Zweibrücken Großes Bieterinteresse am Flughafen

Es war kein Blick ins Leere, sondern offenbar in ein mit prominenten Adressen gefülltes Postfach: Mehrere private Investoren, Unternehmen der Luftfahrtbranche, haben nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Jan Marcus Plathner bis Montag ihr Interesse bekundet, den Flughafen Zweibrücken zu übernehmen. Bis zu einem Dutzend Bieter sollen sich gemeldet haben.

Plathner bezeichnete die Interessensbekundungen als positives Zwischenergebnis und skizzierte sein weiteres Vorgehen. Die Interessenten müssten nun Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnen, dann werde ihnen Einblick in die Bücher der Flughafen GmbH gewährt. Man werde zügig Verhandlungen aufnehmen mit dem Ziel, bis Mitte Oktober zu ersten Angeboten zu kommen. Diese seien noch nicht bindend. Bis Ende Oktober soll das wirtschaftlich beste Gebot herausgefiltert sein. Letztes, nicht das beste Konzept eines künftigen Betriebs, muss Plathner im Interesse der Gläubiger berücksichtigen. Dem Vernehmen nach haben sich solvente, erfahrene Unternehmen aus der Luftfahrtbranche gemeldet. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Markus Rademacher, der 115 Mitarbeiter vertritt, schloss aus seinen Informationen: „Ich bin ganz optimistisch, dass was Gutes dabei ist. Die Chancen für uns Mitarbeiter sind beträchtlich gestiegen.“ Der vorläufige Insolvenzverwalter betonte gestern, es brauche weitere finanzielle Hilfen, etwa von Flugunternehmen, um den Flugbetrieb über den Sommerflugplan hinaus aufrechtzuerhalten. Eine Vorfinanzierung des Hauptkunden Tuifly sichert den Flugbetrieb bis 7. November. Plathners Sprecher sagte auf Nachfrage, Kündigungen anderer Fluggesellschaften oder Veranstalter seien ihnen nicht bekannt. Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker, der als Vertreter der kommunalen Miteigentümer des Flughafens gestern bei Besprechungen mit der Geschäftsführung und Mitarbeitern des vorläufigen Insolvenzverwalters dabei war, unterstrich, dass Tuifly weiterhin großes Interesse an einem künftigen Flugbetrieb in Zweibrücken habe. Gundacker: „Eine Rückkehr ist keineswegs ausgeschlossen.“ Die Gesellschaft kündigte kürzlich an, den Sommerflugplan 2015 in Ensheim abzuwickeln. Offenbar wird nur eine kurze bindende Vereinbarung mit dem Saarflughafen getroffen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Mainzer Landtag, Ex-Wirtschaftsminister Hendrik Hering, und der Wahlkreis-Abgeordnete Fritz Presl erörterten gestern die Situation eines möglichen Flughafen-Aus mit Beschäftigten des Flughafens, aber auch der Leitung des Outlet-Betreibers Neinver. Die Interessenbekundungen von Investoren stimmten hoffnungsvoll, auch wenn man gemäß der Auflagen der EU-Kommission nicht allzu große Hoffnungen auf eine weitere Nutzung schwerpunktmäßig als Passagierflughafen in Zweibrücken setzen sollte, deutete Hering seine Einschätzung an. Es gebe andere Luftverkehrszweige, Werften, Fracht, auch Geschäftsflüge, die für Zweibrücken unter einem privaten Eigentümer eine gute Zukunft versprächen. Hering versicherte, dass seine Fraktion sich für den Erhalt der Luftfahrtrechte bis zuletzt einsetzen werde. Entscheidendes hänge aber von Brüssel ab. Hering: „Ein Privater darf nicht von Rückzahlungen belastet werden. Das muss uns in den Abstimmungen mit Brüssel gelingen.“ Der ehemalige Wirtschaftsminister, in dessen Regierungszeit die Charter- und Linienflüge von Tuifly, Germanwings und Ryanair ab Zweibrücken durchstarteten, aber auch die Subventionen in Millionenhöhe stiegen, sieht Zweibrücken auch im Fall der Fälle nicht auf die Situation von 1992, als die Arbeitslosenquote auf über 20 Prozent hochschnellte, zurückgeworfen. „Allein die Förderung der Brücke hin zum Werk von John Deere löst Investitionen des Unternehmens aus, die zu einem Arbeitsplatzaufbau führen wird. Meiner Einschätzung nach in der Dimension der Stellen, die hoffentlich beim Flughafen nicht wegfallen werden.“ Auch das Gespräch mit dem Outlet-Betreiber bestärke ihn. Im Umfeld des Outlets könne viel geschehen, das dessen Attraktivität steigere. Hering: „Ich glaube, dass wir bald Nachrichten hören werden, dass das Outlet vier Millionen Besucher begrüßte.“ Vergangenes Jahr waren es knapp 3,5 Millionen. Hering sagte, seine Fraktion werde die bis zu zwölf zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntage absichern. Der SPD-Fraktionsvorsitzende sagte, die Landesregierung werde im Rahmen der Wirtschaftsförderung bis 2020 bevorzugt Anträge Zweibrücker Unternehmen berücksichtigen. Auch wenn dies heiße, dass anderswo im Land Anträge abgelehnt werden müssen. Acht Millionen Euro stünden auf Abruf bereit. Bei der Darstellung des 25-Punkte-Hilfsprogramms habe die Landesregierung Fehler gemacht. Bei der wilden Aufzählung von Einzelmaßnahmen sei zu kurz gekommen, dass man in Mainz vor allem auf aus der Region heraus entwickelte Projekte setze, und „wir dafür sicher noch Geld in die Hand nehmen werden“. Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker stellte klar, dass mit den beabsichtigten Gewerbeansiedlungen im Outlet-Umfeld keinesfalls das Gewerbegebiet Truppacherhöhe aufgegeben werde. Man wolle nur kurzfristig zu Realisierendes ermöglichen, für den Fall, dass ein Vorhaben an der Erschließungsdauer der Truppacherhöhe scheitern würde. (cps)

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