Kommentar Die Weinkönigin lebt: Die Pfalzwein ist eingeknickt

Der Weinadel bleibt – erst einmal. Zu sehen ist die deutsche Weinprinzessin 2021 Saskia Teucke aus Weisenheim am Sand (Kreis Bad
Der Weinadel bleibt – erst einmal. Zu sehen ist die deutsche Weinprinzessin 2021 Saskia Teucke aus Weisenheim am Sand (Kreis Bad Dürkheim).

Die Rettung der Königin wird mehr verändern als manche ahnen. Die Pfalzwein rudert zurück, die Kritiker erweisen sich einen Bärendienst.

Marketing muss auf einem hart umkämpften Markt intelligent, clever und wettbewerbsfähig sein. Erfolgreiche Unternehmen bleiben nicht stehen. Und so versteht sich die Pfalzwein, die Gebietsweinwerbung für die Pfalz – das führende deutsche Rieslinganbaugebiet.

Wenn sich das Klima ändert, um Ausgaben und Preise hart gerungen wird, Pestizideinsätze notwendigerweise in der Branche und bei Verbrauchern stärker hinterfragt werden, der Weinabsatz sinkt, der hohe Alkoholkonsum in Deutschland Gesundheitsschäden hervorruft – dann ist zu ahnen, in welch turbulentem Fahrwasser sich das Kulturgut Wein und mit ihm die Produzenten befinden.

Die Erneuerung geht noch nicht weit genug

Dies vor Augen wollte die Institution, die seit den 60er-Jahren auch die Wahl der Pfälzischen Weinkönigin ausrichtet, in bester Absicht das Amt der Hoheit modernisieren, die Krone abschaffen und stattdessen Weinbotschafter und Weinbotschafterinnen als Werbeträger ins Rennen schicken. Dabei könnte und müsste die Erneuerung noch viel weiter gehen. Die Umsetzung allerdings ist gnadenlos gescheitert.

Stattdessen ist man unter der Druckwelle der Kritik eingebrochen und reagiert nun auch trotzig. Für dieses Jahr bleibt es bei der Wahl einer Weinhoheit, aber zu welchem Preis? Die überlauten Kritiker, allen voran der Neustadter Oberbürgermeister, der einen Mann als Bewerber verschmähte und öffentlich von „einem historischen Fehler“ der Pfalzwein, einem Verein, dem er qua Amt selbst angehört, sprach.

Wird die vermeintliche Rettung zum Todesstoß?

Diese Kritiker haben sich womöglich einen Bärendienst erwiesen. Denn nun zieht sich die Pfalzwein ein Stück weit aus der Verantwortung zurück. Diese Lücke muss erst einmal gefüllt werden. Durch wen und wie ist noch längst nicht geklärt. Das birgt Chancen, aber auch Risiken. Wird die vermeintliche Rettung am Ende zum Todesstoß für die Königin?

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