Zweibrücken Rau und zärtlich zugleich

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Volle Akkordeonklänge füllten das gemütliche Zweibrücker Café Pastis am Samstagabend und sorgten bei Bier und Wein für eine ungezwungene, lebhafte Stimmung. Das Duo Barbara Müller und Nino Deda unterhielt etwa 40 Gäste mit Tangos, Walzern und Musetten.

„Und ein Stück ist schöner als das andere“, schwärmte Angelika Hudlet, die einige Melodien ganz unvermittelt mitsummte. Auch andere Besucher kamen spontan in Bewegung, unterbrachen ihre angeregten Unterhaltungen und fingen an, den Rhythmus mitzuklatschen, oder wiegten sich im Takt der Musik. Das Duo präsentierte eine fesselnde Mischung aus lateinamerikanischen Tangos, Balkanweisen, Walzern und ihrem französischen Pendant, der luftig-leichten Musette, aber auch Eigenkompositionen des aus Albanien stammenden Nino Deda. Auch Kristina Staufer, die mit Freuden ihren 24. Geburtstag feierte, genoss die Stimmung. „Das ist das schönste Café in Zweibrücken“, schwärmte sie. „Die Atmosphäre ist so gemütlich, und die Musik ist ein schöner Bonus zu meinem Geburtstag.“ Zu den Höhepunkten gehörte die Interpretation von Astor Piazzollas bekanntem „Libertango“ in einer eigenen Bearbeitung der beiden Musiker für Akkordeon. Kurze, prägnante Motive charakterisieren diesen rassigen, ursprünglich für Orchester komponierten Tanz des lateinamerikanischen Komponisten. Ihre Wiederholung erzeugte eine prickelnde Spannung, die durch das meisterliche Vibrieren im Spiel der beiden Akkordeonisten hervorgehoben wurde. Die punktierten Rhythmen, die den Takt ein wenig „nachschleifen“ ließen, und die fallenden Anderthalbtonschritte mit ihrem exotischen Klangkolorit verstärkten diese Spannung. Auch durch das zunehmende Tempo entwickelte der Tanz Impulse und eine starke Energie, die alle Zuhörer in einen magischen Sog hineinzuziehen schien und zu spontanem Applaus mitriss. Ein weiterer Höhepunkt war der „Maple Leaf Rag“ von Scott Joplin, der mit fesselnden Off-Beat-Rhythmen und Synkopen für beste Unterhaltung sorgte. Auffallend waren auch hier die klaren Konturen der Melodie und die sehr prägnanten, absolut sicher gespielten Rhythmen der beiden Vollblutmusiker, die ihr Publikum mit diesem Werk in die Welt der amerikanischen Tanzlokale und Nachtclubs entführten. Aber auch französische Chansons wie Edith Piafs „Sous le ciel de Paris“ gewannen im Spiel der beiden Akkordeons eine ganz eigene Dynamik. Zum rustikal-gemütlichen Flair des Café Pastis passten besonders gut die Stücke vom Balkan mit kraftvoll-markanten Rhythmen und exotischen Melodien mit türkisch-orientalischen Einflüssen; sie waren rau und zärtlich zugleich. „Diese Musik ist hauptsächlich für Akkordeon geschrieben, meist zusammen mit der Klarinette, und gehört vor allem bei Hochzeiten einfach dazu“, erzählte Nino Deda, den eine langjährige musikalische Zusammenarbeit mit der Zweibrückerin Barbara Müller verbindet. Der studierte Kirchenmusiker und Chorleiter, der aber auch in mehreren Bands und Duos regelmäßig auftritt, lebt seit über zwanzig Jahren in Deutschland, derzeit in Neunkirchen. Viele Tänze, die Deda mit Müller am Samstag spielte, hat er selbst geschrieben. „Ich habe hauptsächlich Themen der Balkanmusik verarbeitet – Assoziationen an Klänge, die man einfach im Ohr hat“, beschrieb er seine Arbeitsweise. „Das sind keine Bearbeitungen von Volksliedern, keine Arrangements, sondern meine eigenen Sachen.“ Beim Komponieren ist ihm vor allem Expressivität wichtig. „Ich drücke mich und meine Gefühle in meinen Stücken aus – ganz gleich, ob ich Musik aus meiner albanischen Heimat nachempfinde oder Kirchenmusik schreibe oder Gedichte vertone.“

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