Nachruf Meister des Unmöglichen: Siegfried Fischbacher gestorben

Markenzeichen weiße Tiger: Siegfried (links) und Roy im Jahr 1999.
Markenzeichen weiße Tiger: Siegfried (links) und Roy im Jahr 1999.

Siegfried und Roy stiegen in den 60er Jahren zum weltweit bekanntesten Magierduo auf. Später gehörten sie zum festen Programm des Hotels „Mirage“ in Las Vegas, wo sie mit ihren weißen Tigern stets ausverkaufte Shows spielten. Bis zu einem tragischen Unfall.

Als „Siegfried & Roy“ waren sie umjubelt. Der gebürtige Rosenheimer Siegfried Fischbacher und sein aus Nordenham bei Bremen stammender Partner Roy Horn hatten sich mit ihrer Show – einem explosiven Mix aus Zauberei, Illusionen und exotischen Tieren – am Strip von Las Vegas einen Traum erfüllt. Der nahm im Oktober 2003 ein jähes Ende, als der Dompteur Horn von dem weißen Tiger Montecore angefallen und lebensgefährlich verletzt wurde, vor den Augen von mehr als 1500 entsetzten Zuschauern.

Der tragische Unfall zwang die vielfach preisgekrönten „Meister des Unmöglichen“ in den vorzeitigen Ruhestand. Der fünf Jahre ältere Fischbacher wurde plötzlich zum Betreuer und zur Stütze des halbseitig gelähmten Tierbändigers. Dessen Ärzte sprachen von einem „Wunder“, dass er die schweren Verletzungen überhaupt überlebte. Horn starb schließlich vor wenigen Monaten an Covid-19. Nun folgte ihm Fischbacher, der am Mittwoch mit 81 Jahren einem Krebsleiden erlag.

„I bin an Rosenheimer“

„Er war zu Hause in Las Vegas“, sagte Fischbachers Schwester. Sie habe ihn noch angerufen. „Ich konnte mit ihm noch beten und ihm sagen, dass ich mit meinen Herzensgedanken immer bei ihm bin.“ Nach dem Gespräch habe er sich hingelegt und sei dann eingeschlafen.

Gemeinsame öffentliche Auftritte des ehemaligen Magierduos waren in den Jahren zuvor selten geworden. Horn war seit dem Unfall auf eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl angewiesen. Im November 2017 reisten sie noch zusammen nach Deutschland. In seiner bayerischen Heimat traf Fischbacher seine jüngere Schwester, eine Nonne, und seinen noch in Rosenheim lebenden älteren Bruder.

Seiner Geburtsstadt war Fischbacher immer verbunden geblieben. 2010 war er als Ehrengast zur Eröffnung der Landesgartenschau angereist. „Ich bin hier aufgewachsen“, bekannte er sich zu seinen Wurzeln, „und darauf immer sehr stolz gewesen.“ In einer Mischung aus oberbayerischem Dialekt und Deutsch mit englischem Akzent fügte er hinzu: „I bin an Rosenheimer.“

Dicker Millionen-Deal

Fischbacher wurde am 13. Juni 1939 in Rosenheim geboren und lernte dort schon als Junge die ersten Zaubertricks. Nach dem Schulende jobbte er in einem Hotel am Gardasee, bevor er als Schiffssteward auf der „TS Bremen“ anheuerte und bald mit magischen Tricks zum Entertainer der Passagiere avancierte. Dort lernte er den Tierliebhaber Roy Horn kennen, der von Siegfrieds Zauberkünsten fasziniert war. Statt Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, regte Roy an, seinen an Bord versteckten Geparden in die Nummer einzubauen.

Das Duo brachte fortan immer mehr exotische Tiere auf die Bühne. Zusammen tingelten sie mit Zauber- und Tiertricks durch kleinere Theater, bis ihnen 1966 in Monaco mit einer Galavorstellung beim Fürstenpaar Rainier und Gracia Patricia der internationale Durchbruch gelang.

1967 kamen sie nach Angaben ihres Deutschland-Managements erstmals in die US-amerikanische Glitzer-Metropole Las Vegas, ab 1970 waren sie dort drei Jahre im „Stardust“ zu sehen. 1988 handelten sie mit dem „Mirage“-Hotel den bis dahin dicksten Millionen-Deal in der Geschichte der Kasinostadt aus. Mit ihren seltenen weißen Tigern und anderen Raubkatzen hielt das Duo Millionen Fans in Atem, bis zu der Attacke von Montecore am 3. Oktober 2003.

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