Kolumne In den Bus und los: Drei Mädels und ihr Umbau-Projekt

Abendessen mit atemberaubendem Blick auf die spanische Atlantikküste: Reisen mit dem selbst umgebauten Bus.
Abendessen mit atemberaubendem Blick auf die spanische Atlantikküste: Reisen mit dem selbst umgebauten Bus.

Seit Wochen ist an unserem Küchentisch ein Platz frei. Ein Familienmitglied fehlt. Es sitzt nun mit zwei Freundinnen an einem selbst gebauten Tisch im Mini-Wohnmobil. Unsere Tochter hatte im vergangenen Jahr gerade noch ihr Abitur geschrieben, dann kam jenes Virus ungerufen in aller Leben. Das Abschlusszeugnis landete nur im Briefkasten, statt feierlich überreicht zu werden, eine Sause war nicht mehr drin. Dazu kam die Frage wie bei anderen Schulabgängern, die nicht Monate vorher ihren beruflichen Weg geplant hatten: Was nun? Erntehelfer im Erdbeerfeld war die erste Station. Mit dem verdienten Geld kam die Idee: Inspiriert durch den Cousin, der einen Kleintransporter mit Tisch, Kocher und Schlafsofa zur rollenden Unterkunft umgebaut hatte.

Erdbeerpfücken reicht nicht für neues Wohnmobil

Das sollte es sein: ein eigenes Wohnmobil – aber selbst gebaut. Denn so viele Erdbeeren hatten sie nun auch nicht gepflückt. Dass sie mit ihrer Idee nicht ganz allein waren, merkten sie bald schon an den Preisen für Kleinbusse und alte Handwerkerfahrzeuge. Drei Mädels, die mit Fußball und Handys statt mit Motoröl, Säge und Bohrer aufgewachsen sind, gingen an ihren Plan. Durchkämmten den Gebrauchtwagenmarkt, riefen Händler an, schauten sich Video-Anleitungen zu Self-Made-Mobilen an und feilten an einem Vertrag. Schließlich sollte klar geregelt sein, dass sie sich die Kosten für Wagen und Material fair teilen, ebenso die Nutzungszeiten. Sie fuhren zu Verkäufern nach Nordrhein-Westfalen, ins Saarland. Und wer bekam die Schlüssel für die Probefahrt in die Hand, sobald ein männliches Wesen aus dem Freundeskreis dabei war? Richtig. Die Männer. Immer wieder fragten viele ungläubig: „Ihr – wirklich allein?“

Reicht es, um berühmt zu werden?

Ja, die drei fanden ihren Fiat Ducato schließlich bei einem fairen Händler in Speyer, sägten und hämmerten über zwei Monate lang an ihrem Bus: Er bekam eine Dachluke, Dämmung, Holzverkleidung, Deckenleuchten, eine Küchenzeile und das Beste und Teuerste: eine maßgeschneiderte Matratze zum Zusammenklappen, unter der sich der Sitzplatz versteckt – alles möglichst made in Germany und öko – logisch. Nur bei der Elektrik schaute ein Profi drauf. Letzten August machten sie sich dann auf durch Frankreich, bevor Studium, Ausbildung und Arbeit in einer Corona-Test-Arztpraxis begannen. Jetzt sind sie wieder vier Wochen weg. Kurz nachdem sie dachten, sie werden berühmt. Ein Fernsehredakteur wollte mit ihnen drehen. Wollte. Er hatte aber offenbar zu viele Hobby-Wohnmobil-Bauprojekte im Angebot. Die drei aus der Pfalz jedenfalls drehen jetzt ihre eigenen Kurzfilme.

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