Kolumne: Der Sepp vom Hallplatz So frischt die Deutschlandtour alte Zweibrücker Radsport-Erinnerungen auf

Die Deutschlandtour rollte durch Zweibrücken – hier die Bergwertung bei Großbundenbach.
Die Deutschlandtour rollte durch Zweibrücken – hier die Bergwertung bei Großbundenbach.

„Jedesmol, wenn ma an dem Bildsche ankomme, werr ich gefrood: Bisch du der Kleen, der dem Mann do in de Halskaud sidzd? Do sinn awwer viel Leid druff!“ Jüngst, als die Deutschland-Rundfahrt der Radsportler durch Zweibrücken raste, wurde das Foto-Album der Familie wieder herausgekramt: Der Siebenjährige sitzt auf den Schultern des Vaters und die Elite der „Radler“, mit dem Deutschen Meister Maue aus Schopp und weiteren Assen aus Queidersbach, raste damals durch die Innenstadt.

Start und Ziel waren „beim Rothaar“, dem kleinen Häuschen des lange Jahre allen vertrauten Reisebüros in der Kaiserstraße. Gegenüber hatte die Obst- und Gemüsegroßhandlung Wolf ihren Standort, bevor das Gelände mit dem Gasthaus „Luitpoldstuben“ bebaut wurde, das inzwischen ebenfalls schon längst wieder der Vergangenheit angehört. Die Kegelbahn dort war weithin bekannt.

Die Radler sausten die Kaiserstraße runter, Richtung Dingler, dann ging es durch die Hofenfelsstraße, bevor an der Gutenbergstraße in die Innenstadt abgebogen wurde, in Richtung des damals noch zerstörten Schlosses. Hin zur Fruchtmarktstraße setzte sich die Rennstrecke fort bis an die Ecke zum Haus Schuh-Fuhrmann wieder in die Kaiserstraße. Hier war es recht spannend, wenn die Fahrer in die Straße am katholischen Krankenhaus einbogen und sich dabei weit in die Kurve legten, was oft nicht ohne Stürze abging.

Radrennen waren sehr populär

Bis heute ist der Name Maue aus Schopp in bester Erinnerung. Einige Fahrer waren aus Queidersbach, aber hier sind die Namen längst entfallen. Dass man den Ort nicht vergessen hat, lag vermutlich an einem Arbeitskollegen vom Vater, der mit dabei war. Am heutigen Bonhoeffer-Haus, in dem damals noch die AOK war, stand er und drückte die Daumen.

Radrennen waren sehr populär. Vor allem, als es rund um die Rennwiese ging oder als bei anderen Deutschland-Rundfahrten das Ziel an der Festhalle war. In einer Zeichnung im Karikaturenbuch des großartigen Zeichners Günther Bartz ist der Zieleinlauf dort festgehalten: da hat ein Schlaumeier aus dem Publikum mit herabgerollten, handgestrickten Socken vor, sich in allerletzter Minute auf sein Stahlross zu schwingen, um als vermeintlicher Sieger den Siegeskuss von der Rosenkönigin zu ergattern! Ob er es geschafft hat, darf bezweifelt werden.

Absolute Knüller waren die mehrmaligen Rheinland-Pfalz-Rundfahrten, bei denen die Fahrer länger zu bestaunen waren als jüngst bei der Durchfahrt von Mörsbach kommend zum Abschluss im Saarland.

Richard Saberatzki und Maximilian Hutlett

Natürlich ist der Tross, der den Akteuren vorausfährt, immer wieder beeindruckend: die Blaulichter der Polizeibeamten auf ihren schweren Motorrädern, dann die Autos mit vielen Sportmaschinen auf den Dächern. Allein der Überfluss an Material erstaunte die Zuschauer, die sich am Waisenhaus am Straßenrand einfanden – stets bereit, die Sportler, die gleich aus Richtung Niederauerbach kommen würden, mit Beifall zu belohnen.

Richard Saberatzki, ein Zweibrücker Radsportler der Nachkriegszeit, hat bei Besuchen in seiner Heimatstadt (er lebte lange Zeit in Übersee) oft erzählt, wie er als „junger Spund“ beim Rennen um die Rennwiese gestürzt ist: Das Fahrrad war nicht mehr zu benutzen; er hängte es über seine Schulter und lief nach Hause an den Bleicherbach.

Zu denjenigen, die dem Radsport „verfallen“ waren, zählte auch der einheimische Bildhauer Maximilian Hutlett, der lange Zeit selbst diesen Sport betrieb, bevor die Kunst siegte. Hutlett ließ keinen Sportbericht über Radrennen in der RHEINPFALZ aus und hatte in diesem Kreis auch viele Freunde.

x