Rheinland-Pfalz Mit Smartphone auf Schlangenjagd

Zu erkennen ist die Barrenringelnatter an den schwarzen Streifen, die sich vom Bauch bis zum Rücken ziehen - den „Barren“.
Zu erkennen ist die Barrenringelnatter an den schwarzen Streifen, die sich vom Bauch bis zum Rücken ziehen - den »Barren«.

Die Barrenringelnatter, erst vor drei Jahren zur eigenen Art bestimmt, fühlt sich in Rheinland-Pfalz offenbar sehr wohl. Wie wohl, weiß niemand genau. Eine App könnte Abhilfe schaffen.

Jahrelang gab es sechs Schlangenarten in Deutschland, 2017 kam eine weitere dazu. Die Barrenringelnatter, bis dahin eine Unterart der Ringelnatter, wurde nach genetischen Untersuchungen zu einer eigenen Art erklärt. In Deutschland kommt die wuchtige Schlange mit dem auffälligen Barrenmuster nur in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland vor. Von ihrer Namensverwandten unterscheidet sie sich vor allem durch die Größe. Werden Ringelnatterweibchen selten länger als 110 Zentimeter, können Barrenringelnatterweibchen eine Länge von zwei Metern erreichen. Doch genau wie ihre Verwandte ist sie völlig harmlos: „Bei Gefahr sondert sie ein übelriechendes Sekret ab oder stellt sich tot“, sagt Dragan Hoffmann-Ogrizek von der Naturforschungsstiftung Pollichia über das Verteidigungsverhalten des Tieres. „Beißen tun sie nicht.“

Neue Art tritt vermehrt in Rheinland-Pfalz auf

Auf seinen Kartierungsgängen in der südlichen Pfalz findet Hoffmann-Ogrizek häufig Exemplare der neuen Art. Seinem Eindruck nach scheint sie in Rheinland-Pfalz weit verbreitet zu sein. Dieser Meinung ist auch Landschaftsökologe Sascha Schleich, ehrenamtlicher Sprecher beim Bundesfachausschuss Feldherpetologie des Nabu: „Ich kenne Gebiete in den Rheinauen, da sieht es stark nach einer Zunahme der Population aus“. Die Schlange scheine dort mit Veränderungen durch den Klimawandel gut zurechtzukommen. Doch noch fehle es an verlässlichen Daten, um genaue Aussagen über Verbreitung und Vermehrung zu treffen. Nun hoffen die Forscher auf einen ungewöhnlichen Helfer: den Bürger und sein Smartphone.

Denn in der Vergangenheit wurde die Barrenringelnatter nicht einzeln erfasst, sondern bei Erhebungen der Ringelnatter zugeordnet. Das soll sich nun ändern: Über das Portal „ArtenFinder“ oder die passende App fürs Smartphone können Bürger der Schlange und anderen Arten nachspüren und so einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft und Naturschutz leisten. Träger des Portals ist seit Januar 2020 das Land Rheinland-Pfalz.

Schlange als Beschützer kleiner Kinder?

Mit der App können Fotos von Tieren gemeldet werden, anschließend verifiziert ein Wissenschaftler anhand der Bilder, ob es sich wirklich um das betreffende Tier handelt. Sascha Schleich ist beim Projekt für die „Plausibilisierung“ von Reptilien- und Amphibienfotos zuständig. „Bevor eine Meldung nicht verifiziert wurde, erscheint sie nicht in der Statistik“, sagt er. Mitmachen könne prinzipiell jeder, der ein Smartphone besitze. Bislang beteiligen sich in Rheinland-Pfalz rund 500 Personen an dem Projekt.

Die Ringelnatter bildet zumindest in Deutschland eine erfreuliche Ausnahme vom gewöhnlich schlechten Image der Schlangen: Als „Hausschlangen“ galten sie lange Zeit als harmlose Glücksbringer, die das Vieh und kleine Kinder vor Unglück beschützen. In einigen Regionen, wie dem Spreewald, gilt die Ringelnatter bis heute als Schutzpatron und findet sich stilisiert in den Giebelspitzen vieler Häuser wieder. Wem das Hantieren mit dem Smartphone nicht liegt, der kann der Schlange laut Schleich auch auf andere Weise helfen: “Am besten einfach in Ruhe lassen und sich am Anblick erfreuen“.

Die Homepage des ArtenFinder-Portals Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Die ArtenFinder-App für Windows, Android, iOS und Linux gibt es hier.

Auf dem Speiseplan der Schlange stehen vor allem Frösche und Kröten, die mit dem Kopf voran verschluckt werden.
Auf dem Speiseplan der Schlange stehen vor allem Frösche und Kröten, die mit dem Kopf voran verschluckt werden.
Die Tiere sind völlig harmlos, sondern zur Verteidigung jedoch ein übelriechendes Sekret ab, dessen Geruch an vergammelten Fisch
Die Tiere sind völlig harmlos, sondern zur Verteidigung jedoch ein übelriechendes Sekret ab, dessen Geruch an vergammelten Fisch erinnert.
Da sie erst seit wenigen Jahren als eigene Art zählt, gibt es kaum verlässliche Daten über die Verbreitung der Schlange. Dieses
Da sie erst seit wenigen Jahren als eigene Art zählt, gibt es kaum verlässliche Daten über die Verbreitung der Schlange. Dieses Exemplar fotografierte ein Leser bei Hardenburg im Kreis Bad Dürkheim.
In Schlamm und Wasser kühlt sich die Schlange ab, jagt aber auch kleine Fische und Frösche, hier im Kreis Bad Dürkheim.
In Schlamm und Wasser kühlt sich die Schlange ab, jagt aber auch kleine Fische und Frösche, hier im Kreis Bad Dürkheim.
x