Meinung Souvenir aus dem Saarland: Ab damit in den „Kruuschkaschde“

„Dann fummele mer halt alles zesamme in än Ding“: das Saarvenir.
»Dann fummele mer halt alles zesamme in än Ding«: das Saarvenir.

Wenn Oma auf Reisen ging, und das tat sie gern und regelmäßig, dann brachte sie ihren lieben Daheimgebliebenen immer was mit. Aus Paris eine Nachbildung des Eiffelturms, aus Holland eine Windmühle aus Delfter Porzellan, aus dem Schwarzwald eine Kuckucksuhr.

Letztere war tatsächlich zu etwas nütze, denn sie zeigte die Zeit an. Der stündliche Ruf des hölzernen Kuckucks sorgte bei den Freunden und Freundinnen des mit dem Mitbringsel bedachten Enkels für bewundernde Blicke. Oder waren es schräge?

Irgendwann war die Uhr gottlob kaputt und musste weg. Eiffelturm, Windmühle, Kolosseum, die Eule aus Athen und die Kastagnetten aus Spanien verschwanden nach und nach aus dem Regal und landeten im „Kruuschkaschde“. Wegwerfen darf man Mitbringsel schließlich nicht.

Plaketten auf Wanderstöcken, Aufkleber von Urlaubsorten

Souvenirs dieser Art sind im Laufe der Jahre aus der Mode gekommen wie die Plaketten für Wanderstöcke und die Urlaubsort-Aufkleber auf Kombis und VW-Bussen. Quasi abgelegt im großen „Kruuschkaschde“ der Geschichte.

Da hätte das alles bleiben können, nichts hätte gefehlt, und alles wäre gut gewesen. Doch im Saarland ist man nun auf die Idee gekommen, ein Souvenir des Saarlandes zu erschaffen. Das Ding heißt – Achtung, Wortspiel! – Saarvenir.

Was zum Geier soll man aus dem Saarland schon mitbringen?

Der geneigte Leser wird sich fragen: Was zum Geier soll man aus dem Saarland schon mitbringen? Bergmannshusten, Kopfweh oder „die Fregg“? Doch diese immateriellen Kulturgüter hatten die Erfinder des Saarvenirs nicht im Sinn. Auch nicht Lyoner, Karlsberg-Bier und Schwenkbraten, was bei nüchterner Betrachtung – weil sofort konsumierbar – durchaus eine nachhaltige und deshalb begrüßenswerte Variante des Souvenir-Gedankens ergeben hätte.

Unförmiges Ding, das in der Hosentasche pikst

Das Saarvenir ist nichts von alledem, sondern ein unförmiges Teil, das pikst, wenn man es in die Hand nimmt oder in die Hosentasche steckt. Offenbar haben die kreativen Köpfe monatelang überlegt: Was verbinden die Menschen denn mit dem Saarland? Dann zählten sie auf: die Saarschleife, die Völklinger Hütte, ein Grubenturm, die Abtei Tholey und Lyoner. Dann konnten sie sich nicht für eins entscheiden und entschieden: „Dann fummele mer halt alles zesamme in än Ding.“ So sieht’s denn auch aus.

Und was in aller Welt macht man nun mit dem Saarvenir? Ab damit in den „Kruuschkaschde“. Aber sofort!

Statt Bergmannshusten, Kopfweh oder „de Fregg“: Mitbringsel aus dem Saarland.
Statt Bergmannshusten, Kopfweh oder »de Fregg«: Mitbringsel aus dem Saarland.
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