Zweibrücken Vertrag mit den Chefs: Konflikt um Tadano vorerst „eingefroren“

Uwe Zabel, Frank Schilb, Salvatore Vicari und Eduard Glass (von links) berichten aus ihren Verhandlungen mit der Geschäftsführun
Uwe Zabel, Frank Schilb, Salvatore Vicari und Eduard Glass (von links) berichten aus ihren Verhandlungen mit der Geschäftsführung und erläutern, wie es im Streit um Tadano jetzt weitergehen soll.

Bei Tadano haben sich Arbeitnehmer und -geber vertraglich verpflichtet, friedlich weiterzuverhandeln. Gelingt das nicht, geht im September der Arbeitskampf erst richtig los.

Bei Tadano in Zweibrücken wird der Konflikt um die angekündigte Schließung des Werks Wallerscheid und 400 Entlassungen vorerst „eingefroren“. Zum Schluss eines zehneinhalbstündigen Verhandlungsmarathons in einem Pirmasenser Hotel haben Vertreter der Geschäftsführung und der Gewerkschaft IG Metall ein Abkommen unterzeichnet, in dem die Arbeitnehmerseite in den kommenden Wochen auf weitere Streiks verzichtet. Der Arbeitgeber nimmt bis zum 2. September Abstand von der Umsetzung seiner geplanten Betriebsänderungen. Fünf weitere Verhandlungstermine wurden vereinbart. Rückt die Geschäftsführung bis zum 2. September, 10 Uhr vormittags, nicht von ihrem Ansinnen ab, Wallerscheid zu schließen, die Kündigungen auszusprechen und Teile der Zweibrücker Produktion ins Tadano-Werk Lauf bei Nürnberg zu verlagern, endet der am Dienstag geschlossene Waffenstillstand. „Am 2. September tritt in Frankfurt der Bundesvorstand der IG Metall zusammen“, blickt deren Verhandlungsführer Uwe Zabel voraus: „Dann wird dort über die Urabstimmung zum unbefristeten Streik bei Tadano in Zweibrücken beraten.“ Denn solche Maßnahmen müssten vom Bundesvorstand genehmigt werden, damit die Arbeitskämpfe rechtlich gedeckt und Versicherungsfragen geklärt sind. Die Zweibrücker Belegschaft übte auf die Pirmasenser Verhandlungsrunde Druck aus, indem sie seit Montag, 6 Uhr morgens, einen 24-stündigen Warnstreik abhielt. „Die Produktion ruhte in dieser Zeit“, spricht der IG-Metall-Bevollmächtigte Salvatore Vicari von einem „großen Erfolg“ des Ausstands. 90 Prozent der Zweibrücker Tadano-Beschäftigten seien Gewerkschaftsmitglieder. Von diesen seien am Montag 98,5 Prozent zuhause geblieben. Uwe Zabel: „Vor Ort waren nur noch 110 Streikbrecher; vor allem Führungskräfte und Leute aus dem Personalbüro. Die haben da wohl 24 Stunden lang Kaffee getrunken.“

Zabel wurde vom Frankfurter IG-Metall-Bezirk Mitte für die Tadano-Verhandlungen nach Zweibrücken delegiert. Nach seinen Worten wurde am Dienstag per Vertrag eine „befristete freiwillige Friedenspflicht“ vereinbart. Die kommenden Wochen wolle man nutzen, um die Geschäftsführung um Tadano-Europachef Kenichi Sawada am grünen Tisch umzustimmen. Und davon zu überzeugen, das Angebot der Belegschaft wahrzunehmen, mit sachkundigen Gegenvorschlägen Alternativen zu den brachialen Schließungsplänen aufzuzeigen und gemeinsam Tadano wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

„Gold in den Köpfen“

„Denn es wäre Wahnsinn, die hoch qualifizierten Mitarbeiter in Zweibrücken hinauszuwerfen und auf ihr Fachwissen zu verzichten“, sagt Frank Schilb, Vertrauensmann der IG Metall bei Tadano. „Seit 2005, als wir noch zu Terex gehörten, hat es hier sechs Umstrukturierungen gegeben, bei denen jedes Mal 300 bis 400 Leute entlassen wurden. Nicht wenige davon sind zum Konkurrenten Liebherr gewechselt, der den einstigen Zweibrücker Weltmarktführer längst überflügelt hat.“ Statt das „Gold in den Köpfen“ der kundigen Mitarbeiter vor Ort zu nutzen, setze die Tadano-Geschäftsführung auf teure, fachfremde externe Berater, denen nichts einfalle, als ständig den Rotstift zu zücken.

Die strukturellen Probleme in der Dinglerstraße und auf dem Wallerscheid sieht der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass keineswegs in den Personalkosten oder in mangelnder Arbeitsproduktivität. „Seit Jahren weisen unsere Kollegen darauf hin, dass immer wieder zum entscheidenden Zeitpunkt wichtige Teile nicht im Werk ankommen. Dann steht die Produktion still. Lieferanten halten sich mit Materiallieferungen zurück. Manche von ihnen bitten um Vorkasse, weil sie beim Schutzschirm-Insolvenzverfahren 2021 schlechte finanzielle Erfahrungen gemacht haben.“ Derweil liege das betriebsinterne Vorschlags- und Verbesserungswesen am Boden. Glass: „Über Jahre haben unsere Mitarbeiter gute Hinweise und Vorschläge eingereicht, um die Produktion effektiver zu gestalten. Leider landen diese Ideen irgendwo auf einem Stapel und werden offenbar nicht zur Kenntnis genommen.“

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