Zweibrücken Kabarettrevue „Freistaat Homburg“ zum 200-jährigen Bestehen des Saarpfalz-Kreises

Das Ensemble Marx, Ruge & Holzhauser führt die historisch-politische Kabarettrevue „Freistaat Saarpfalz“ auf.
Das Ensemble Marx, Ruge & Holzhauser führt die historisch-politische Kabarettrevue »Freistaat Saarpfalz« auf.

Vor 380 Zuschauern führte das Ensemble Marx, Ruge & Holzhauser am Samstag sein Programm „Freistaat Saarpfalz“ im Homburger Forum auf. Musikalisch vielfältig und mit spitzzüngigem Humor überzeugten die Künstler auf ganzer Linie.

Anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Saarpfalzkreis“ schlugen die Akteure einen Bogen zur regionalen Geschichte. Vom frühen Freiheitsbegriff, Grenzproblemen, der Zugehörigkeit zu Bayern, dem Hambacher Fest und der pfälzischen Revolution über Siebenpfeiffer und Wirth bis zum FC Homburg, der Lyoner und einer eigenen Saarpfalz-Hymne reichten die Themen. Während Rainer Marx im Wechsel mit den Musikern seine Conférencen vortrug, präsentierte der „Musikantenstadl“, wie Marx sie bezeichnete, eigene Texte und Kompositionen von Jürgen Holzhauser und Hans Ruge sowie neue Arrangements der „Marseillaise“, von „Die Gedanken sind frei“ und dem „Bürgerlied“.

Marx, bitterböse und zynisch

Der zuweilen bitterböse und zynische Marx trug mit hochkarätiger Rhetorik seine Texte vor. Bei dem „überzeugten Monarchisten“ wurde Heinrich Heine zum verbitterten Immigranten degradiert, das Schloss Neuschwanstein zur Weiterentwicklung der Kirkeler Burgruine, und Oscar Lafontaine zum Napoleon des 20. Jahrhunderts. So entstand ein künstlerisch aufbereiteter Konflikt zwischen dem „königstreuen Intellektuellen“ Marx und der „sozialromantischen Gurkentruppe“ Holzhausers, die mit „angestaubten Kampfliedchen“ dem Kabarettisten Paroli boten.

Gegen Seehofer und Trump

In den Conférencen schoss Marx sowohl gegen Heimatminister Horst Seehofer als auch gegen US-Präsident Donald Trump: „Wären dessen Vorfahren nicht aus dem pfälzischen Kallstadt ausgewandert, wäre ihr Enkel nun vielleicht ein erfolgreicher Bad Dürkheimer Zuhälter“. Auch fände es Marx unerträglich, wie Thilo Sarrazin, Vera Lengsfeld und „andere rechte Konsorten“ im Rahmen eines „neuen Hambacher Fests“ Geschichtsfälschung betrieben.

Einige konnten das "Bürgerlied" mitsingen

Bei „Der arme Bauer“ war man fast gezwungen, den Wegfall Lothringens mit zu bedauern, bei Adalbert Harnischs „Bürgerlied“ sangen einige mit, und bei der selbst dazugedichteten Zeile „mit Mut statt Braun, Nazis auf die Nase hau’n“ hörte man laute Zustimmung und Klatschen aus dem Publikum. Musikalischer Höhepunkt war Holzhausers Komposition „Alte Geschichten“, in der sein Sohn Felix sang: „Wer jetzt aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“. Pegida und AfD hätten mit ihrem „Lügenpresse“-Schrei noch nie für Pressefreiheit gestanden. Auch hier brandete Applaus auf.

Gut getroffen: Mischung aus Aktualität und Historie

Die junge Hannah Neumann überzeugte, bis auf einige Ausbrüche, souverän an der Violine und im Gesang, auch solo in „Blind vom Licht“, einer Musicalballade aus „Marie Antoinette“. Den Gitarristen und Sängern Hans Ruge und Jürgen Holzhauser merkte man deutlich ihre Liedermacher-Erfahrung und die Einflüsse Hannes Waders und Konstantin Weckers an. Zum Ende bekam in „Wie basst das in e Reim?“ noch Homburgs Bürgermeister Klaus Roth sein Fett weg: „Un de Roth, der wurd’ erwischt.“ OB Rüdiger Schneidewind meinte in der Pause: „Die Mischung aus Aktualität und Historie ist sehr gut getroffen“.

Nächste Termine

—Kirkel: 7. April, 19.30 Uhr, Bildungszentrum der Arbeitskammer —Gersheim: 15. September, 19.30 Uhr, Kulturhaus —St. Ingbert: 22. September, 19.30 Uhr, Pfarrheim St. Josef —Homburg: 20. Oktober, 19.30 Uhr, Forum.

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