Pfalz Aus für die Pfälzische Weinkönigin: Scharfer Protest und großer Applaus

Bei besonderen Anlässen sollen die Weinbotschafterinnen auch künftig eine Krone tragen. Der Weinbotschafter soll das allerdings
Bei besonderen Anlässen sollen die Weinbotschafterinnen auch künftig eine Krone tragen. Der Weinbotschafter soll das allerdings nicht tun.

Dass die Pfalzwein-Werbung den Titel Pfälzische Weinkönigin abschaffen und dafür auf „PfalzWeinBotschafter“ setzen will, sorgt vor allem an der Mittelhaardt für lauten Protest. Andererseits gibt es aber eine nennenswerte Gruppe von jungen Winzerinnen und Winzern aus der ganzen Pfalz, die diese Entscheidung richtig findet.

Die Pfalzwein-Werbung hat vergangene Woche angekündigt, künftig auf Weinbotschafter (w/m) statt auf Weinköniginnen setzen zu wollen. Kommunalpolitiker und ehemalige Hoheiten kritisieren das. Christian Gerau aus dem Neustadter Ortsteil Lachen-Speyerdorf hat eine Online-Petition zum Erhalt von Amt und Titel gestartet. Die Petition läuft seit Donnerstag, über 4100 Menschen haben schon unterschrieben (www.change.org). Auch auf politischer Ebene formiert sich Protest gegen die Pfalzwein-Entscheidung. Die Neustadter CDU-Stadtratsfraktion fordert eine Korrektur der Entscheidung und schlägt folgendes Prozedere vor: „Männer sind bei der Bewerbung um das Amt zugelassen. Das Amt heißt weiter Pfälzische Weinkönigin oder Pfälzischer Weinkönig.“ Die Amtsinhaber sollen entscheiden, zu welchem Anlass sie Krone tragen möchten. Neustadt soll Krönungsort bleiben.

Neustadts Oberbürgermeister Marc Weigel (FWG) erhebt ein Stimmungsbild in den Weindörfern. Werner Kerth, Vorsitzender des Weinbauvereins Mußbach/Haardt, teilt mit: „Die Rückmeldungen waren unisono negativ, wir fordern ein Überdenken der Entscheidung.“ Der Winzermeister beklagt den „Aktionismus der Pfalzwein“, die der „Zielsetzung der von der Winzerschaft finanzierten Institution“ schade.

Das sagen junge Winzer

Allerdings ist es so, dass ein Teil dieser Winzerschaft da ganz anderer Meinung ist – wie eine Stellungnahme von 38 jungen Winzerinnen und Winzern um Sophie Christmann (Gimmeldingen) und Janina Berizzi (Edenkoben) belegt. Sie finden, dass es an der Zeit sei, dass „auch der Weinbau sich äußert, der von der Weinhoheit schließlich repräsentiert wird“. Die jungen Weinmacherinnen schreiben: „Wir sehen die Neugestaltung des Amtes der Weinhoheit nicht als Abwertung, sondern als Chance zur Verbesserung.“ Das Amt umfasse schon lange weit „mehr als Krone und junge Frauen“: „Es steht für Weinexpertise, Kulturbotschafter und Aushängeschild unserer innovativen wie traditionsreichen Weinregion. Die Neuausrichtung benennt diese Rolle und modernisiert das Image.“ Die jungen Weinmacher finden: „So wie Weine inzwischen selbstverständlich von Winzerinnen und Winzern hergestellt werden, darf das Bild der Region auch nach außen gleichberechtigt getragen werden. Eine Modernisierung des Amtes ist ein wichtiger Schritt zur weiteren Professionalisierung und damit zur Erhaltung der Relevanz auch in Zukunft.“

Das sagen Weinfachfrauen

Auch die Frauen vom Verein „Vinissima Frauen und Wein“, einem deutschlandweiten Netzwerk von 600 Weinfrauen, darunter 160 Pfälzerinnen, haben sich mit dem Vorhaben der Pfalzwein-Werbung befasst. Sie äußern sich differenziert zur Modernisierung: „Wir begrüßen grundsätzlich die Veränderungen der letzten Jahre, die Weinhoheiten als kompetente und weltoffene Botschafterinnen einzusetzen, die den Wein sowohl fachkompetent als auch mit Witz und Charme präsentieren“, teilen die Sprecherinnen Christine Freund-Grieger (Bad Dürkheim), Sarah Janson (Bockenheim) und Saskia Teucke (Weisenheim am Sand) mit. Allerdings überrasche sie „der Umfang und die Kurzfristigkeit der Neuausrichtung sowie die gleichzeitige Bekanntgabe der Kandidaten für das Team Pfalz 2024/25“.

Die Ausschreibung vom Februar als „Pfälzische Weinhoheit“ sei mit der Krone bebildert gewesen. „Eindeutig geht daraus ein geschlechtsneutrales Bewerberverfahren hervor, allerdings keine umfassende Neupositionierung des Amts.“ Der Name „PfalzWeinBotschafterIn“ berge Verwechslungsgefahr mit den Kultur- und Weinbotschaftern, kritisieren die Vinissima-Frauen, unter denen viele ehemalige Weinhoheiten sind. Die Frauen fürchten, dass es Jahre dauern werde, bis der Markenbegriff PfalzWeinBotschafter bekannt ist.

Der Verein Pfalzwein wird von allen Pfälzer Winzern finanziert. Es gibt allerdings nur 130 Pfalzwein-Mitglieder – dabei handelt es sich um Verbandsvertreter, Landkreise und Winzer. Bei einer von 40 bis 50 Mitgliedern besuchten Versammlung vorvergangene Woche wurden die Änderungen festgelegt – da der Grundtenor bei der Versammlung laut Pfalzwein positiv war, habe man auf eine förmliche Abstimmung verzichtet.

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