Panorama Auch Fall in Mannheim: Polizeibeamte gaben 2024 besonders viele tödliche Schüsse ab

Tödlicher Schusswaffengebrauch der Polizei
In München tötete die Polizei einen 18-Jährigen, der auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum geschossen hatte. (Archivbild)

Das Jahr ist noch nicht zu Ende, doch schon jetzt ist klar: 2024 haben deutsche Polizistinnen und Polizisten im Dienst deutlich mehr Menschen erschossen als in den Jahren zuvor.

Polizeibeamte haben im Dienst in diesem Jahr bereits deutlich mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den Vorjahren. Nach einer Auswertung von Polizeiberichten durch die Deutsche Presse-Agentur starben seit Januar bundesweit 17 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei. Einer von ihnen war der 18-jährige Österreicher, der am 5. September auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen hatte, bevor er von der Polizei getötet wurde.

In der Mehrheit der anderen Fällen fielen die tödlichen Schüsse in Situationen, in denen die Beamten auf Männer oder Frauen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Menschen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.

Laut einer Statistik der Fachzeitschrift «Bürgerrechte & Polizei» gab es letztmalig 1999 eine so hohe Zahl von Menschen, die von der Polizei erschossen wurden. Damals starben im gesamten Jahr 19 Menschen. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.

Am Dienstag vergangener Woche hat die Polizei in einem Hörsaal der Mannheimer Universität einen Mann niedergeschossen. Er starb
Im April 2024 hat die Polizei in einem Hörsaal der Mannheimer Universität einen Mann niedergeschossen. Er starb kurz darauf in einem Krankenhaus.

Mann in Mannheimer Universität erschossen

Für Schlagzeilen sorgte in diesem Jahr unter anderem der Fall einer 31-Jährigen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Die Polizei teilte später mit, sie sei schon vorher auffällig geworden und dreimal von der Polizei in einer Psychiatrie untergebracht worden. Polizeibekannt sei die Münchnerin auch wegen Betäubungsmitteldelikten gewesen.

In Mannheim wurde im April ein ebenfalls 31-Jähriger von der Polizei erschossen, als er mit einer zirka 40 Zentimeter lange Machete bewaffnet in einem Hörsaal der Universität unterwegs war. Auch hier hätte man laut Polizei zuerst versucht, verbal auf den 31-Jährigen einzuwirken und ihn zum Weglegen der Machete zu bewegen. Als diese Maßnahmen fehl schlugen, hätten die Beamten geschossen. 

Am Dienstag vergangener Woche hat die Polizei in einem Hörsaal der Mannheimer Universität einen Mann niedergeschossen. Er starb
Mannheim

Erschossener Macheten-Angreifer: Obduktionsbericht liegt vor

Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige am vergangenen Donnerstag. Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe «zum Verwechseln ähnlich» war.

Tödlicher Schusswaffengebrauch der Polizei
In Schwalmstadt erschoss die Polizei eine 20-Jährige. Sie soll eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe »zum Verwechseln ähnlich« war. (Archivbild)

Polizei-Gewerkschaft verweist auf Anstieg von Gewaltkriminalität

«Die Gewaltkriminalität in der Gesellschaft hat zugenommen», erklärt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, die gestiegene Zahl der Einsätze mit tödlichem Ausgang. Kriminologen sei bekannt, dass sich diese Entwicklung auch negativ auf gewaltsame Angriffe auf polizeiliche Einsatzkräfte auswirke. Vor diesem Hintergrund seien Polizistinnen und Polizisten gezwungen, «in eskalierenden Einsatzsituationen konsequent den Angriff zu unterbinden».

GdP-Bundesvorsitzender Jochen Kopelke
Der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke, weist auf den Anstieg der Gewaltkriminalität hin. (Archivbild)
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