Zweibrücken Missbrauch an der Uni Homburg: Landtag setzt Untersuchungsausschuss ein

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe berief die Uniklinik am 24. Juni eine Pressekonferenz ein. Von links: Michael Görlinger, Leitend
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe berief die Uniklinik am 24. Juni eine Pressekonferenz ein. Von links: Michael Görlinger, Leitender Oberstaatsanwalt, Annette Groh als Vertreterin der Rechtsaufsicht, der Ärztliche Uni-Direktor Wolfgang Reith, Stefan Noll vom Landespolizeipräsidium und Gerhard Müllenbach, Landesvorsitzender der Opferhilfeorganisation Weißer Ring.

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal an der Homburger Uni setzt der Saar-Landtag einen Untersuchungsausschuss ein. Dieser soll aufklären, was an der Uniklinik und auf Landesebene schiefgelaufen ist. Und warum.

Saarbrücken/Homburg. In seiner Sitzung am Mittwoch hat das saarländische Landesparlament mit einstimmigem Beschluss einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Dieser soll nun der Frage nachgehen, wie die zuständigen Stellen mit Verdachtsmomenten und Anhaltspunkten für Missbrauch umgegangen sind.

Abgeordnete aller Landtagsfraktionen zeigten sich entsetzt über den Kindesmissbrauch – aber auch darüber, dass die Eltern der Opfer nicht informiert und auch die Öffentlichkeit zu lange nicht unterrichtet worden sei. „Es liegt jetzt in unserer Verantwortung, für größtmögliche Transparenz zu sorgen“, sagte die SPD-Abgeordnete Martina Holzner. Nach ersten Informationen über die Vorgänge fasste sie die Reaktion der Abgeordneten zusammen: „Wir waren sprach- und fassungslos.“ Ihre Blieskasteler Kollegin Jutta Schmitt-Lang (CDU) sagte: „So etwas darf sich nie wiederholen.“

Im Raum steht die Frage, warum niemand die Eltern informiert hat

Wie mehrfach berichtet, war Ende Juni bekannt geworden, dass ein inzwischen verstorbener Assistenzarzt an der Uni-Kinder- und Jugendpsychiatrie von 2010 bis 2014 mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll. Der Untersuchungsausschuss soll auch klären, warum die Klinikleitung die Eltern nicht informierte, nachdem sie den Arzt entlassen hatte.

„Es gibt eine solche Dichte von Fehlentscheidungen, dass man sich nur wundern kann“, meinte der Linken-Fraktionsvorsitzende Oskar Lafontaine in der Debatte. Es sei „erstaunlich“, dass die Jugendämter nach Bekanntwerden erster Verdachtsmomente nicht tätig geworden seien. Er könne auch nicht verstehen, warum nicht der Gesundheitsminister informiert worden sei: „Das ist kein Routinefall.“ Zu klären sei zudem, wann der Aufsichtsrat des Klinikums informiert worden sei, dessen Vorsitzender der Chef der Staatskanzlei sei.

ARD-Fernsehmagazin bringt die Affäre ans Licht

Warum nicht wenigstens die Staatsanwaltschaft die Eltern informiert habe, nachdem sie Ermittlungen begonnen hatte, könne er ebenso wenig verstehen wie die Tatsache, dass das Verfahren nach dem Tod des Arztes eingestellt worden sei, fügte der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende hinzu. Und schließlich habe auch das Uniklinikum die Öffentlichkeit erst informiert, nachdem das ARD-Fernsehmagazin „Monitor“ mit Recherchen begonnen habe. „Das ist kein Ablauf, mit dem wir zufrieden sein können“, so Lafontaine. (dpa/lrs)

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