Zweibrücken In das schöne Gestern

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Nur knapp 400 Heavy-Metal-Fans kamen am Montag in die Saarbrücker Garage zur Heavy-Progrocklegende Queensrÿche. Die könnte heute noch zu den großen Bands zählen. Doch alles kam anders.

In Bellevue bei Seattle gründen die Gitarristen Chris DeGarmo und Michael Wilton eine Metal-Combo namens The Mob. Später kommt Sänger Geoff Tate hinzu, der zum Symbol für Aufstieg und Fall der nun in Queensrÿche umbenannten Rockgruppe wird. 1982 veröffentlicht die um Schlagzeuger Scott Rockenfield und Bassisten Eddie Jackson erweiterte Band die Debüt-CD „Queensrÿche“. Auf Anhieb werden 60 000 Stück verkauft. 1988 gelingt Queensrÿche ein Standardwerk des Genres: „Operation: Mindcrime“, ein Konzeptalbum, hypnotisch, mitreißend und wegweisend. Was niemand ahnt: Queensrÿche befindet sich bereits auf dem Zenit der Karriere. 1990 folgt mit „Empire“ zwar noch das kommerziell erfolgreichste Werk. Mit der Single „Silent Lucidity“ hat das Quintett auf den seinerzeit so wichtigen Musikfernsehen MTV großen Erfolg. Doch dann explodiert der Grungerock. Nicht Queensrÿche regiert die Welt, sondern Bands wie Nirvana, Pearl Jam und Alice In Chains sind in. Im Heavy Metal ist nichts mehr so, wie es war. Queensrÿche kommt damit nicht zurecht. Mehrere Versuche auf der Erfolgsspur zu bleiben, misslingen. Mit Chris DeGarmo verliert die Band 1997 einen bedeutenden Songwriter. Tates Ausstieg 2012 treibt die Beteiligten in einen fast ruinösen Rechtsstreit. Der Ruhm ist verblasst. Queensrÿche muss in Saarbrücken mit Bands wie Archer und Methodica auftreten. Statt Tate singt nun Todd La Torre, der bis zu seinem 35. Lebensjahr nur Schlagzeug spielte. Über eine kurze Zeit als Sänger bei Crimson Glory kam der Spätberufene als Frontmann zu Queensrÿche. Dort füllt er die Rolle seines charismatischen Vorgängers überraschend gut aus. Tonlage und Intonation der alten Lieder stimmen, Den ersten Song des Konzerts, „Guardian“ aus der aktuellen CD, kann man sich trotzdem schenken. Es sind die Songs aus „Mindcrime“ und „Empire“, die das Publikum hören will. Es dauert aber bis zum fünften Song, „The Mission“, bis das Eis gebrochen ist. Viele Metal-Fans waren gekommen, um ihre Helden von einst zu sehen. Auf der Bühne wirkten die dann zunächst recht klein. Nahezu verletzlich sogar. Aber es ist eigentlich schön, einer Band so nahe sein zu dürfen. Es folgt die Powerballade „Silent Lucidity“, die die rund 400 endlich in Wallung bringt. Da verbreitet sogar ein einsam leuchtendes Feuerzeug eine herrlich retrospektive Konzertstimmung. Danach geht es Schlag auf Schlag weiter. Mit „Empire“, „Jet City Woman“, „Queen of the Reich“ und dem alten „Take Hold to the Flame“. Das Queensrÿche schon nach einer knappen Stunde die Bühne für das gewohnte Zugabenritual verlässt, muss man nicht verstehen. Das Konzert hat doch gerade erst begonnen, Spaß zu machen. Doch es folgen nur noch zwei Zugaben, darunter „Eyes of a Stranger“ aus dem legendären Konzeptalbum. Dann geht das Licht aus und die Besucher schauen sich etwas verdattert um wegen der Kürze des Konzerts. Da wäre doch noch so viel mehr drin gewesen.

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