Zweibrücken Mit Trachtenhose und Wehrmachtshelm

Leo (Nicolas Schneider, links) und Max (Markus Müller) stehen am Broadway und planen einen Coup.
Leo (Nicolas Schneider, links) und Max (Markus Müller) stehen am Broadway und planen einen Coup.

Flippig-beschwingte Klänge entführten die Besucher in der Gebläsehalle in Neunkirchen nach New York. Das Musical Projekt Neunkirchen hat mit „The Producers“ als drittes Theater in Deutschland die Rechte an diesem Broadway-Hit erhalten, der zu den erfolgreichsten der letzten Jahre zählt.

Die Bühne von Jochen Maas zeigt zunächst die Schlussszene eines Musicals. Doch „Funny Boy“, eine komische Hamlet-Version, ist ein Flop, das Publikum lacht den früher so erfolgreichen Produzenten Max aus. Markus Müller singt und spielt den etwas korpulenten, sich immer noch jovial gebenden Theatermann authentisch und überzeugend. Er bewegt sich sicher zwischen Tragik und Komik, Verzweiflung und Ideenreichtum. Als der Rechnungsprüfer Leo Bloom (Nicolas Schneider) in Max’ ärmlichen Büro mit der großen ledernen Besetzungscouch auf die Idee kommt, Geld zu machen mit einem Flop, ist Max sofort dabei und überredet den ängstlichen Leo zum Mitmachen. Nicolas Schneider verkörpert den gedrückten Bürohengst im anonymen Großraumbüro, der seine Stellung kündigt und sich mit diesem Befreiungsschlag auf die Seite von Max schlägt, mit viel Sinn für Situationskomik und psychologische Zwischentöne. Man muss über Leo lachen, doch Leo wirkt nie lächerlich. Das Spiel mit Klischees über das Showbusiness steigert sich in den Szenen mit dem Autor Franz Liebkind (Frank Müller), einem alten Nazi, dem schwulen Regisseur Roger DeBris (Philipp Schwindling) und seiner Entourage sowie der langbeinigen schwedischen Sexbombe Ulla (Rebecca Bruckmann). Regisseur Matthias Stockinger und Choreografin Ellen Kärcher meistern die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik mit einer Prise schwarzen Humors. Die Band (Leitung: Francesco Cottone) trifft die satirischen Untertöne der schwungvollen Musik. Liebkind findet Max und Leo auf einer Dachterrasse, mit seinen Brieftauben, in bayrischer Trachtenhose und Wehrmachtshelm. Nach einem bayerischen Volkstanz und dem „Siegfried-Eid“, Szenen voll überbordender Situationskomik und Persiflage, überlässt der kauzige Eigenbrötler ihnen die Rechte an seinem Stück über Adolf Elisabeth Hitler. Beim Treffen von Max und Leo mit Regisseur Roger DeBris fühlt man sich an Szenen aus „La Cage aux Folles“ erinnert. In dem kitschig ausstaffierten Luxusappartement fehlen weder Nippes noch schöne Männer, und Philipp Schwindling begeistert als Diva in einem eleganten Glitzerkleid ebenso wie Thorsten Sprengart als sein Faktotum Carmen Ghia. Das Casting der Superblondine darf nicht fehlen. Rebecca Bruckmann spielt sie mit unwiderstehlichem Charme, naiv und durchtrieben zugleich, ohne in das Bild vom blonden Dummchen abzugleiten. Überraschend verständnisvoll kommentiert sie Max’ Stoßseufzer über die Investoren: Sie weiß, dass er dafür eine ganze Riege alter Damen sexuell befriedigen muss. Beim Casting für die Rolle des Hitler setzt sich zwar Liebkind durch, aber weil er sich fünf Minuten vor der Premiere ein Bein bricht, springt Roger DeBris für ihn ein und führt mit seiner vor Witz und Spielfreude funkelnden Darstellung, souverän und urkomödiantisch verkörpert von Philipp Schwindling, das Stück zu einem Erfolg. Doch die Freude ist kurz: Max wird verhaftet, die gefakten Rechnungsbücher werden sichergestellt, Leo und Ulla setzen sich nach Rio ab. Doch Leo plagt das schlechte Gewissen, und er bringt das gestohlene Geld zurück. Doch im Knast stellen die beiden unverwüstlichen Theatermänner schon eine neue Show auf die Beine. Termine & Karten —Heute, Samstag, 20 Uhr morgen, Sonntag, 18 Uhr Dienstag, 7. Aug., 20 Uhr Mittwoch, 8. Aug., 20 Uhr Freitag, 10. Aug., 20 Uhr Samstag, 11. Aug., 20 Uhr Sonntag, 12. Aug., 28 Uhr —Karten: 18-26 Euro, ermäßigt (nur für Behinderte) 9-13 Euro, bei ticket-regional.de und an der Tageskasse

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