, und mit dem Freitag hat es geklappt“, sagt Wöschler. Abgerundet wird das Spiel mit einer großen Tombola mit Preisen vom Tablet über signierte Star-Trikots bis zu einem Reisegutschein. Wöschler hat im Übrigen als Geburtstagsgeschenk für seinen Sohn Till, Speerwerfer des LAZ Zweibrücken, den freien Platz im Schwarzer-Team bei Ebay für 301 Euro ersteigert.

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