Zweibrücken So laufen die Aufräumarbeiten nach der Flut

In der Tilsitstraße in Zweibrücken laufen am Pfingstmontag 2024 die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser.
In der Tilsitstraße in Zweibrücken laufen am Pfingstmontag 2024 die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser.

Nach der großen Flut kommt das noch größere Aufräumen. In der Tilsitstraße in den Breitwiesen ist das am Pfingstmontag bereits in vollem Gange. Der strahlend blaue Himmel will nicht so recht zu dem verdreckten, vom Wasser unbrauchbar gemachten Hausrat passen. Die Stimmung ist solidarisch.

Ein Paar schleppt eine Kühltruhe an. Nein, die gehöre nicht in den Container, merkt einer der Helfer richtigerweise an, der sei nur für den Sperrmüll. Der Truhenschlepper weiß das bereits. „Wir stellen sie daneben, an die Straße.“ Zwei Sekunden später liegt die Truhe im Gras – neben einer Kaffeemaschine und einigen TV-Geräten. Weiter geht’s.

Noch kein Strom am Montagnachmittag

Um die Mittagszeit ist am Pfingstmontag in der Tilsitstraße in den Breitwiesen von Mittagspause noch nicht viel zu sehen. Dutzende von Menschen schleppen – alleine oder zu zweit – Schrankteile, Teppiche, altes Spielzeug und werfen die Sachen in einen mannshohen Container. Der Strom reißt nicht ab. „Das ist schon der zweite für heute“, sagt Susanne Hoffeld im Vorbeigehen und deutet auf den großen Metallkasten. Dass sie und ihr Mann David mitanpacken, nicht nur die eigenen Sachen tragen, verstehe sich von selbst. „Das ist Nachbarschaftshilfe“, sagt die Frau achselzuckend und holt die nächste Fuhre.

Container stehen beispielsweise auch in der Lanzstraße.
Container stehen beispielsweise auch in der Lanzstraße.

Der Container, der sich stetig füllt, steht vor dem Gebäude mit den Hausnummern 35 und 37. Dieses wiederum steht in der Tilsitstraße an der dem Hornbach zugewandten Seite. Allerdings blieben auch die gegenüberliegenden Häuser nicht verschont. „Dort ist eine Senke“, sagt David Hoffeld und deutet auf die Wiese neben dem Block. Zwischen Hausnummer 35/37 und 39 sei das Wasser am Freitag in die Straße gelaufen und von dort aus noch weiter. Das Wasser habe sich seinen Weg gesucht, auch die Häuser auf der anderen Straßenseite in Mitleidenschaft gezogen – wo das Ehepaar Hoffeld wohnt. „Da vorne in dem Haus ist noch kein Strom“, sagt Hoffeld und zeigt auf einen dritten Block. Ein Öltank sei dort umgefallen, will ein anderer Anwohner gehört haben. Im Hintergrund surren leise die Pumpen.

Unterkunft in Turnhalle gefunden

Erwin Schamberger hat ein Handtuch um den Hals geschlungen. Das Schleppen ist anstrengend, die kräftige Pfingstsonne tut ihr übriges. Er wohnt in einem der Häuser, die auf der vermeintlich sicheren Seite der Tilsitstraße stehen. So hoch – Schamberger hält seine beiden Hände etwa 40 Zentimeter auseinander – habe das Wasser im Keller gestanden. Er deutet auf den gegenüberliegenden Wohnblock mit den Hausnummern 35 und 37. „Nachts um zwei sind die alle evakuiert worden.“

 Es ist kaum noch etwas zu sehen in der Tilsitstraße, aus einem Schlauch wird noch Wasser aus dem Keller gepumpt.
Es ist kaum noch etwas zu sehen in der Tilsitstraße, aus einem Schlauch wird noch Wasser aus dem Keller gepumpt.

Das kann Gertraud Langner bestätigen. Sie wohnt in besagtem Gebäude. Eigentlich habe sie gut geschlafen, sei dann aber um 1 Uhr von ihrer Tochter geweckt worden. „Dann sind wir in eine Turnhalle in Niederauerbach gekommen“, berichtet die ältere Dame, deren Wohnung im ersten Stock zwar vom Wasser verschont geblieben ist, dafür wurde aber ihr Kellerraum in Mitleidenschaft gezogen – wie alle in dem Gebäude. Hilfe ließ aber nicht lange auf sich warten. „Es waren viele Feuerwehrleute von auswärts da“, hat Langner beobachtet. Und die hätten sehr, sehr lange, fast bis zur Erschöpfung gearbeitet. „Von denen ist keiner mehr so richtig aufrecht gegangen.“

Umzug ist bereits beschlossene Sache

Von den Wassermassen, die aus dem Hornbach einen reißenden Strom werden ließen, ist paradoxerweise nichts mehr zu sehen. Aus einem aus dem Keller gelegten Schlauch fließt ständig Wasser in die Wiese, Zeugnis davon, dass noch nicht die komplette Brühe aus dem Gebäude gepumpt wurde. „Ich habe die Tür hinten noch versucht, mit Sandsäcken abzudichten“, erzählt Steffen Müller. Allerdings war das Wasser stärker und vor allem sehr schnell, wie Jessica Lenhardt beobachtet hat. Am Freitagmittag sei der Hornbach binnen einer Stunde den Hang hinaufgestiegen, da lagen die rund anderthalb Meter tieferliegenden Schrebergärtchen hinter der Hausnummer 35/37 bereits im Wasser. „Die haben erst alles neu eingepflanzt“, sagt Langner und schüttelt den Kopf. Müller und Lenhardt befinden sich mitten im lange vorher geplanten Umzug, verlassen die Tilsitstraße und ziehen in den Landkreis. Einige Möbel waren im Keller eingelagert. „Schreibtisch und Stühle konnten wir noch retten, ein Fahrrad aber hat es erwischt“, berichtet Lenhardt.

Unterdessen gehen die Aufräumarbeiten weiter – vor und hinter dem Wohnblock mit den Nummern 35 und 37. Drei junge Menschen arbeiten in einem der Schrebergärten, den Zaun hat das Wasser umgerissen, die Laube ist auch etwas ramponiert, vor dem Haus fliegen zu Sperrmüll gewordene Schrankteile in den Container. Eine ältere Dame schleppt einen unbrauchbar gewordenen Läufer heran, der Container ist zu einem Drittel gefüllt. Auch der Haufen mit Elektroschrott, neben der Kühltruhe, ist größer geworden. Und wird mit Sicherheit weiter anwachsen.

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