Zweibrücken „Schulz soll in Rente gehen“

Hermann Weis
Hermann Weis

Nach dem Mitgliedervotum der SPD geht die Partei nun doch wieder eine große Koalition mit der CDU ein. Damit hat Deutschland nun bald eine neue Bundesregierung. Dabei hatte Martin Schulz nach seiner Wahlniederlage als Kanzlerkandidat gegen Angela Merkel angekündigt, seine Partei gehe in die Opposition. Nachdem alles doch ganz anders kommt, stellen sich Fragen. Was soll aus Martin Schulz werden? Wer aus der SPD soll Ministerposten übernehmen? Die RHEINPFALZ hat sich gestern während des verkaufsoffenen Sonntags hierzu umgehört. „Herrn Schulz würde ich raten, dass er eine Zeit lang in die Versenkung geht. Denn er hat sich mit zu vielen Versprechungen während seiner Kanzlerkandidatur ein wenig übernommen.“ So lautet das harte Urteil von Hermann Weis über den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz. Für das Kabinett schlägt der 65-jährige Zweibrücker Sigmar Gabriel als Außenminister vor. Für die derzeit noch geschäftsführend geleiteten Ämter seien die von der SPD gesetzten Personen eigentlich gut gewählt. „Das einzige Problem sehe ich in unserem Justizminister Heiko Maas. Den würde ich austauschen.“ Es fällt auf, dass viele Befragte sich nicht äußern wollen. Die Begeisterung für das nun feststehende Ergebnis – nach monatelangem Gerangel – scheint, zumindest hier, überschaubar zu sein. Oliver Löffler spricht aus, warum das bei ihm so ist. Der 43-jährige Pirmasenser gibt zu, „dass ich diesmal zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht zur Wahl gegangen bin. Weil ich von der Politik enttäuscht bin. Es gibt für mich derzeit auch keine Alternativpartei. Weil man wählen geht, alles versprochen bekommt und dann doch nichts passiert. Vor allem beim kleinen Mann. Deswegen ist es mir egal, was aus dem Sozialdemokraten Martin Schulz wird und wer von der SPD Minister wird.“ „Ich kenne Martin Schulz nur daher, dass er Politiker in Europa war. Seine Rede im letzten Jahr war groß und jetzt ist er durchgefallen. Ich weiß nicht, was aus ihm werden soll“, rätselt Viktor Bethge aus Pirmasens. Dann entscheidet der 65-Jährige sich doch: „Er soll mal vorläufig in Rente gehen und sich sammeln. Um den richtigen Weg für sich zu finden.“ Sigmar Gabriel dürfe hingegen gerne Außenminister bleiben, „da hat er sich gut gemacht. Ob er als Außenminister aber noch SPD-Politik macht, das weiß ich nicht.“ Zlatko Surkovic ist erleichtert, dass es nun doch zur großen Koalition kommt. Für Martin Schulz sieht der 70-Jährige trotzdem keine Zukunft. „Ich kann mir nicht vorstellen, was er jetzt politisch noch machen will. Vielleicht wird er Abgeordneter. Als Minister kann ich ihn mir jedenfalls nicht vorstellen. Und ich finde es gut, dass Andrea Nahles Parteivorsitzende wird.“ Auch der Zweibrücker befürwortet, dass Sigmar Gabriel Außenminister bleibt. Das wünscht er auch Heiko Maas und Barbara Hendricks im Umweltministerium. Hildegard Speicher meint zum SPD-Mitgliedervotum: „Ich fand das nicht gut. Denn eigentlich hätte die CDU ihre Mitglieder auch befragen müssen, ob sie eine große Koalition wünschen oder nicht. Wenn die SPD in Berlin sich dazu entschlossen hat, dann müssen die Mitglieder mitziehen. Oder eben nicht. Aber ohne Votum.“ Für Martin Schulz empfindet sie allerdings ein wenig Mitleid. „Nachdem man ihn so hochgejubelt hat, wird es schwer für den Mann. Ich fand ihn nicht schlecht. Von hundert Prozent Zustimmung ist man halt auch im Nu wieder weg.“ Von den derzeitigen Amtsinhabern qualifiziere sich, aus der Sicht der 68-jährigen Herschbergerin, niemand für ein Ministeramt. „Da sollten jetzt mehrere Politiker aus den jungen Reihen bestimmt werden. Die sollten sich mal beweisen.“ Auf Nachfrage findet Sigmar Gabriel dann doch Speichers Zustimmung. „Als Außenminister, wie er jetzt war. Er hat Fakten geschaffen, sich mal Luft verschafft. Das war nicht verkehrt.“ Ruth Fitze-Didam aus Zweibrücken rät Martin Schulz, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. „Ich denke, dass seine Zeit rum ist.“ Als Minister sollten Heiko Maas, Sigmar Gabriel und Barbara Hendricks im Amt bleiben. „Ansonsten sollte das Ganze erneuert werden. So hat es die CDU auch gemacht. Nur hat sich bei der SPD bisher niemand für das Kabinett aufgedrängt.“

Oliver Löffler
Oliver Löffler
Viktor Bethge
Viktor Bethge
Zlatko Surkovic
Zlatko Surkovic
Hildegard Speicher
Hildegard Speicher
Ruth Fitze-Didam
Ruth Fitze-Didam
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