Pfalz Sogar an der Ostsee wird jetzt Wein angebaut

Die Neu-Winzer von der Ostsee: Maria Prescher-Ivanova und Steffen Prescher haben vor drei Jahren 20 Rebstöcke gepflanzt. Jetzt h
Die Neu-Winzer von der Ostsee: Maria Prescher-Ivanova und Steffen Prescher haben vor drei Jahren 20 Rebstöcke gepflanzt. Jetzt herbsten sie erstmals.

Wer bislang an die Ostsee-Küste gefahren ist, um Urlaub vom heimischen Rebenmeer zu machen, kann es künftig bleiben lassen: Denn an der Ostsee wird jetzt auch Wein angebaut.

Wer bislang an die Ostsee-Küste gefahren ist, um Urlaub vom heimischen Rebenmeer zu machen, kann es künftig bleiben lassen: Denn an der Ostsee wird jetzt auch Wein angebaut. Der Bewohner des Südens wird zwar über die 20 Rebstöcke im Nordosten nur milde lächeln können. Doch die Neu-Winzer aus dem Ostseebad Nienhagen bei Rostock meinen es durchaus ernst mit dem Weinbau an der See, wie die Kollegen der OSTSEE-ZEITUNG (OZ) berichten: „Allein das Ausheben der 50 Zentimeter tiefen Pflanzlöcher für die Rebstöcke im lehmig-mergelhaltigen Boden war kraftraubend.“

Doch Maria Prescher-Ivanova und Steffen Prescher ließen sich davon nicht beirren – und so gedeihen die roten Pinotin-Stöcke und die weißen Sauvitage-Setzlinge im Ostsee-Klima ganz vorzüglich. Bei beiden Sorten handelt es sich übrigens ums Piwis, also um jene robusten Rebsorten, die gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähig sind. Der Wein wächst auf einem Hügel, unter dem sich Überreste eines Bunkers verbergen, in dem die Nationale Volksarmee einst Flugabwehrraketen stationiert hatte. Vor etwa 30 Jahren sei das Relikt aus DDR-Zeiten zugeschüttet und mit Mutterboden angehäuft worden, heißt es in der OZ. Statt „Schwerter zu Pflugscharen“ heißt es an der Ostsee jetzt also „Bunker zu Weinbergen“, wie die Hobby-Winzer augenzwinkernd sagen.

Es geht aber nicht nur um Wein, es geht auch um die Liebe in dieser Geschichte aus dem Sanddorn-Land Mecklenburg-Vorpommern: Denn Neu-Winzer Steffen Prescher macht sich die Mühe des Weinbaus vor allem deshalb, um seiner Maria einen Gefallen zu tun. Der habe es in einem Weingut in Radebeul bei Dresden (ja, auch dort gibt es Wein, und zwar schon länger) so gut gefallen, dass sie unbedingt auch zu Hause im Norden einen Weinberg kultivieren wollte. Der gute Mann war zwar erst einmal skeptisch, was mecklenburgisch-zurückhaltend dann so klingt: „Boden- und Wetterverhältnisse schienen mir dafür wenig geeignet.“ Aber am Ende blieb der Weinbau an der Ostsee keine Schnapsidee. Das Experiment hat geklappt, das Ehepaar Prescher-Ivanova wird im Oktober das erste Mal Trauben in ihrem Ostsee-Weinberg lesen. Die beiden hoffen auf sechs Flaschen Wein. Und wir hoffen mit ihnen.

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