Zweibrücken Kronzeuge und mutmaßlicher Komplize auf der Anklagebank

Der Kronzeuge eines großen Drogenprozesses steht jetzt selbst vor Gericht.
Der Kronzeuge eines großen Drogenprozesses steht jetzt selbst vor Gericht.

Seit dieser Woche müssen sich vor der Großen Strafkammer beim Landgericht Zweibrücken zwei Männer wegen unerlaubten bandenmäßigen Drogenhandels verantworten. Einer von Ihnen war Kronzeuge in einem großen Drogenprozess.

Die beiden Männer, ein 38-jähriger ehemaliger Krankenpfleger und ein 24-jähriger ehemaliger Zeitsoldat, wurden am 24. November 2020 bei einer Großrazzia der Staatsanwaltschaft Zweibrücken und der Polizeidirektion Kaiserslautern in den frühen Morgenstunden in ihren Wohnungen im Saarpfalzkreis mit zehn anderen Männern aus dem Raum Kaiserslautern festgenommen. Die Beiden waren nach ihrer Festnahme geständig und der 38-jährige Angeklagte lieferte gleich Informationen über die Drogenbande. Damit hat er wesentlich zur Tataufklärung beigetragen und ist seitdem als Kronzeuge eingestuft, lebt im Zeugenschutzprogramm, wird ständig beschützt. Wenn er den Gerichtssaal betritt, begleiten ihn vier bis fünf Personenschützer, mit Sturmhauben maskiert, die sich im Sitzungssaal um ihn positionieren.

Der 24-jährige legte nach seiner Festnahme bei der Polizei in Kaiserslautern ein Geständnis ab. Er wolle in Zukunft wieder ein normales Leben führen. „Ich will von der ganzen Sache eine saubere Trennung“, sagte er am ersten Prozesstag. Die beiden Angeklagten lernten sich 2015 kennen. Sie gingen bis zu ihrer Festnahme im November ihren bürgerlichen Berufen nach. Der eine als Intensiv-Krankenpfleger in einer Klinik, der andere bei der Bundeswehr. Beide haben sich dem Online-Wetten verschrieben und gerieten so in die Schuldenfalle. Der Jüngere häufte 30.000 Euro Schulden an. Er leistete sich im Saarpfalzkreis eine Mietwohnung für 1090 Euro monatlich, die er mit seiner damaligen Lebensgefährtin bewohnte. Er kaufte sich einen Mercedes für 14.000 Euro, den er über die Bank in kleinen Raten abstotterte.

Unehrenhaft entlassen

Am 24. November 2020 klingelten dann in der Frühe Polizeibeamte an seiner Haustür. Zehn Minuten später öffnete ein Schlüsseldienst die Tür. „Wir hatten nicht aufgemacht“, sagte er den Richten. Zunächst fuhren die Ermittler mit ihm zur Kaserne nach Zweibrücken. Dort wurde seine Stube und sein Spind durchsucht. Anschließend ging es zur Polizei nach Kaiserslautern. Dort legte er ein Geständnis ab, zu dem ihm sein Anwalt riet, wie er betonte.

Danach landete er im Trierer Gefängnis. Auf dem Weg dorthin begegnete er kurz seinem Mitstreiter, der nun neben ihm auf der Anklagebank sitzt. Dieser habe ihm geraten: „Sag die Wahrheit“, schildert der Angeklagte. Nur ein paar Tage später wären seine vier Jahre Bundeswehrdienst beendet gewesen. Seit 15. Dezember 2020 wurde sei Haftbefehl außer Vollzug gesetzt und er befindet sich auf freiem Fuß. Am 25. Februar 2021 wurde er unehrenhaft aus dem Dienst als Soldat entlassen. Sein Mitangeklagter, der Kronzeuge, sagte bereits als Zeuge gegen neun Angeklagte der Kaiserslauterer Drogenbande im Juli und August 2021 vor dem gleichen Gericht in Zweibrücken aus. Die neun Männer wurden wegen unerlaubten bandenmäßigen Drogenhandels in Millionenhöhe nach zwei Jahren Prozessdauer zu Freiheitsstrafen von sieben bis fast zwölf Jahren verurteilt. Der Kronzeuge wird nun als Angeklagter vor Gericht seine Vita vortragen und die Geschichte, wie er 2018 in die Drogengeschäfte geraten ist. Dann werden die beiden Angeklagten zur Sache gehört. Am 28. April wird der Prozess fortgesetzt.

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