Zweibrücken Was die Zweibrücker Omas gegen Rechts umtreibt

Hier sind auch Männer willkommen: Die Zweibrücker Omas gegen Rechts zeigen Gesicht in der Fußgängerzone.
Hier sind auch Männer willkommen: Die Zweibrücker Omas gegen Rechts zeigen Gesicht in der Fußgängerzone.

Der Verbissenheit vieler Rechtspopulisten und Verschwörungserzähler setzen die Omas gegen Rechts viel Humor entgegen. Aber sie vertreten ein ernstes Anliegen.

Nein, um mitmachen zu dürfen, muss man nicht unbedingt eine Großmutter sein. „Bei uns sind auch ein paar jüngere Frauen dabei. Sogar einige Männer“, erzählt Ulrike Konitz vom Zweibrücker Ableger der Omas gegen Rechts. Eines eher losen Zusammenschlusses demokratiebewusster Frauen, der seit geraumer Zeit in Deutschland das Erscheinungsbild bei Demonstrationen gegen rechtsextreme Umtriebe ergänzt. Die „Omas“ treten nett und freundlich auf, lassen aber keinerlei Zweifel an ihrem Anliegen. „Wir legen Wert darauf, dass wir nicht ,dagegen’ sind. Sondern für etwas“, betont Konitz: „Nämlich für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Vielfalt der Kulturen, Toleranz und respektvolles Miteinander.“ Tugenden, die heutzutage zusehends unter die Räder zu gelangen drohen – was nicht nur an Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken abzulesen ist.

„Spätestens seit den Enthüllungen über die sogenannte ,Remigrations’-Konferenz von Rechtsextremisten in Potsdam konnte ich nicht mehr ertragen, was zurzeit in Deutschland so passiert“, erklärt die Kita-Erzieherin ihre Motivation, eine Zweibrücker Gruppe der Omas gegen Rechts mitzugründen. „Auf einer Demo in Saarbrücken habe ich solche Omas zum ersten Mal gesehen.“ Was folgte, waren Online-Anfragen beim Omas-Bundesverband, um sich Tipps geben zu lassen, wie man auf lokaler Ebene einen Ableger ins Leben rufen kann.

Rechtsruck in der Gesellschaft

Im Frühjahr hat sich Ulrike Konitz mit Gleichgesinnten zusammengetan, die den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht länger tatenlos mitansehen wollen.

„Ich hätte nie gedacht, dass wir um den Erhalt der Demokratie wieder kämpfen müssen“, sagt Iris Beer, die bei dem „Omas“ mitmischt. „Dass die Würde des Menschen unantastbar ist, war für mich immer ein Lebensmotto“, beklagt Beer, dass dieser Grundsatz „heute oft mit Füßen getreten“ werde. „Menschenverachtende Sätze kommen den Leuten immer selbstverständlicher und ungeniert über die Lippen – nicht mehr nur im Internet.“ Auch Iris Beer will ihren Beitrag zum Schutz des Grundgesetzes leisten. „Damit die Populisten nicht unsere Verfassung unterwandern. Wir müssen auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass man nicht durch leichtfertiges Wählen extremer Parteien die Demokratie aufs Spiel setzen darf, die unsere Vorfahren so hart erkämpft haben.“

Kein organisierter Verein

Geteilt wird die Sorge um Menschenrechte und Toleranz auch von Margarete Reimann. Die pensionierte Rechtspflegerin erinnert an die hohen Stimmanteile, die die AfD zuletzt unter Jungwählern erzielt hat. „Deshalb planen wir jetzt Besuche in Schulen, um dort mit Diskussionen und Vorträgen die Jugend zu erreichen. Der alte Spruch ,Wehret den Anfängen’ ist wieder aktuell wie eh und je.“

Seit ihrer Gründung zu Jahresbeginn befinden sich die Zweibrücker Omas gegen Rechts immer noch „in der Findungsphase“, erzählt Ulrike Konitz. „Wir sind ja kein organisierter Verein, erheben keine Mitgliedsbeiträge. Als wir uns über Facebook und persönliche Kontakte zum ersten Mal bei mir in der Wohnung zusammengefunden hatten – damals zwölf Leute – , hat jeder zehn Euro auf den Tisch gelegt. Davon kauften wir ein paar Ansteck-Buttons und erstes Informationsmaterial.“ Und bastelten Schilder mit dem „Omas“-Schriftzug, mit denen die Gruppe am 14. März erstmals in der Fußgängerzone Gesicht zeigte. Später folgten ein Infostand und die Teilnahme an den großen Zweibrücker Demokratie- und Freiheitsdemos im Frühling.

Inzwischen ist die Anzahl der Zweibrücker Omas gegen Rechts auf etwa 30 angewachsen. „So ganz genau kann man das aber nicht sagen. Wir führen ja keine Mitgliederlisten“, berichtet Konitz. In der protestantischen Jugendzentrale habe man mittlerweile einen „Bündnispartner“ gefunden, der über hilfreiche Organisationsstrukturen und mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus auch über eine Veranstaltungsstätte verfügt.

Konzert und Vortragsabend

Für den 19. Oktober planen die Omas ein Liedermacher-Konzert im Mehrgenerationenhaus, und im Februar 2025 soll es in Zweibrücken einen Vortrag des Kuseler Extremismus-Fachmanns Bastian Drumm über „rechten Lifestyle und rechte Musik“ geben. Außenwirkung erzielt die Gruppe auch mit einem eigenen Facebook-Auftritt.

„Wir sind ein buntes Bündnis“, stellt Margarete Reimann klar: „Einig sind wir uns darin, dass wir gegen Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien eintreten. Hass und Gewalt, Ausgrenzung von Migranten und Antifeminismus sind mit uns nicht zu machen. Trotzdem sind wir überparteilich und haben alle unsere eigenen politischen Präferenzen. Nur die AfD, die wählt von uns niemand.“

Info

Erreichbar ist die Zweibrücker Gruppe auf Facebook und über den E-Mail-Kontakt omasgegenrechtszweibruecken@web.de
Bei freiem Eintritt (ein Hut geht rum) laden die Zweibrücker Omas gegen Rechts für Samstag, 19. Oktober, 19 Uhr, zum Konzert „Lieder gegen Menschenverachtung“ mit dem Musiker Trubartic ins Mehrgenerationenhaus Maxstraße 7 ein.

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