Zweibrücken Gewalt gegen Frauen: Ein Problem der ganzen Gesellschaft

Die Frauen vor dem Pop-up-Store präsentieren sich in Orange, ...
Die Frauen vor dem Pop-up-Store präsentieren sich in Orange, ...

Dafür, dass Frauen frei von Gewalt leben sollen, haben Frauen am Samstag in der Zweibrücker Fußgängerzone Flagge gezeigt. Ein anderes Signal lässt aber noch auf sich warten.

Wer an diesem Samstag am Stand in der Fußgängerzone bereitsteht und beim Aktionstag mitmacht, gibt sich mit einem orangefarbenen Kleidungsstück zu erkennen – einem Schal, einer Mütze oder einer Jacke. Orange ist das Symbol der UN-Kampagne „Orange The World“, mit der seit 1991 weltweit auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht wird.

Für Passantinnen gibt es Rosen: Die Blumen seien ein „Türöffner“, damit komme man ins Gespräch, sagt Birgit Kerner vom Zweibrücker Frauennotruf. „Rosen statt Veilchen“ bringt sie es auf den Punkt. „Viele Frauen sagen, das ist ein wichtiges Thema. Betroffene werden sich hier am Stand aber wohl nicht zeigen“, ist Kerner überzeugt. Am Aktionstag soll auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Birgit Kerner: „Es ist kein individuelles, es ist ein gesellschaftliches Problem. Es ist immer noch schwierig, dass sich Menschen positionieren. Wir probieren, das Thema in die Gesellschaft reinzubringen.“

„Sich trauen, sich zu informieren“

Das wollen auch die städtische Beigeordnete Christina Rauch und die Stadträtinnen Anne Bauer und Dagmar Pohlmann – über Parteigrenzen hinweg. Rauch: „Wir wollen Plakate mit QR-Codes und Infos in Schutzräumen aufhängen, etwa in Toilettenanlagen. Die Frauen sollen sich trauen, sich zu informieren.“ Die drei wollen „gesellschaftliche Räume schaffen, damit Frauen wissen, wo sie sich hinwenden können“. In der Schule, auf der Arbeit, an der Wohnstätte sollten „die Augen offengehalten und füreinander Verantwortung getragen werden“, sind sich die Ratsfrauen einig.

Der Auftaktveranstaltung sollen noch mehr Veranstaltungen mit dem Frauennotruf folgen. „Nicht nur in der Zeit der Orange Days, sondern im ganzen Jahr“, sagt Christina Rauch. Die Orange Days beginnen am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, und enden am 10. Dezember mit dem Tag der Menschenrechte. Die Ausstellung „Galerie der Meinungen“, die derzeit im Pop-up-Store an der Ecke Haupt-/Mühlstraße zu sehen ist, soll später laut Rauch im Bürgerbüro gezeigt werden, zusammen mit weiteren Infos zu Hilfsangeboten. Für die Plakatserie haben sich Männer aus der Region, die in öffentlichen Positionen tätig sind, mit eigenen Thesen von Gewalt in engen sozialen Beziehungen distanziert.

... die Zweibrücker Alexanderskirche bis jetzt noch nicht. Das soll aber bald folgen.
... die Zweibrücker Alexanderskirche bis jetzt noch nicht. Das soll aber bald folgen.

In diesen Tagen sollen zudem die Alexanderskirche, das City-Outlet und der Rathauseingang orange illuminiert werden. Dies hätte eigentlich schon seit Samstag der Fall sein sollen; noch ist es aber nicht soweit.

„Häusliche Gewalt hat zugenommen. Nicht nur bundesweit, sondern auch bei uns“, sagt Susanne Morsch, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Südwestpfalz. Auch die „digitale Gewalt“ gegen Frauen nehme zu. Als Gleichstellungsbeauftragte führe sie Gespräche und vermittle an Hilfsstellen. „Alleine könnte ich das alles gar nicht leisten. Ich bin eine erste Anlaufstelle.“ Oft verweise sie an die Interventionsstelle in Pirmasens.

Unter „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ versteht der regionale Runde Tisch „körperliche, psychische, finanzielle oder strukturelle Gewalt von Körperverletzung, Zwangsheirat oder Stalking bis hin zum Mord und Totschlag“. Man arbeite daran, „die Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Gewalt in engen sozialen Beziehungen voranzutreiben und die vorhandenen Beratungsstrukturen auf- und auszubauen, um betroffenen Frauen optimale Unterstützung und Hilfe anbieten zu können“, heißt es in einer Pressemitteilung. Frauen konnten am Samstag mit Vertreterinnen der beteiligten Gruppen sprechen und Faltblätter mitnehmen.

Info

Aktiv im regionalen Tisch gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen sind in Pirmasens die Interventionsstelle Häusliche Gewalt, die Beratungsstelle Contra Häusliche Gewalt und das Frauenhaus. In Zweibrücken der Frauennotruf, die Gleichstellungsbeauftragten der Städte Zweibrücken und Pirmasens sowie des Kreises Südwestpfalz sowie das Polizeipräsidium Westpfalz, vertreten durch die Opferschutzbeauftragte der Polizei und die Führungsgruppe der Polizeidirektion Pirmasens.

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