Zweibrücken Wildfang am Kreis und am Schießstand

ZWEIBRÜCKEN. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen“, sagt Annika Schlegel, Kreisläuferin der Oberliga-Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken. Top-Spiel gegen Bascharage oder für Deutschland bei den offenen tschechischen Meisterschaften im Sommerbiathlon starten, hieß für sie die Frage am vergangenen Spieltag. Sie entschied sich für Tschechien. Am Sonntag bleibt ihr die Qual der Wahl erspart. Mit dem SV 64 gastiert sie beim Aufsteiger TV Schifferstadt (Anwurf: 17 Uhr).

Als amtierende deutsche Juniorenmeisterin im Sprint mit dem Kleinkalibergewehr war Sommerbiathletin Schlegel ins tschechische Lehtorad gereist. Dort überzeugte sie, belegte Rang fünf im Sprint, Platz drei im Teamsprint mit Partnerin Jana Landwehr und Platz zwei im Massenstartrennen. Das Beste aus zwei Sportwelten könne sie durch Handball und Sommerbiathlon verbinden, steht für die 20-Jährige fest. Wobei ihre Priorität klar beim Handball liegt. „Es sei denn, es geht um ein so einmaliges Erlebnis“, sagt sie. Nach Möglichkeiten, um doch beim Spiel gegen Bascharage dabei zu sein, hatte sie gesucht, inklusive Flug. „Ich wäre nie rechtzeitig in Zweibrücken gewesen“, sagt sie. Gerne hätte sie gegen das Top-Team gespielt. „Im Rückspiel habe ich ja noch mal die Chance“, sagt die 1,63 Meter große Spielerin die vom Saarlandligisten Ottweiler/Steinbach zum SV 64 kam. Ihre zweite Saison spielt sie beim SV und sie hat sich in dieser Zeit stetig weiter entwickelt. Zuletzt funktionierte das Zusammenspiel mit dem Rückraum – allen voran mit Katharina Koch – richtig gut. „Das war schon eine Umstellung“, bekennt sie. Aber sie habe unbedingt wissen wollen, ob sie in der RPS-Oberliga bestehen kann. „Annika ist unser Wildfang. Man muss sie spielen lassen, sie nicht zu sehr in ein System pressen. Daran mussten wir uns gewöhnen, aber es funktioniert immer besser“, sagt Trainer Martin Schwarzwald. Schlegel ist ehrgeizig, gibt nie auf. Egal ob die Mannschaft in der 60. Minute deutlich führt oder klar zurückliegt. Die Devise der 20-Jährigen heißt immer Vollgas. Sie sei schon enttäuscht gewesen, dass ein einziger Punkt zur Meisterschaft gefehlt habe, sagt sie. Im dritten Semester studiert Schlegel, die in Steinbach lebt, Maschinenbau in Kaiserslautern. Pendeln, um zu studieren und Sport zu treiben, gehört zum Alltag, was den Sport angeht sogar von Kindesbeinen an. Mit Schwimmen fing es an. Wettkämpfe bestritt sie für Neunkirchen, bewies damals schon Ausdauer. Als Siebenjährige, nach dem Umzug nach Steinbach, kam der Handballsport dazu. Zwei Sportarten, die sich gut vereinbaren ließen. Bis das Schwimmbad in Neunkirchen geschlossen wurde. Dann war Schluss mit Schwimmen. Der Aufwand, um regelmäßig in ein Schwimmbad zu kommen, um trainieren zu können, wäre zu hoch gewesen. Im Handball lief es gut, sie spielte Saar-Auswahl. Das hatte der Wechsel vom Rückraum an den Kreis möglich gemacht. Trotzdem fehlte ihr etwas. „Ich habe nach einem Ausgleichssport für die trainingsfreie Handballzeit gesucht“, erzählt sie. Die ist im Sommer, genau dann, wenn die Sommerbiathlonsaison läuft. Laufen, konnte sie. „Ein Gewehr hatte ich vorher noch nie in der Hand“, bekennt sie. Aber es funktionierte, machte Spaß. Drei Jahre war sie mit dem Luftgewehr laufend unterwegs. Im Sprint, das sind drei Kilometer, einmal ist liegend, einmal stehend zu schießen, oder beim Massenstart. In diesen Rennen sind fünf Kilometer zurückzulegen. Geschossen wird zweimal liegend, zweimal stehend. Zu Beginn der jetzt zu Ende gehenden Sommerbiathlon-Saison stieg sie auf das Kleinkaliber-Gewehr um. „Seither läuft es richtig gut“, sagt Schlegel, die auch im Handball treffsicher ist. Gegen Schifferstadt werden auch ihre Abwehrqualitäten gefragt sein. Meist spielt sie auf der vorgezogenen Position. „Schifferstadt setzt viel auf das Spiel eins gegen eins, versucht Kreisdurchbrüche. Das müssen wir verhindern“, sagt Schwarzwald. (add)

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