Zweibrücken Große Dynamik in Öl

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Mit Wolfgang Beck präsentiert sich in der Dahner Kreisgalerie ein sehr experimentierfreudiger Künstler. Der in Donsieders lebende Beck arbeitet mal mit Eierkartons, kopiert, sprüht, bearbeitet Styropor, sägt Baumstämme oder biegt Plexiglasplatten. Die richtig tiefgründig-guten Arbeiten malt er jedoch klassisch in Öl auf Leinwand.

„Schöne neue Welt“ hat er seine Ausstellung genannt, womit er sicher nicht die schön-flirrenden Neuen Medien meint. Beck kann in der analogen Welt noch genügend Spielraum für künstlerische Arbeit finden und testet allerlei Mögliches und Unmögliches an Techniken aus, wie in der Kreisgalerie zu sehen ist. Da wären die Eierkartons mit ihrer Waffelstruktur, über die er Köpfe gemalt hat oder auf Papier kopiert und gesprühte Motive klebt. Der Eierkarton dient als analoges Mittel zur Darstellung einer Verpixelung. Verblüffend wirken die Styropor-Arbeiten. Wohl mit Mitteln der Chemie hat Beck hier Teile der Styroporplatte abgelöst und durch geschickten Einsatz von Licht und Schatten sehr plastische Gesichter in das Styropor geformt. Marlene Dietrich ist klar erkennbar auf dem dann schwarz eingefärbten Kunststoff. Eine andere Arbeit zeigt Franz Kafka, womit der aus Heidelberg stammende Künstler Andeutungen auf seinen Gedankenraum gibt und das, was gemeinhin in den Köpfen der Dargestellten vermutet werden kann. Das Kafka-Motiv findet sich öfter in der Ausstellung. Den Schriftsteller hat Beck in vielerlei Formen auf Papier, Styropor oder Eierkarton gebracht. Des Öfteren auch als Sprühbild mit darüber gesprenkelter Farbe oder in Kombination mit Transparentpapier. Ein Saal ist ganz diesen Materialexperimenten gewidmet, bei denen vereinzelt sicher auch der Inhalt gegenüber dem interessanten Materialeffekt auf der Strecke blieb. In einer weiteren Serie hat Beck per Kettensäge Holzstämme zu Figuren bearbeitet, die er in einigen Fällen noch mit Plexiglasobjekten ergänzt hat. Das teure Material wurde von ihm noch zusätzlich bemalt und gebogen, was letztlich nicht so recht überzeugen kann. Richtig intensiv und rundum gelungen wird bei Wolfgang Beck Öl ganz klassisch auf Leinwand mit Pinsel und Spachtel aufgetragen. In der ganz normalen und seit Jahrhunderten bewährten Technik läuft der Südwestpfälzer zur Höchstform auf. Gemälde wie „Phönix aus der Asche“ oder „Zeitreise“ stellen die sicher spannenden und auch interessanten Materialexperimente klar in den Schatten und machen vor allem Appetit auf mehr. Die Art, wie Beck die Farbe in vielen Schichten sehr gekonnt aufträgt und zu imaginären Räumen und Formen verdichtet, kann man nicht lernen. Das muss im Künstler schon drin sein. Insofern verrät er in den Ölbildern viel mehr über sich selbst als in dutzenden Sprüheffekten. Wenige Linien genügen Beck zur Schaffung von Perspektiven, die dem Betrachter Halt zu geben vortäuschen, ihn aber gleich wieder fallen lassen. Das Auge glaubt zu erkennen, was sich sogleich wieder entzieht. Ohne schreiende Farben und plakative Effekte ist dem Künstler in seinen Ölgemälden eine erstaunlich Dynamik gelungen. Die meiste Energie strahlen klar die Ölbilder aus, von denen in Dahn leider nicht sehr viele zu sehen sind. Ausstellung Wolfgang Beck: „Schöne neue Welt“, Malerei, Dahn, Kreisgalerie, Schulstraße 14, bis 4. Oktober, geöffnet täglich von 15 bis 18 Uhr.

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