Pfalz Formel 1: Verstappen siegt vor Vettel in Hockenheim

Glücklich nach dem zweiten Platz in Hochenheim: Sebastian Vettel. Foto: dpa
Glücklich nach dem zweiten Platz in Hochenheim: Sebastian Vettel.

Ein Siegerpodium für die Geschichtsbücher der Formel 1: Max Verstappen vor Sebastian Vettel und Daniil Kvyat.Am wenigsten wundert da noch der Gewinner: „Mad Max“ behält im Hockenheimer Chaos einen kühlen Kopf und gewinnt im Red Bull verdient. Vettel bringt das Kunststück fertig, im Ferrari vom 20. und letzten Platz auf Rang zwei zu düsen. Daniil Kvyat darf sowieso zum ersten Mal überhaupt aufs Podium klettern. Toro Rosso im Taumel.

Silberpfeile glanzlos

Und Mercedes? Die favorisierten Silberpfeile? Die Namensgeber des deutschen Grand Prix? Die bei ihrem Jubiläumsrennen – 125 Jahre Mercedes-Benz im Motorsport, 200. Grand Prix des Werksteams – beim Heimspiel auftrumpfen wollten? Die Silberpfeile, deren Personal im Nostalgielook antritt, können nicht glänzen. Das Silber schimmert nicht einmal matt. Weltmeister Lewis Hamilton („Warum ist es plötzlich so schlimm gekommen?“) fliegt als Elfter aus den Punkten, Teamkollege Valtteri Bottas stopft seinen Dienstwagen auf der Jagd nach einem Podiumsplatz vehement in die Begrenzung der Nordkurve. Teamchef Toto Wolff verliert fast die Fassung, als er seinen letzten Hoffnungsträger abfliegen sieht ...

Viele Unfälle

Der Chaostag von Hockenheim. Es lässt sich nicht anders beschreiben. Und ist gleichzeitig eine Art Entschuldigungsschreiben für die unzähligen Un- und Zwischenfälle. Die haben zwar einen hohen Unterhaltungswert, die Fans schwanken ja nach Lagerzugehörigkeit zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Aber die Reparaturrechnungen sind enorm, das angekratzte Ego so mancher Stars ist materiell eh nicht zu beziffern. Strömender Regen vor dem Start, leichter Regen beim Start nach drei Inforunden hinter dem Safetycar, dann abtrocknende Strecke – Zutaten für ein Rezept, dessen Resultat „Überraschung, große Überraschung“ heißt.

Slapstick in der Boxengasse

Zahllose Boxenstopps mit Wechseln von Regenpneus auf Mischbereifung, von da auf profillose Slicks und dann wieder zurück. Die Boxengasse sieht kleinere und größere Dramen sowie Slapsticknummern. Wann steht ein Lewis Hamilton mal aufgebockt ohne Räder beim Service, während seine Crew herumirrt wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen und nicht weiß, welche Reifen denn nun aufgezogen werden sollen. Dass der Weltmeister selbst noch eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert, weil er falsch in die Boxengasse abbiegt, passt ins Bild.

„Turbulent“ wäre üntertrieben

Das Rennen selbst als „turbulent“ zu bezeichnen, wäre untertrieben. Verstappen verpatzt einen Start, Hamilton geht in Führung – so weit beginnt alles normal. Dann startet aber dieses 64-Runden-Spektakel, in dessen Verlauf neben Bottas auch Charles Leclerc seinen Ferrari schrottet und Nico Hülkenberg seinen Renault, Hamilton als einer unter vielen ins Gras rodelt. Die Taktiker an der Boxenmauer haben Hochkonjunktur. Red Bull macht alles richtig bei Verstappen, Ferrari für einmal bei Vettel auch, so kann sich der Held der Rotkäppchen kurz vor Schluss noch auf Platz zwei quetschen. Kvyat kann’s verkraften.

Vettel glückselig

Am Samstag Vater geworden, am Sonntag Podium-Premiere – der Russe strahlt: „Es ist unglaublich, hier auf dem Podium zu stehen.“ Verstappen räumt ein, dass es keine Spazierfahrt war, schließlich drehte sich auch um ihn einmal die Welt. „Ich musste die ganze Zeit sehr fokussiert bleiben“, betont der Holländer nach seinem siebten Grand-Prix-Sieg. Vettel ist glückselig: „Es war ein hartes Rennen, es hat aber auch viel Spaß gemacht. Ich bin einfach happy. Es war ein sehr langes Rennen, irgendwann hat es sich angefühlt, als würde es nie aufhören.“ Zum Glück hat es so lang gedauert. Wenige Runden vor Schluss lag Vettel noch auf Platz sieben ...

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