Diskussion um Weinköniginnen Ehemalige Weinkönigin Janina Huber: Tradition vs. Werbeauftrag

Bereits während ihrer Amtszeit vor rund zehn Jahren gab es laut Janina Huber Diskussionen darüber, ob die Krone immer getragen w
Bereits während ihrer Amtszeit vor rund zehn Jahren gab es laut Janina Huber Diskussionen darüber, ob die Krone immer getragen werden muss.

Wird man mit Krone weniger kompetent wahrgenommen? Lässt sich Tradition mit Wein-Werbung vereinbaren? Janina Huber über ihre Erfahrungen als Königin. Nicht alle waren schön.

Keine Krone mehr, ein anderer Titel und ein Mann als Kandidat: Das sind die Änderungen, die die Pfalzwein-Werbung in Bezug auf das Amt der Pfälzischen Weinkönigin vor rund zwei Wochen bekannt gegeben hat. Die Redakteurinnen Rebecca Singer und Vanessa Betz gehen mit der ehemaligen Weinkönigin Janina Huber in einer Sonderfolge von „Wissensdurst“, dem RHEINPFALZ-Podcast, auf die Kritik ein, klären wie es zu den Veränderungen kam und was es damit auf sich hat.

Hören Sie hier das komplette Gespräch:

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Direkt zum Podcast: Weinköniginnen vor dem Aus: Was spricht für und gegen die Änderungen? – Sonderfolge

Einen Ausschnitt aus dem Gespräch lesen Sie hier:

Als ehemalige Deutsche und Pfälzische Weinkönigin, die bereits verschiedene Kronen auf dem Kopf hatte: Was sagen Sie zu der Entscheidung? Ist das das Ende der Weinkönigin?
Ich sehe es nicht als Ende, sondern als Fortführung einer Tradition unter anderem Gewand. Ich glaube, dass Traditionen auch verändert werden müssen, damit sie mit in die Moderne genommen werden können. Also nein: Es ist nicht das Ende des Amtes. Es ist das Ende des Amtes, wie es bisher war, aber in dem Ende steckt eben auch ein Weiterführen.

Wie sich an den Reaktionen der vergangenen Tage zeigt, befürchten viele, dass damit eine Pfälzer Tradition abgeschafft wird. Sehen Sie darin keine Gefahr?
Grundsätzlich finde ich es schön zu merken, wie viele Leute mit dem Herzen dabei sind. Nichtsdestotrotz darf man Traditionen nicht mit Weinwerbung verwechseln. Und das ist eben der Auftrag der Pfalzwein. Und da ist die Frage: Hilft eine Tradition, die wir emotional im Herzen tragen – da schließe ich mich mit ein – der Absatzförderung für Pfälzer Wein außerhalb der Pfalz? Jemand in Hamburg oder in Berlin fühlt ja diese Tradition nicht so wie wir. In Düsseldorf auf der Prowein, der größten Weinmesse der Welt, versteht man nicht, wieso da dann jemand mit einer Krone steht.

Und wie sieht es innerhalb der Pfalz aus?
Die Tradition gibt es ja noch. Wir haben ja noch viele Ortshoheiten, die weiterhin hier lokal wirken können. Da, wo man die Krone kennt, wo alle sie lieben, da darf sie ja weiter da sein. Zudem hat die Pfalzwein im Laufe der Diskussion ja auch gesagt, dass die Krone der Pfälzischen Weinhoheiten innerhalb der Pfalz weiterhin bei sehr traditionellen Terminen durchaus eine Option ist. Also so dieses komplette Abschaffen nach Außen: ja. Aber nach innen ist da so ein kleines Zugeständnis ja schon gemacht worden.

2023 hat Janina Huber die Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin in Neustadt moderiert.
2023 hat Janina Huber die Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin in Neustadt moderiert.

Nicht nur das Abschaffen der Krone, auch der neue Titel „Pfalzweinbotschafter“ beziehungsweise „Pfalzweinbotschafterin“ ist teilweise kritisiert worden. Unter anderem deshalb, weil er sich nicht stark genug von den Kultur- und Weinbotschaftern der Region abgrenzt. Was sagen Sie dazu?
Ich weiß, was damit gemeint ist. Aber auch da könnte man wieder sagen: Die Kultur- und Weinbotschafter wirken in den Anbaugebieten. Das heißt, die haben gar nicht direkt das Konkurrenzfeld mit dem, was der Pfalzweinbotschafter/ die Pfalzweinbotschafterin in Zukunft tun soll, nämlich Werbung außerhalb der Anbaugebiete. Das ist schon mal ein Unterschied. Zudem glaube ich, dass man diesen Titel auch aufbauen kann und eine Wertigkeit damit verknüpfen kann.

Die Überlegungen rund um Titel und Krone gibt es ja schon länger. Viele vermuten, dass das jetzt alles so schnell und radikal geändert wurde, weil erstmals ein Mann zur Wahl steht und man diesem keine Krone aufsetzen könne. Sehen Sie da einen Zusammenhang?
Ich finde, es ergibt überhaupt keinen Sinn, das jetzt alles auf den Mann zu schieben. Es gab diese Diskussion rund um die Krone und Titel schon vorher. Der Mann hat es jetzt einfach noch mal final ins Rollen gebracht. Und auch diese Idee, dass man was anderes machen könnte – Stichwort Anstecknadeln –, die gab es auch schon vorher.

Zum Thema Anstecknadeln: Sie haben ja die Pfalzwein auch bei dem Prozess als externe Beraterin ein Stück weit begleitet. Was ist die Idee dahinter?
Man kennt Anstecknadeln aus der Sommelier-Szene. Die haben häufig so eine Traube als Erkennungszeichen am Revers. Das kennen Leute also, dass Menschen mit einer Botschaft sowas in der Art am Revers haben und ich glaube, dass damit eine bessere fachliche Aufmerksamkeit geschaffen werden kann, als wenn eben die Krone auf dem Kopf ist. Zumindest außerhalb der Pfalz.

Aber so viel Aufmerksamkeit wie eine Krone zieht so eine kleine Nadel nicht auf sich, oder?
Das stimmt natürlich. Auf einem Weinfest wird das erstmal nicht wahrgenommen, wenn du irgendwas am Revers hast. Deswegen denke ich ja weiterhin, dass die Kronen innerhalb der Pfalz weiterhin da sein dürfen. Außerhalb der Pfalz geht es eben wieder um den Auftrag der Vermarktung. Traditionspflege im Inneren, Vermarktungsauftrag im Äußeren: In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns bei dieser Diskussion und da muss eine Balance gefunden werden.

Die Expertin

Janina Huber (34) stammt aus Bad Dürkheim und war von 2013 bis 2014 Pfälzische Weinkönigin. 2014 wurde sie für ein Jahr zur Deutschen Weinkönigin gewählt. Mittlerweile arbeitet die Pfälzerin selbstständig unter anderem als Moderatorin in der Weinbranche. In dieser Funktion begleitet sie seit einigen Jahren die Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin und war als unabhängige Beraterin auch in den Transformationsprozess der Wahl eingebunden.

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Wer nicht lesen will, kann hören: Sie wollten schon immer wissen, wie man die vielen Flaschen Wein, die man zu Hause hat, am besten lagert? Oder welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Rebsorten gibt? Dann sind Sie hier genau richtig: In unserem kostenlosen Podcast "Wissensdurst" löchern Sonja Hoffmann und Rebecca Singer die Weinexpertin Janina Huber mit Fragen rund um das Thema Wein.  

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