Zweibrücken Singender Hund, fliegendes Pony

Tatjana Früh mit ihren Barockpferden zeigte schwere Dressurlektionen, hier mit Cinderella (Chiara Marqués Berger).
Tatjana Früh mit ihren Barockpferden zeigte schwere Dressurlektionen, hier mit Cinderella (Chiara Marqués Berger).

Zweimal volles Haus – die große Pferdegala im Zweibrücker Landgestüt erwies sich auch in diesem Jahr als Zuschauermagnet. Die Stars des Abends waren die acht Noriker, die das Team Egetemeyer aus der Nähe von Schwäbisch-Hall mit in die Westpfalz gebracht hatte.

Die mittelschwere Kaltblutrasse ist im deutsch-österreichischen Grenzgebiet daheim und wegen ihrer Trittsicherheit ein Gebirgspferd. Am Wochenende in der Reithalle war das Terrain zwar potteben, aber mit einer künstlichen Rampe versehen. Jeweils zwei Noriker zogen eine schlittenähnliche Konstruktion, auf der ein Sessel angebracht war. Darauf saßen Bürgermeister Christian Gauf und Gestütsgeschäftsführer Alexander Kölsch. Die Pferde sprangen über eine kleine Rampe, über die sie die Schlitten zogen. Nach einer kurzen Flugphase wurden die Sesselsitzer gehörig durchgeschüttelt. Beeindruckend geriet die präzise choreografierte Quadrille mit vier chromblitzenden Zweispänner-Kutschen. Ovationen ernteten dann die beiden Vierspänner. Während die beiden Gespanne im ordentlichen Tempo nebeneinander fuhren, wechselten die Fahrer die Kutschen. Den fliegenden Wechsel trieben die beiden Teams noch auf die Spitze, als ein komplettes Kutschenteam auf die zweite Kutsche wechselte und die beiden Fahrer die Pferde nebeneinander auf einem Kutschbock lenkten. Eine furiose Nummer, die mit einer funkensprühenden Triumphausfahrt endete. Die Pferdegala in diesem Jahr präsentierte auch viele ruhige Schaubilder. Tatjana Früh mit ihren Barockpferden zeigte schwere Dressurlektionen in gelungener Choreografie, mal mit Ballerina, mal mit Cinderella (Chiara Marqués Berger), dem Huhn Hilde oder Hund Creamy. Alicia Dosogne beeindruckte mit einer Freiheitsdressur mit zwei Pferden der Spanischen Rasse (PRE). Mit ihrem fliegenden Pony ließ sie die Kinderherzen höher schlagen. Dressur der etwas anderen Art zeigte Westernreiter Ernst-Peter Frey. Seine Freestyle-Dressur zum Thema König der Löwen, bei der Freys Quarterhorse mit einer Löwenmähne in die Arena kam, war außergewöhnlich. Dass ein meisterlicher Westernreiter wie Frey an seine Grenzen stoßen kann, zeigte sich bei einem spontanen Pferdewechsel nach einem Pas de deux mit einem Islandpferd. Während Islandpferde-Reiter Markus Lacour das Quarterhorse recht problemlos bewegen konnte, hatte Frey etwas mehr Mühe, beim Isländer den richtigen Gang zu finden. Welche verrückten und urkomischen Kunststücke man mit Hunden einstudieren kann, zeigte Leonid Beljakov bei drei Schaunummern. Artistisch, turnerisch, komödiantisch, das war eine famose Leistung. Und der schlappe Boxer Klitschko, der am Ende sogar mitsang, hatte die Lacher auf seiner Seite. Hausgemachte Beiträge lieferten die Vielseitigkeitsreiter Anke Schmidt, Birgit Hohlweg, Michelle Gensinger und Nicole Heil, die mit ihrer Springvorführung Werbung für den Bürger- und Unterstützungsfonds „Unser Landgestüt“ betrieben. Ein emotionaler Höhepunkt war der Auftritt des Voltigierdoppels Jasmin Glahn und Mara Marschall, das die gemeinsame Karriere beendet hat. Unterstützt durch die VRG Südwestpfalz, die Möbel Martins In Store Girl, Longenführerin Melissa Habibovic sowie Voltigiererin Isabelle Veit, die einige Pflichtelemente zeigte, zur Verfügung stellte, zeigten die beiden Bundenbacherinnen noch einmal Schneewittchen und die böse Königin, mit der sie den Deutschen Voltigierpokal gewonnen haben. Sie genossen den tosenden Applaus auf der Ehrenrunde. Fast 3000 Zuschauer besuchten die Pferdegala im Zweibrücker Landgestüt. Am Samstagabend war die Reithalle mit 1500 Zuschauern rappelvoll. Gestern, zur Gala-Matinée, kamen noch einmal 1300 Zuschauer. Der Aufbau einer Zusatztribüne hat sich nicht nur wegen des höheren Fassungsvermögens gelohnt, auch die Atmosphäre hat davon profitiert.

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