Die Wochenend-Meinung Mehr Neugier und Kritik hätten dem Dreyer-Empfang gut getan

Bei der Fragerunde nutzten nur drei Gäste die Gelegenheit, der Ministerpräsidentin, der Landrätin und dem Oberbürgermeister auf
Bei der Fragerunde nutzten nur drei Gäste die Gelegenheit, der Ministerpräsidentin, der Landrätin und dem Oberbürgermeister auf den Zahn zu fühlen.

Diese Woche gab es zwei Veranstaltungen, um Ehrenamtlichen Danke zu sagen. Sie waren wichtig. Aber Südwestpfälzer haben auch eine Chance verpasst.

Es war nur Zufall, aber es hat gut gepasst: Am Sonntag stellte Verbandsbürgermeister Björn Bernhard das Ehrenamt in den Mittelpunkt seines Frühjahrsempfangs in Hornbach, am Donnerstag besuchte Ministerpräsidentin Malu Dreyer Ehrenamtler in Zweibrücken, Wallhalben und Bottenbach. Beide lobten den Einsatz, die Wichtigkeit und die Vielfalt der Leute, die sich bei uns für andere einsetzen. Das ist natürlich wohlfeil und ein dankbares Thema (ja, eins, das auch diese Kolumne aufgreift), für das man schnell Applaus bekommt. Sonntagsreden heißt es dann oft.

Aber sowohl der Bürgermeister als auch die Ministerpräsidentin haben mehr getan, als die vielen Helfer nur in einer Rede zu loben. Björn Bernhard hat in einer durchaus beeindruckenden Bilderschau gezeigt, wie viele Menschen in der Verbandsgemeinde mithelfen. Malu Dreyer hat sich einige der Projekte angesehen und 200 Ehrenamtliche zu einem Empfang eingeladen.

Wie sähe unser Zusammenleben ohne all die Helfer aus?

Bernhard hatte sogar ein sehr passendes Zitat des Gründers der SOS-Kinderdörfer parat: „Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss.“ Stellen wir uns mal das Umgekehrte vor: Wie sähe unser Zusammenleben aus, wenn es keine Feuerwehrleute gäbe, die nachts um halb vier ausrücken, obwohl sie kein Geld dafür bekommen? Wenn es keine Trainer gäbe, die in ihrer Freizeit noch mit dem eigenen Auto die Jugendmannschaft zum Auswärtsspiel fahren. Wenn keiner mehr im Kirchenchor und Gesangverein singt, im Heimat- oder Verschönerungsverein sich ums Dorfleben kümmert, bei den Landfrauen das ganze Jahr über Kurse anbietet oder im Pfälzerwald-Verein Wanderungen plant und die Markierungen in Schuss hält. Ohne all die, die sich in Vereinen und Gruppen für ihre Herzensangelegenheiten einsetzen.

Unser Zusammenleben wäre um einiges ärmer, in manchen Fällen sogar unsicherer oder deutlich teurer – etwa wenn wir für alles bezahlen müssten, was Feuerwehr, Rotes Kreuz oder THW erledigen und was wir oft als selbstverständlich ansehen. Wobei bei dieser Aufzählung das gilt, was Hornbachs Bürgermeister Reiner Hohn beim Empfang am Sonntag gesagt hatte: Man kann unmöglich alle nennen.

Wie leicht schimpft es sich am Stammtisch oder im Internet auf die Politik

Deshalb war es gut, dass es diese Woche zwei Veranstaltungen gab, um danke zu sagen. Dem Bürgerempfang mit Malu Dreyer in der Festhalle hätte aber mehr Neugierde und mehr Kritik gut getan. Dass bei der Fragerunde nur drei Gäste die Gelegenheit genutzt haben, der Ministerpräsidentin, der Landrätin und dem Oberbürgermeister auf den Zahn zu fühlen, war eine verpasste Gelegenheit. Wie leicht schimpft es sich am Stammtisch oder im Internet auf die Politik. Dann hat man mal die höchsten Vertreter von Land, Stadt und Kreis vor sich, ein Mikro steht bereit, und man kann seine Frage sogar auf eine Karte schreiben und abgeben. Und dann kommt kaum etwas. So ganz Friede, Freude, Eierkuchen sollte die Dreyer-Rundreise bei aller Wertschätzung dann doch nicht sein.

Was auch nicht sein sollte: Dass Dinge nur noch erledigt werden, wenn sie jemand ehrenamtlich übernimmt. Denn auch das ist ein Zeichen von Wertschätzung: Zu zeigen, dass einem etwas so wichtig ist, dass man dafür Geld ausgibt.

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