Zweibrücken Im Mörtel ist der Staub gefangen

„Sehen Sie die beiden Bildschirme? Von hier aus kann ich die ganze Anlage sofort abstellen, wenn ich eine Störung bemerke“, erklärt Michael Lehner, Anlagenführer von Terrag auf dem Gelände der Mörsbacher Deponie. Die Konditionierungsanlage sei von einer einzigen Person zu führen.

Rechts sind die Bilder der Kameras zu sehen, die die Anlage überwachen. Auf dem linken Bildschirm sind die einzelnen Komponenten schematisch dargestellt: der Bereich, wo die ankommenden Laster ihre Ladung abladen, die vier Silos, der Durchlaufmischer, der das Herzstück des Betriebs darstellt. Die Konditionierungsanlage der Terrag verarbeitet Stäube aus der Abfallmitverbrennung, so dass die Reste gefahrlos zu lagern sind. Das Prinzip sei nicht schwierig, sagt Terrag-Sprecher Hubert Immesberger. Das Material kommt als feiner Staub an und wird mit Wasser vermischt. Immesberger vergleicht den Prozess mit dem Anmischen von Beton. Es entstehe eine Art Mörtel, in dem die Stäube gebunden sind. Dieses Endprodukt werde dann zum Deponiebau verwendet, etwa um Teile des Geländes in Mörsbach zu stabilisieren. „Es ist im Grunde eine simple Anlage, aber es steckt viel Know-how dahinter“, so der Sprecher. Es sei ähnlich wie bei Asbest, so Immesberger: Auch dieser Stoff sei nur gefährlich, wenn die einzelnen Fasern in die Umwelt gelangen. Die Stäube, die die Terrag verarbeitet, seien in gebundener Form sicher. Dennoch steht das Unternehmen immer wieder in der Kritik. Besonders die Bürgerinitiative Mörsbach (BI) fürchtet, dass gefährliche Stoffe in die Luft gelangen könnten. „Das kann ich verstehen“, meint der Sprecher und verweist auf die gesicherte Herkunft der Stäube. „Die Lieferungen kommen immer von denselben Unternehmen und werden mehrfach kontrolliert.“ Es werde nicht jeder einzelne Laster überprüft. Dennoch sei bei der Konditionierungsanlage bekannt, welche Stoffe verarbeitet werden. Anders sei es bei Müllverbrennungsanlagen. In den normalen Hausmüll könne man alles Mögliche stecken, was dann in der Anlage landet. Seit 14 Monaten habe es keine Betriebsstörungen mehr gegeben. Technisch gesehen sei die Anlage sicher, „aber wenn jemand Angst hat, dann kommt man ihm mit Argumenten schlecht bei“, so Immesberger. Wenn die Lastwagen der Kundenfirmen die Konditionierungsanlage erreichen, wird die Ladung durch einen Schlauch und Rohre ganz nach oben zur Spitze der 45 Meter hohen Anlage geleitet, wie Michael Lehner erklärt. In vier Silos wird der Staub gesammelt. Das Material verdränge die Luft im Silo, erklärt Lehner. Bis 2015 sei diese durch Filter ins Freie gedrückt worden. Im umgekehrten Fall, wenn die Stäube aus dem Silo gezogen werden, sei durch die Filter Luft hineingekommen, so dass kein Vakuum entstand. Problematisch sei es geworden, wenn ein Filter beschädigt wurde oder einfach voll war. Dann habe ein Teil der Stäube mit der Luft nach draußen gelangen können. Inzwischen habe man verkapselte Barometer und einen Zusatzfilter eingebaut. Sollte nun ein Filter kaputt sein und ungereinigte Luft hinausdringen, gelange sie nicht in die Umgebung, sondern bleibe im System, erklärt Lehner. Von den Silos aus kommen die Stäube über eine Waage zum Durchlaufmischer, in dem Material mit Wasser vermischt wird. Das zähe Material, das daraus entsteht, wird nach unten abgelassen auf einen sogenannten Dumper – ein riesiges Fahrzeug, das laut Immesberger nur auf der Deponie fahren darf. Auf Bürgerwunsch werde inzwischen immer eines der beiden Rolltore der Halle, in der das Fahrzeug beim Beladen steht, geschlossen. So könne der Wind nicht durchziehen und Material verwehen. Der Dumper fährt den Endstoff dann zu dem Teil des Geländes, wo er gelagert wird. Durchschnittlich etwa 16 Lastwagen à 25 Tonnen, insgesamt also rund 400 Tonnen, passieren am Tag die Anlage, wie Lehner berichtet. Derzeit prüft die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd einen Antrag der Terrag auf Erweiterung der Betriebserlaubnis (wir berichteten mehrfach). Das Unternehmen will weitere Abfallschlüsselnummern (diese stehen für die verschiedenen Arten von Abfall) in die Liste der Stoffe aufnehmen, die in der Anlage verarbeitet werden dürfen. Genauer gesagt handelt es sich um die Spiegelnummern von Abfallarten, die bereits erlaubt sind. „Wir wollen die Stoffe ja nur in etwas höherer Konzentration verarbeiten“, sagt Immesberger. Das entspreche den Wünschen der Kunden des Unternehmens. Wie berichtet, hatte sich die Terrag bei ihrem Antrag einen groben Schnitzer erlaubt: Unter den fünf beantragten Abfallschlüsselnummern befand sich eine, die auf der Mörsbacher Deponie gar nicht zugelassen ist. „Das hätte nicht passieren dürfen“, gibt Immesberger zu. Er betont allerdings, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe: „Diese Nummer sollte nicht beantragt werden. Sie ist einfach durchgerutscht. Da hat einer nicht aufgepasst.“ Ein Mitarbeiter habe versäumt, die beantragten mit den auf der Deponie erlaubten Nummern abzugleichen. Immesberger meint, dass nicht jeder in der Firma Terrag die Brisanz sofort erkannt habe, die dieser Fehler in der Öffentlichkeit entwickelte. Es geschehe immer wieder, dass sich auf einem Antrag, der bei der SGD eingeht, ein Fehler findet. Dann werde der betreffende Teil des Antrags eben nicht genehmigt. heute Erörterungstermin Ob der Antrag von Terrag auf Erweiterung der Betriebserlaubnis genehmigt wird, entscheidet die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd. Die Bürger konnten den Antrag aber bis Ende August einsehen und Einwände erheben. Bei einem öffentlichen Erörterungstermin morgen ab 10 Uhr im Ratssaal des Rathauses werden diese besprochen.

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