Pro und Contra TÜV-Prüfung für Fastnachtswagen: Überzogen oder gerechtfertigt?
Pro: Schärfere Regeln sind richtig (Maximillian Hempel)
Fasnachtswagen stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Teilnehmer und Zuschauer müssen daher besonders geschützt werden.
Am Polizei- und Ordnungsgesetz kann man sich wundervoll abarbeiten. An seinen vielen Paragrafen, die aus Sicht der Kritiker die Weinfeste und Fasnachtsumzüge immer komplizierter machen. So einfach ist es aber nicht. Das Argument, es sei in der Vergangenheit nie etwas passiert, darf nicht gelten. Der Brand eines Fasnachtswagens in Kehl am Wochenende beweist das Gegenteil.
Niemand möchte am Ende dafür verantwortlich sein, dass ein zugedrücktes Auge schwere Verletzungen oder den Tod eines Menschen zur Folge hat. Veranstaltungen, bei denen tonnenschwere Wagen durch eine Menge teils stark alkoholisierter Menschen fahren, müssen einfach strenger geschützt werden, als Dorffeste mit drei Würstchenbuden.
Bei den Umzügen wird erfahrungsgemäß viel Alkohol getrunken. Und wo viel Alkohol fließt, ist auch das Urteilsvermögen stark getrübt. Zuschauer und Teilnehmer schätzen Gefahren mitunter falsch ein. Solchen Situationen muss ein Gesetz Rechnung tragen – Brauchtum hin oder her.
Contra: Viele Vorschriften sind überzogen (Vanessa Betz)
Manche Regeln sind sinnvoll, andere übertrieben. Sie machen Umzüge nicht automatisch sicherer, sondern zerstören sie schrittweise.
Wie ruiniert man Brauchtum? In dem man ein Gutachten dafür einführt. Natürlich ist die Sicherheit auf Fasnachtsumzügen wichtig, aber die erhöht sich nicht automatisch mit strengeren Vorschriften. Die Konsequenz ist vielmehr, dass mehr und mehr Vereine – meist Ehrenamtliche – vor den Hürden zurückschrecken und nicht mehr teilnehmen. Die Umzüge werden dadurch also nicht sicherer, sondern kleiner – bis sie irgendwann ganz eingestampft werden.
Einige Vorschriften sind sinnvoll, etwa funktionsfähige Bremsen und Beleuchtung an den Fahrzeugen. Um das zu überprüfen, würde jedoch die TÜV-Zulassung ausreichen. Zusätzlich ein Brauchtumsgutachten zu verlangen, ist hingegen überzogen. Für Eigenverantwortung und gesunden Menschenverstand braucht es keinen Gutachter. Zudem lassen sich leider nicht alle Unglücke durch höhere Auflagen verhindern. Das hat der Brand des Umzugswagens in Kehl gezeigt. Nun noch mehr Vorschriften einzuführen, wäre falsch.