Bad Bergzabern / Ahrtal Wie eine 21-Jährige aus der Pfalz einfach anpackt: Denkmalschutz nach der Flutkatastrophe

Lina Platz steigt dem zu restaurierenden Ofen auf das „Dach“.
Lina Platz steigt dem zu restaurierenden Ofen auf das »Dach«.

Ein Baustein beim Wiederaufbau im Ahrtal sind historische Bauten, um die sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kümmert. Bei „Kulturgut in GefAHR!“ helfen junge Menschen zwei Wochen lang mit. Lina Platz aus Bad Bergzabern war dabei. Sie verrät, was eine ihrer leichtesten Übungen ist.

Wie schwungvoll, fachkundig und humorvoll Lina Platz an die Arbeit geht, lässt sich schon bei einem Telefonat mit ihr erahnen. Wenn sie ,„sehr glücklich“, „fantastisch“ oder „superklasse“ sagt, wirkt das authentisch. Die junge Auszubildende erklärt mit wenigen Worten und Fachbegriffen, wie sie zusammen mit anderen Freiwilligen im Ahrtal einen 300 Jahre alten Ofen einer bekannten Straußwirtschaft repariert. Es ist eines der Projekte der Wiederaufbauhilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Lina Platz, Auszubildende aus der Südpfalz, ist eine aus dem Helferteam und in Dernau im Einsatz.

Die Stiftung Denkmalschutz ist eigenen Angaben nach die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Zwei Wochen lang schlagen die Jugendbauhütten der Stiftung ihr Fluthilfecamp im Ahrtal auf – zum zweiten Mal nach 2023. Mehrere Hundert Freiwillige sind diesmal bis zum 23. Juni im Einsatz. Hinzu kommen Experten aus den unterschiedlichsten Gewerken: Steinrestauratoren, Lehmbauer und Zimmerleute, die die Arbeiten beispielsweise an einer Hofanlage in Mayschoß oder dem Ofen sowie der ehemaligen Synagoge in Dernau anleiten. Rund 20 Projekte sind es insgesamt.

Das Hochwasser im Juli 2021 hatte dem Ofen, an dem Lina Platz arbeitet, derart zugesetzt, dass er seitdem nicht mehr genutzt werden kann. Das soll sich ändern. Die Besitzerin der Straußwirtschaft sei ganz begeistert vom Engagement der Freiwilligen. „Irma ist superniedlich, sie freut sich so“, sagt Lina Platz. Das Wasser hatte damals Löcher in dem den Ofen umgebenden Mauerwerk hinterlassen. Die sind zu flicken, die Backfläche für Brot und Pizza wieder zu festigen, Rauchabzüge neu zu mauern. Zwei Meter hoch ist der Ofen, bis zu fünf Personen arbeiten dort.

Die 21-Jährige aus der Nähe von Erfurt, Thüringen, wohnt seit fast drei Jahren in der Südpfalz. In Bad Bergzabern macht sie im Kunstglaserbetrieb Krumholz eine Lehre. „Ich wollte schon gleich nach der Flut im Ahrtal helfen, wusste aber erst nicht genau wo und wie“, sagt sie. Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in Hessen habe sie eine Organisatorin der Stiftung Denkmalschutz kennengelernt und so von dem zweiwöchigen Hilfsprojekt erfahren. „Da muss man einfach nur hinfahren und anpacken – alles andere ist organisiert. Und Anpacken ist eine meiner leichtesten Übungen.“ Sie lacht.

Als Lina damals einen Ausbildungsplatz suchte, landete sie in der Pfalz. „Ich wurde so unglaublich herzlich hier aufgenommen.“ Eines aber fiel ihr besonders schwer: die Sprache. „Es hat fast eineinhalb Jahre gebraucht, um zu verstehen, was die Menschen mir sagen wollten“, sagt die 21-Jährige in perfektem Hochdeutsch. Sie lacht. Heute kommt sie aus dem Ahrtal wieder zurück in die Pfalz. Bald beginnt ihr drittes Lehrjahr. Licht zu gestalten mit Glas fasziniert sie. Sie will einmal selbst Kirchenfenster bauen und restaurieren. Glasvitrinen oder Duschkabinen aus Glas bauen – „nein, das ist überhaupt nicht mein Ding“.

Im vergangenen Jahr war die junge Frau das erste Mal im Ahrtal. Sie habe zwar die Zerstörung durch Wassermassen von Bildern gekannt. „Aber vor Ort trifft das einen noch mal ganz anders – das hat mich unheimlich berührt.“ Vor allem die Geschichten der Menschen und deren Dankbarkeit für die Hilfe. Viele haben damals nicht nur liebe Menschen verloren, sondern auch ihre Erinnerungen, alte Fotos, Videos. „Ich wollte mithelfen, neue Hoffnung zu geben.“ Lina Platz konnte diesmal nur acht Tage lang mitmachen. Urlaub musste sie dafür aber keinen nehmen, ihre Chefin habe sie für die ehrenamtliche Arbeit freigestellt. „Heute haben wir begonnen, den Boden des Ofens zu legen. Ich habe Sand eingeschossen und der Backofenbauer hat die selbst gegossenen Tuffsteinplatten gelegt“, sagt sie am Donnerstag. Ganz fertig wurden sie nicht, das erledige dann der Ofenbauer nächste Woche.

Zum Camp der Stiftung hätten nicht nur junge Helfer bis 28 Jahre gehört, sagt Lina, sondern auch Ältere und sogar Menschen aus Brasilien, Georgien oder Thailand. „Auch eine Wandergesellin hat sich spontan zu uns gesellt. Die hat sich gewundert, wie schnell wir unter Anleitung so versiert bei der Sache waren.“ Am Ofen musste die 21-Jährige immerhin nicht so vorsichtig sein wie sonst in der Glaserwerkstatt in der Pfalz.

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