Zweibrücken Gensch-Man im Anflug auf Mainz

Eine Überraschung, die man ahnt, ist keine. Deshalb hat der Zweibrücker CDU-Vorsitzende Christoph Gensch nichts Überraschendes geschafft, aber etwas für Zweibrücken Historisches: Er hat in einem Wahlkreis, der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs tiefrot war, als Christdemokrat die meisten Stimmen geholt.

Das Überraschende daran ist allenfalls, dass er das geschafft hat, obwohl die CDU im Land am Sonntag schwächelte und gegenüber vor fünf Jahren deutlich Stimmen einbüßte. Gensch hat seinen Coup also quasi bei heftigem Gegenwind gelandet. Man kann Christoph Genschs Ergebnis mit dem angeblich schwachen Kandidaten der SPD zu erklären versuchen. Die Frage ist allerdings, ob Stéphane Moulin ein schwacher Kandidat war. Moulin mag zuweilen blutleer, brav, gar schüchtern wirken, er ist aber ein kluger Kopf, der gut zu argumentieren versteht. Das hat jeder erlebt, der die RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion der Wahlkreiskandidaten im Audimax der Hochschule verfolgte (wir berichteten am 5. März). Gerade auch im Vergleich mit früheren Wahlkreiskandidaten der SPD wird man nicht zu dem Urteil kommen, dass Moulin ein schwacher Kandidat war. Auch dem SPD-Landtagskandidaten Fritz Presl war es nie gelungen, mehr Personenstimmen auf sich zu vereinen als Parteistimmen. Die SPD hatte im Wahlkreis Zweibrücken immer einen höheren Zweitstimmenanteil als Presls Erststimmenanteil. So verhält es sich auch diesmal bei Moulin: Der Kandidat schneidet durchweg schlechter ab als die Partei, aber nicht viel schlechter. Der Abstand ist ähnlich wie bei Presl. Also muss das gute Abschneiden von Gensch an Gensch selbst liegen. Er hat es ganz offensichtlich geschafft, die Mehrheit der Wähler von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Ihm trauen die Menschen aus der Region Zweibrücken am ehesten zu, ihre Interessen in Mainz zu vertreten und auch durchzusetzen. Gensch hat den Wahlkreis Zweibrücken vor allem deshalb gewonnen, weil er sich in der Stadt Zweibrücken klar gegen Moulin durchgesetzt hat und innerhalb der Stadt noch einmal ganz eindeutig in der Kernstadt. Die Kernstadt hat mit der Landesstimme SPD gewählt und mit der Personenstimme Gensch. Das hat letztlich den Ausschlag gegeben. Gensch hat auch in den eigentlich roten Vororten Bubenhausen, Ernstweiler, Ixheim und Rimschweiler (!) die Nase klar vorn. In ganz Zweibrücken gingen nur Wattweiler und Niederauerbach an Moulin. Gensch hatte die Stadt hinter sich, und das war die Bank für seinen Sieg. Hinzu kommt aber, dass er auch in der roten Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land – wieder ein klarer Sieg für die SPD bei den Zweitstimmen – bei den Erststimmen Moulin eindeutig auf Platz zwei verwies. Das lag nicht nur an den CDU-Hochburgen Contwig und Riedelberg. Die ehemalige Verbandsgemeinde (VG) Wallhalben, die ebenfalls zum Wahlkreis 46 gehört, geht traditionell an die CDU, so auch dieses Mal. Aber auch hier übertraf Gensch das Parteiergebnis. Eine Zustimmungsquote von drei Fünfteln schaffte er in Knopp-Labach, Krähenberg und Schmitshausen. Stéphane Moulin kann sich sagen: alles getan, trotzdem verloren. Gerade in der Stadt Zweibrücken ist sein Ergebnis zu schwach. Hier entschied sich das Spiel. Hier liegt der SPD-Kandidat elf Prozentpunkte hinter seiner Partei − zu viel. Einzelne Erfolgserlebnisse wie die Siege in Niederauerbach und Wattweiler reißen es nicht raus. Vergleichsweise am besten schnitt Moulin noch in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land ab, wo er sich in den SPD-Hochburgen Dellfeld, Althornbach, Battweiler und Walshausen achtbar schlug. In der ehemaligen VG Wallhalben indes hatte er große Mühe, den Kopf noch kurz vor Martin Eichert von den Freien Wählern über die Ziellinie zu bringen. Außer in Herschberg und in Winterbach ging Moulin im Wallhalber Land überall baden. Neben Moulin gibt es im Wahlkreis Zweibrücken einen zweiten großen Verlierer. Er heißt Fred Konrad. Klar, seine Partei wurde arg gerupft, verlor im Land zwei Drittel der Stimmen von 2011. Aber Konrad hat in seinem Wahlkreis eine schon außergewöhnliche Pleite hingelegt: Vor fünf Jahren war er strahlender Dritter unter allen Wahlkreiskandidaten, diesmal ist er abgeschlagen Letzter. Und das passiert ausgerechnet dem einzigen Wahlkreiskandidaten mit landespolitischer Erfahrung. Kein gutes Zeugnis, dass ihm der Wähler hier ausstellt. Konrad verliert überall. Auffällig ist vor allem, dass Fred Konrad die Mehrheit in seinem Wohnort Käshofen einbüßt und zudem in mehreren Stadtbezirken unter fünf Prozent bleibt. Dass er in der ehemaligen Verbandsgemeinde Wallhalben völlig baden geht, ist indes keine Überraschung. Vor fünf Jahren hatte er dort noch in Aussicht gestellt, für den Erhalt dieser Verbandsgemeinde zu kämpfen. Getan hat er es nicht. In einigen Dörfern bekam er weniger als zehn Stimmen, in Schauerberg keine einzige mehr. Die übrigen Direktkandidaten im Wahlkreis Zweibrücken haben sich sehr wacker geschlagen – allen voran Martin Eichert. Der Schauerberger Bürgermeister und Kandidat der Freien Wähler kam sogar über zehn Prozent. Er stellte damit sogar das Ergebnis seines Parteifreundes Berthold Martin von vor fünf Jahren in den Schatten. Hervorragend auch das Resultat von Atilla Eren (Linke). Er ist das genaue Gegenteil von dem, wie man sich einen Politiker vorstellt. Mit acht Prozent schneidet er ausgezeichnet ab, ebenfalls klar besser als sein Genosse Matthias Nunold vor fünf Jahren – und auch viel besser als seine Partei. Selbst die bis dato wenig bekannte Erika Watson (FDP) kann mit ihrem Ergebnis sehr zufrieden sein: Sie schnitt deutlich besser ab als der erfahrene Abgeordnete Fred Konrad und fast so gut wie ihr ebenfalls erfahrener Parteifreund und politischer Ziehvater Reiner Hohn vor fünf Jahren.

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