Zweibrücken Nichts von den Dächern gezwitschert

Am 23. September wählen die Zweibrücker ihren neuen Oberbürgermeister. Sechs Kandidaten gehen ins Rennen, rühren derzeit die Werbetrommel, machen Termine, zeigen sich in der Fußgängerzone. Im sozialen Netzwerk Facebook dagegen wären die Kandidaten 24 Stunden am Tag zu erreichen, zumindest theoretisch. Doch so richtig Wahlkampf läuft dort noch nicht. Die RHEINPFALZ hat sich vier Wochen vor der Wahl umgesehen.

CDU-Kandidat Christian Gauf, auch amtierender Bürgermeister Zweibrückens, hat auf seiner Seite jede Menge Bilder und Berichte zu Wahlkampf- und Amtsterminen: ein Besuch bei einem 100. Geburtstag, das Bemalen eines Stromkastens, Besuche bei Polizei und Ordnungsamt. Mit Kommentaren in den beiden großen Zweibrücker FB-Gruppen – „Zweibrücken“ hat rund 9000 Mitglieder, „Zweibrücken – unsere Stadt“ knapp 12 000 – hält sich Gauf zurück, es ist kein einziger zu finden. Ähnlich wie Gauf hält es der SPD-Kandidat Marold Wosnitza: Kommentare von ihm sind rar, doch auf seiner Facebook-Seite dokumentiert er seinen Wahlkampf: Besuche auf dem Flugplatzfest und im Gestüt sowie ein Gang mit Parteifreunden durch die Fußgängerzone sind dort in der jüngeren Vergangenheit seiner Zeitleiste zu sehen. Atilla Eren, ehemals Mitglied der Linken, geht als Parteiloser ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus. Seine Facebook-Seite ist aktuell, zeigt ihn bei Ereignissen in der Stadt: Flugplatzfest, Kerb in Ixheim, beim Eisessen in der Stadt. Was er so tut, interessiert regelmäßig etwas mehr als 200 Leute: So viele haben seine Seite abonniert. In der Gruppe „Zweibrücken“ läuft eine Umfrage, wen die Gruppenmitglieder zum Oberbürgermeister wählen würden. Hier führt Eren deutlich vor Christian Gauf und Marold Wosnitza. An der Umfrage, vergangene Woche gestartet, hatten bis gestern rund 300 Gruppenmitglieder teilgenommen. Die Zeitleiste auf der privaten FB-Seite von Andreas Wente (parteilos) ist recht dünn: Ein Profilbild-Wechsel vor knapp vier Wochen, ein Link zu dem tödlichen Unfall auf der A8 Anfang Juli, dazu Werbung für die Gaststätte Auerbacher Hof. Es gibt aber noch eine politische Seite, die den Wahlkampf Wentes thematisiert. Dort ist nachzulesen, was der parteilose Kandidat in den vergangenen Wochen alles gemacht hat: wo er aufgetreten ist, wo seine Stände waren, wo er sich gezeigt hat. Knapp 200 Menschen haben die Seite abonniert. Thomas Kewel, ebenfalls parteiloser Kandidat fürs Oberbürgermeisteramt, macht Werbung in eigener Sache und teilt einen Beitrag, aus dem hervorgeht, dass er 2015 mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Silber ausgezeichnet wurde. Damals hatten er und einige Bundeswehrkameraden bei einem Brand in Zweibrücken geholfen, Menschen zu retten. Zudem spricht er sich für einen Erhalt des Zweibrücker Flughafens aus. In Diskussionen in den beiden großen Zweibrücker Gruppen mischt Kewel mit, bietet an, dass man ihn immer persönlich anschreiben kann. Kewel zeigte auch, auf eine direkte Anfrage der RHEINPFALZ, die schnellste Reaktion. Der Kandidat der AfD, Klaus Peter Schmidt, unterhält eine Facebook-Seite, die für 2018 lediglich eine Aktivität verzeichnet: der Wechsel seines Titelbildes, auf dem seit Anfang August ein Hund zu sehen ist. Ein Hinweis, dass Schmidt für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert, ist nicht zu finden. In der einzigen Wahlwerbung auf seiner Seite macht er sich für die AfD bei der Bundestagswahl im vergangenen September stark. In den größeren Zweibrücker FB-Gruppen kommentiert Schmidt hin und wieder Beiträge, die Bandbreite ist groß: lokalpolitische Themen wie Ladenschließungen wechseln sich mit der Qualität von Döner ab.

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