Zweibrücken Lederhosen am Broadway

Max Bialystock (Markus Müller, links) und Leo Bloom (Nicolas Schneider, Mite) treffen Altnazi und Musicalautor Franz Liebkind (F
Max Bialystock (Markus Müller, links) und Leo Bloom (Nicolas Schneider, Mite) treffen Altnazi und Musicalautor Franz Liebkind (Frank Müller)

Es ist beinahe schade. Doch der laienhafte Charme vergangener Musicaljahre ist in Neunkirchen endgültig verschwunden. Schuld daran ist die Inszenierung des Broadway-Musicals „The Producers“, die am Freitag vor ausverkauftem Haus Premiere in der Neunkircher Gebläsehalle hatte. Rund 700 Zuschauer erlebten eine überaus professionelle Aufführung. Und die hat wirklich Spaß gemacht.

Erstmals seit Beginn des Neunkircher Musicalprojekts 2003 wurde kein selbst geschriebenes Stück auf die Bühne gebracht. Vielmehr hatte man sich am New Yorker Broadway umgesehen und dort das Erfolgsmusical „The Producers“ gefunden. In den USA ein unvergleichlicher Erfolg, hierzulande wenig bekannt. Was sicherlich an dem etwas delikaten Thema lag. Denn tanzende Nazis und ein singender Hitler könnten in Deutschland durchaus irritierend sein. Waren sie aber nicht wirklich, sondern herrlich komisch. Und sorgten für beste Unterhaltung. Die Vorlage zur schrägen Satire über das Musicalgeschäft am Broadway schuf Komikerlegende Mel Brooks. Bereits 1968 erschien der Film über die beiden Produzenten Max Bialystock und Leo Bloom, die mit „Frühling für Hitler“ einen Flop produzieren wollen, um damit richtig Geld zu machen. 2001 wurde daraus ein Musical gemacht, und vier Jahre später konnte man diese Produktion als Kinofilm erleben. Der hat natürlich auch die Neunkircher Musicalmacher inspiriert, wie unzweifelhaft in den rund drei Stunden Bühnenhandlung zu erkennen war. Dennoch gab es genug eigene Ideen. Und manche Dinge konnten sogar besser gefallen als in der aufwendigen Hollywood-Version. Regisseur Matthias Stockinger hatte zusammen mit Choreografin und künstlerischer Leiterin Ellen Kärcher keine leichte Aufgabe. Denn mehr als 50 Akteure mussten über die Bühne geleitet werden, die Designer Jochen Maas mit viel Liebe zum Detail eindrucksvoll gestaltet hat. Bemerkenswert, dass es dem Neunkircher Ensemble gelungen ist, eine absolut professionelle Aufführung zu zeigen. Das gilt für Musik und Gesang (Leitung Francesco Cottone), für die Choreografie und besonders für die schauspielerischen Leistungen. Hier müssen an erster Stelle Markus Müller als ebenso smarter wie betrügerischer Produzent Max Bialystock und Nicolas Schneider in der Rolle des etwas naiven Leo Bloom genannt werden. Beide sind im Alltagsleben bei der Stadt Neunkirchen beschäftigt. Der eine als Pressesprecher, der andere als Koordinator des Musicalprojekts. Doch wer die beiden als New Yorker „Producers“ erlebt hat, nimmt an, dass hier zwei professionelle Sänger und Schauspieler auf der Bühne standen. Überzeugend schlüpften sie in die Rollen, zeigten viel Gefühl und überraschten immer wieder mit neuen Nuancen und Einfällen. Dabei sangen und tanzten sie mit viel Agilität und Eleganz. Das restliche Ensemble stand den beiden Hauptdarstellern kaum nach. Laura Birte als schwedisches Erotikwunder Ulla erinnerte sowohl vom Spiel als auch vom Aussehen an Uma Thurman aus der Verfilmung. Frank Müller gab mit großer Überzeugung den durchgeknallten Hitlerverehrer Franz Liebkind, der seinen Führer Adolf Hitler („Er war Nachkomme vieler englischer Königinnen“) endlich ins rechte Licht rücken will. Und das deutlich homophil angehauchte Paar Carmen Ghia (Reiner Dochow-Meister) und Roger DeBris (Philipp Schwindling) bewiesen zusammen mit ihrer bunten Entourage, dass man auch heute noch über schwule Klischees lachen kann. Und schließlich: Auch in Neunkirchen verblüffte die erschreckende Erkenntnis, dass schwarze Uniformen große, blonde Männer überaus gut kleiden können. Insgesamt ein Abend, bei dem wirklich alles Spaß gemacht hat. Bühne, Kostüme, Musik und Tanz. Einzige Kritik: Man hätte die Handlung etwas straffen können. Dann wäre „The Producers“ perfekt. Termine & Karten —15. August, 20 Uhr 16. August, 20 Uhr 18. August, 20 Uhr 19. August, 20 Uhr 20. August, 18 Uhr —Karten für 18, 21 und 26 Euro gibt es in Zweibrücken im Musikladen Philippi, Lammstraße 16, bei Ticket-Regional Vorverkaufsstellen, unter www.ticket-regional.de und Telefon 0651/9790777.

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