Der Sepp vom Hallplatz Wie Begegnungen im Seniorenheim alte Stadt-Erinnerungen wecken

Einst hatten sich 3000 Bürger gegen den Bau des Awo-Seniorenheim auf einem Teil des Exe-Geländes ausgesprochen.
Einst hatten sich 3000 Bürger gegen den Bau des Awo-Seniorenheim auf einem Teil des Exe-Geländes ausgesprochen.

„Wie lang machschen des schunn, hammer de „ald“ Facco ofd gefrood un sei Klassenbilder in de Schule gemennd. Johr un Daa war er in de Schdadt un in de Schule fun de Derfer unnerwegs. Sei Andword war ganz eenfach: „Wann ich emol zume Kind saa duun, dei Vadder kenn ich aa, dann saads, nee, dess is mei Oba!“

Kaum war der alte Sepp im Seniorenheim der Awo am Rosengarten eingetroffen, stellte sich die Frage an Frau Ignasiak aus dem Führungsteam zu ihrer Verbindung zum früher bekannten Eis-Macher „Wadek“ an der Bubenhauser Brücke: „Das war mein Opa!“ Noch heute sind gestandene Erwachsene jederzeit in der Lage, zu sagen, wie ihnen einst das Eis am Ortseingang von Bubenhausen geschmeckt hatte. Und freuen sich!

Begegnung bei der Tablettenausgabe

Am Abend bei der Tablettenausgabe trifft man dann Thomas Flaijs. Natürlich auch hier gleich die Frage: Vater oder Opa? Der Opa war’s, der im Wolfsloch so segensreich gewirkt hat und ein Kommunikationszentrum aufbaute und Menschen zusammenführte. Wie hat sich Onkel Kurt Trautmann doch so engagiert für die gemeinsamen Hilfen eingesetzt und die Ideen von Anton Flaijs vor allem in der Fasenachtszeit umgesetzt.

Krankheiten bringen es im Alter mit sich, dass nicht selten Schutzkleidung getragen werden muss – und Masken ohnehin. „Sie kenn’ ich aa!“ lautet die Aussage des Pflegers beim Bettentransport. Aber wer spricht? Die Helferin vom Nardini-Klinikum kommt aus Ernstweiler, und schnell stellt es sich heraus, dass sie die Enkelin vom früheren Beigeordneten Paul Strauß ist.

De Macher mit de Guutsjer

Natürlich gab es zu Paul Strauß viel zu sagen, der selbst ein überaus bescheidener und beliebter Politiker war. Seine Busfahrten ins frühere Stadtbauamt an der Gymnasiumstraße waren legendär, nie hatte es dem Macher an Gesprächspartnern gefehlt. Und an Guutsjer zum Verteilen! Denn Strauß verteilte die Bonbons stets großzügig. Was aber noch wichtiger war: Er war auch im Bus für die Sorgen der Bürger stets ansprechbar.

„Sei Lehrbuu“ in der Verwaltung, Klaus Stalter, wird nun 80 Jahre jung. Sein Respekt vor Strauß und dessen Wirken ist bis heute erhalten geblieben. Erkennbar wurde dies, als die Awo-Seniorenresidenz am Rosengarten vor einiger Zeit ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Stalter erinnerte gerne an den ehemaligen Beigeordneten und hält dessen Schaffen bis heute lebendig.

Nicht immer schafft man es auf Anhieb, alle Bürger der Stadt für neue Projekte zu begeistern. Und so ist es kein Schaden, wenn man auch an frühere Widerstände erinnert, wie es sie damals gab, als sich 3000 Bürger gegen das Awo-Seniorenheim auf dem Exe aussprachen. Manche derjenigen, die man heute in dem Haus antrifft und denen man gerne als Bewohner begegnet, hatten heftig gegen eine Bebauung des Exe-Geländes polemisiert.

An de Alexanderskerch

Auch wenn nicht alle Projekte, die entstehen, für ewig Bestand haben. So hatte der Baudezernent Paul Strauß einst für eine Bebauung des Platzes vor der Alexanderskirche mit einem modernen Café plädiert. Anwohner sprachen sich frühzeitig dagegen aus, und eine Teilbebauung mit Kiosk und „em Philipp Fridz sei Imbiss“ war nach einiger Zeit wieder vergessen: Genauso wie die Telefonzellen, die einst hier standen.

Bei keinem Stadtfest fehlt der Hinweis, dass es nicht gut gewesen wäre, den Platz zu bebauen. Wenn es bald daran geht, den Bereich Herzogplatz neu zu gestalten, wird ganz bestimmt noch einmal an die Absichten der Planer „fa oww, an da Alexanderskerch“ erinnert. Und an Paul Strauß gewiss auch.

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