Panorama Diplomatensohn Jens Söring: Freiheit nach Jahrzehnten in US-Haft

Jens Söring auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2011.
Jens Söring auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2011. Foto: dpa

Der Deutsche Jens Söring wird aus den USA abgeschoben. Der 53-Jährige war 1990 des Mordes an den Eltern seiner Freundin schuldig gesprochen worden. Nicht alle sind glücklich über die überraschende Wende in dem Fall.

Der seit drei Jahrzehnten wegen eines Doppelmordes in den USA inhaftierte Deutsche Jens Söring soll aus dem Gefängnis entlassen und abgeschoben werden. Das entschied das für Begnadigungen im Bundesstaat Virginia zuständige Gremium, wie Gouverneur Ralph Northam am Montag in der Hauptstadt Richmond mitteilte. Der 53 Jahre alte Söring soll der Entscheidung zufolge der Einwanderungspolizei ICE übergeben, abgeschoben und mit einem Wiedereinreiseverbot belegt werden. Eine Begnadigung des Deutschen wurde dagegen erneut abgelehnt.

Söring sitzt seit fast 30 Jahren in den USA in Haft. Der damals 18-Jährige soll 1985 in Lynchburg, einer Kleinstadt in Virginia, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom erstochen haben.

Flucht nach Großbritannien

Das junge Paar flüchtete aus den USA, wurde 1986 aber in Großbritannien festgenommen. Söring wurde nach einem langen Rechtsstreit, der auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigte, an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Dort wurde er 1990 wegen zweifachen Mordes zu zwei Mal lebenslanger Haft verurteilt.

Söring hatte die Tat zunächst gestanden, dies aber später widerrufen. Er erklärte, das Geständnis nur abgelegt zu haben, um seine Freundin – nach seinen Angaben die wahre Täterin – vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei fälschlicherweise davon ausgegangen, als Sohn eines deutschen Diplomaten diplomatische Immunität zu genießen.

Haysom bekannte sich nach der Tat der Beihilfe zu den Morden schuldig und wurde zu 90 Jahren Gefängnis verurteilt. Die 55-jährige kanadische Staatsbürgerin soll nun ebenfalls aus dem Gefängnis entlassen und in ihr Heimatland abgeschoben werden.

Mögliche Justizfehler

Der Fall hat in den USA und in Deutschland viel Aufmerksamkeit erregt. Söring schrieb im Gefängnis mehrere Bücher. 2016 erschien über den Fall der Dokumentarfilm „Das Versprechen“, der den Fall rekonstruierte und in dem mögliche Fehler der US-Justiz thematisiert werden.

Söring, der stets seine Unschuld beteuerte, bat wiederholt um eine Begnadigung. Das wurde nun jedoch erneut abgelehnt. Die Zeitung „Richmond Times-Dispatch“ zitierte die Vorsitzende des für Begnadigungen in Virginia zuständigen Gremiums mit den Worten, jahrelange Untersuchungen hätten ergeben, dass Sörings Unschuldsbeteuerungen „unbegründet“ seien.

Eine Haftentlassung Sörings und Haysoms sei aber „angemessen“, sagte Adrianne Bennett demnach. Sie begründete dies mit dem jugendlichen Alter der beiden zum Tatzeitpunkt und der langen bereits abgesessenen Haftstrafe. Auch komme eine Freilassung aus der Haft den Steuerzahlern zugute.

Kritik von Abgeordneten

Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, begrüßte die Entscheidung. „Das ist eine gute Nachricht“, erklärte Beyer. Die Bundesregierung hatte sich schon seit längerem für eine Freilassung auf Bewährung und Überstellung nach Deutschland eingesetzt. Offenbar ist aber nicht klar, ob Söring nach Deutschland zurückkehrt.

Sörings Freilassung stieß nicht nur auf Zustimmung. Er sei „schockiert und empört“ darüber, sagte Ben Cline, republikanischer Kongressabgeordneter des Bundesstaats Virginia. „Die Entscheidung, die nicht auf Reue der Mörder für ihre Taten, sondern auf angeblichen Kostenvorteilen für Virginia basiert, ist eine Beleidigung der Familien der Opfer und des geltenden Rechtes.“

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