Zweibrücken Jetzt muss der Klinsmann-Effekt her

ZWEIBRÜCKEN. Bis Ende August/Anfang September soll feststehen, wer der neue Handball-Bundestrainer wird. Ein deutscher Bundestrainer muss es werden, sind sich die Handball-Trainer aus der Region Zweibrücken einig. Eine erfolgreiche Nationalmannschaft ist wichtig für die Basis, für die Nachwuchsarbeit. Nur so kann man Jugendliche für den Handballsport begeistern, sagen alle Coaches, die die RHEINPFALZ zum Thema Trainersuche befragt hat.

„Wir haben erstklassige Vereine, aber im Moment eine zweitklassige Handball-Nationalmannschaft“, findet , Trainer des Handball-Drittligisten . Schaue man sich allein die Erfolge deutscher Klubs in der Champions League an, werde das sehr deutlich. Und es werde, schaue man genauer hin, auch sehr deutlich, woran die deutsche Nationalmannschaft krankt: In den Top-Klubs spielen kaum deutsche Spieler, zumindest nicht auf Schlüsselpositionen. Hier müsse sich eindeutig etwas ändern: Es brauche einen Nationaltrainer, der die Belange der Liga und der Nationalmannschaft verstehe. Für Bullacher wäre deshalb Ex-Nationalspieler Martin Schwalb, in Abhängigkeit von seinem Gesundheitszustand (Herzinfarkt – Anm. d. Red.), ein durchaus vorstellbarer Kandidat. Es werde immer vergessen, dass Schwalb durchaus mit jungen Talenten arbeiten könne. Ohne Schwalb hätte es wohl nie die Nationalspieler Pascal Hens oder Jan-Olaf Immel gegeben, die er bei Wallau-Massenheim trainiert habe. „Alle erfolgreichen Nationen haben einen Trainer mit klarerer Identifikation“, sagt Bullacher. Deshalb müsse es ein deutscher Nationaltrainer sein, der Qualität, Charisma mitbringe, „und verfügbar ist“, beschreibt Bullacher das Anforderungsprofil. Trainer wie Rolf Brack, der jetzt die Schweizer Nationalmannschaft trainiert, oder Michael Biegler, der die polnische Nationalmannschaft führt, hält , Trainer des Oberligisten für Kandidaten, die vom Typ her das Anforderungsprofil erfüllen, das an den deutschen Nationalmannschafts-Trainer zu stellen sei. „Beide sind leider bei anderen Nationen unter Vertrag“, bedauert Schwarz. Auch er verweist auf die Problematik, dass viele internationale Spieler bei den deutschen Top-Klubs unter Vertrag seien. Die Situation im deutschen Handball sei sehr schwierig. „Wir brauchen einen klaren Neuanfang, einen Trainer, der alles Bisherige infrage stellt, neue Ideen einbringt. So wie es Jürgen Klinsmann gemacht hat, als er die deutsche Fußball-Nationalmannschaft übernommen hat“, glaubt Schwarz. Die gesamte Kooperation zwischen Nationalmannschaft, Bundesliga, aber auch den Landesverbänden und damit den Vereinen müsse auf den Prüfstand. „Es sind die Vereine, die den Nachwuchs ausbilden.“ Den Namen Rolf Brack, der in Balingen-Weilstetten lange Jahre für erfolgreiche Ausbildung deutscher Spieler stand, bringt auch , Trainer der Oberliga-Handballerinnen des , ins Spiel. „Hätte mir persönlich gut gefallen, aber er hat ja Vertrag in der Schweiz“, sagt Schwarzwald. Das Versagen der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation – die WM-Teilnahme im Januar 2015 ist nur dank einer Wildcard möglich – sei nicht allein Schuld des bisherigen Trainers Martin Heuberger. Die Problematik, dass zu wenig deutsche Spieler Schlüsselpositionen in deutschen Klubs besetzen, sieht auch er. Dass die Nachwuchsarbeit in Deutschland nicht so schlecht sei, zeigten Erfolge bis hin zu den Junioren. Ab dann stimme die Weiterentwicklung im Hinblick auf die A-Nationalmannschaft aber nicht mehr. Wie alle befragten Trainerkollegen unterstreicht Schwarzwald, dass es genügend sehr gut ausgebildete Trainer in Deutschland gebe. (früher VTZ, Interimstrainer beim SV 64, aktuell Trainer des Pfalzligisten ) stimmt mit Schwarzwald überein: „Von der Qualität her gibt es bei uns genügend Top-Trainer“. Er sieht gleichfalls das Problem der fehlenden Top-Spieler. Die talentierten, deutschen Spieler müssten auch in der letzten Konsequenz deutlicher gefördert werden. Das fehle. Deshalb ist auch für ihn, wenn der neue Bundestrainer benannt ist, ganz wichtig, dass Dialoge zwischen DHB, Verbänden und Vereinen anlaufen. Hier müsse ein guter Weg gefunden werden. Die Basis dürfe nicht aus den Augen verloren werden. „Wenn ich keine breite Basis mehr habe, kann ich auch keine Spitze fördern“, warnt er. Über Namen habe er sich noch keine Gedanken gemacht, aber Trainer wie Christian Schwarzer oder Martin Schwalb, sofern wieder gesund, seien Überlegungen wert. Christian Schwarzer im Duo mit Stefan Kretzschmar, das wäre für (früher SV 64 Zweibrücken, aktuell Trainer des Pfalzligisten ) eine mögliche Trainerkombination. Beide brächten Charisma mit, würden von den Bundesliga-Klubs angesichts ihrer Erfahrung ernst genommen. Dass mehr deutsche Spieler in der Bundesliga ihre Chance zur Entwicklung auf internationaler Ebene bekommen, ist für ihn unerlässlich, damit die Nationalmannschaft wieder Erfolge feiert. Zwar stünde der ein oder andere deutsche Spieler bei Top-Klubs unter Vertrag, „aber wie viel Spielanteile bekommen die meisten realistischerweise?“, fragt Stoll. (Archivfotos: Steinmetz (2)/Moschel (2)/Archiv (1))

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