Zweibrücken Im Streik ist die Stimmung bei Tadano aufgeheizt

Der Protestmarsch zieht durch die Saarlandstraße bis zur Festhalle.
Der Protestmarsch zieht durch die Saarlandstraße bis zur Festhalle.

Feuertonnen und Bengalos vor dem Werkstor, verschlossene Toiletten dahinter: Lautstark und betont stimmungsvoll hat der Streik bei Tadano Demag in Zweibrücken begonnen.

„Wir sind begeistert und glücklich, mit wie viel Herzblut die Beschäftigten bei der Sache sind und sich einsetzen“, spricht Salvatore Vicari von großer Einigkeit, die am Donnerstag den Streik-Auftakt bei der Tadano Demag GmbH (TDG) geprägt habe. „Schon morgens um 4.30 Uhr haben sich rund 1000 Mitarbeiter an der Zufahrt zum Werk Wallerscheid eingefunden.“ Dass es nicht noch mehr waren, erklärt der Gewerkschaftssekretär von der IG Metall mit einigen Krankheitsfällen. Die Betreffenden hätten sich vorher ordentlich abgemeldet. Die Stimmung vor dem Firmentor beschreibt Vicari als „aufgeheizt“.

Protest am Morgen mit Bengalos vor dem Werk Wallerscheid.
Protest am Morgen mit Bengalos vor dem Werk Wallerscheid.

Die Atmosphäre verschärfte sich noch, als es zum Disput mit dem Werkschutz über ein Wohnmobil kam, das quer vor der Einfahrt abgestellt wurde. Tadano-Verantwortliche hätten Polizei und Ordnungsamt hinzugerufen, weil das Fahrzeug widerrechtlich auf einem Stück Werksgelände stehe. Die Rede war von Hausfriedensbruch. Die Streikenden begründeten die Anwesenheit des Wohnmobils damit, dass sie auf dessen eingebaute Toilette angewiesen seien: Das Betreten des Firmenhofes und damit auch der sanitären Anlagen dort sei ihnen verwehrt worden.

IG Metall: „Nur eine Handvoll Streikbrecher“

„Das Management hatte erwartet, dass etwa die Hälfte der Belegschaft sich am Streik nicht beteiligen würde. Dieses Kalkül ist gescheitert“, spricht Salvatore Vicari von „gerade mal einer Handvoll“ Beschäftigter, die als „Streikbrecher“ agiert hätten. Nach Angaben des Gewerkschafters steht die Fertigung in beiden Zweibrücker Werken seit Donnerstagmorgen komplett still; der Produktionsprozess sei lahmgelegt.

Gewerkschafter Lee Hirschel stärkt sich mit einer Wurst.
Gewerkschafter Lee Hirschel stärkt sich mit einer Wurst.

„Die wenigen Streikbrecher können da alleine gar nichts bewirken. Die sind dazu verdammt, rumzustehen und Kaffee zu trinken.“ Auch hieran, sagt Vicari, zeige sich, „wie falsch Tadano von seiner externen Anwaltskanzlei beraten wird. Die wissen nicht, was im Werk vor sich geht.“ Damit spielt der Bevollmächtigte der IG Metall auf die internationale Kanzlei Watson Farley & Williams mit Sitz in London an.

Versammlung der Streikenden am Donnerstag in der Festhalle.
Versammlung der Streikenden am Donnerstag in der Festhalle.

Um gesichert feststellen zu können, in welchem Umfang der Streik die Produktionsprozesse bei Tadano in Zweibrücken tatsächlich lähmt, sei es nach einem Tag Ausstand noch zu früh, sagte am Donnerstag Firmensprecherin Anne Steeb auf Anfrage.

Geschäftsführung spricht von Einigungsstelle

Die Geschäftsführung verbreitete am Nachmittag eine „eindringliche Aufforderung“ an den Betriebsrat und die IG Metall, „an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um eine gemeinsame Lösung für die Zukunft der TDG in Zweibrücken zu finden“. Man sei „jederzeit bereit, die von der IG Metall und Betriebsrat abgebrochenen Gespräche wieder aufzunehmen“. Zwischenzeitlich habe man mit dem Ziel der Schlichtung eine Einigungsstelle eingesetzt. Diese lade für das Wochenende „zu weiteren Gesprächen“ ein. Betriebsrat und IG Metall lehnen diese Einigungsstelle freilich ab. Einmal mehr warnte die Geschäftsführung am Donnerstag, dass jeder Streiktag die finanzielle Situation des Unternehmens weiter verschlechtere. Was eine „langfristige Lösung“ zur Zukunftssicherung der Firma und zum Erhalt der „Mehrzahl der Arbeitsplätze“ erschwere.

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