Oper Alban Bergs „Lulu“ in Heidelberg

Nutzt nicht nur die Waffen der Frauen: Lulu (Jenifer Lary) in Axel Vornams Inszenierung der Berg-Oper.
Nutzt nicht nur die Waffen der Frauen: Lulu (Jenifer Lary) in Axel Vornams Inszenierung der Berg-Oper.

Zwölftontechnik für einen Vamp : Mit Frank Wedekinds Drama „Lulu“ wählte Komponist Alban Berg einen Stoff voller Tabubrüche und Angriffe auf die bürgerliche Moral. In Heidelberg bringt Regisseur Axel Vornam „Lulu“ auf die Bühne.

Lulu ist alles: verführerische Lolita und treuloses Weib, Kindfrau im Pierrotkostüm und männer-, bisweilen auch frauenmordende Femme fatale, die nacheinander einem Medizinalrat, einem Maler, dem Chefredakteur Dr. Schön, dessen Sohn Alwa und der lesbischen Gräfin Geschwitz zum Verhängnis wird. Am Ende ist sie auch Opfer, muss sich in London als Prostituierte verdingen, wobei sie ausgerechnet Jack the Ripper in die mörderischen Hände fällt.

Moderne Mythologie des Weiblichen

Stets für Tabubrüche und Angriffe auf die bürgerliche Scheinmoral gut, schuf der Dramatiker Frank Wedekind zwischen 1895 und 1902 mit seiner „Lulu“ eine moderne Mythologie des Weiblichen, eine sexuell offensive Frauengestalt, die sich als hemmungslos mutwilliger „Erdgeist“ die Männerwelt untertan macht und darüber zur „Büchse der Pandora“ wird, die auch sich selbst Verderben bringt.

Nach „Woyzeck“ zweite Literaturoper Alban Bergs

Der Schönberg-Schüler Alban Berg, der mit „Wozzeck“ nach Georg Büchners „Woyzeck“ bereits eine sehr besondere Literaturoper geschaffen hatte, begann 1928, Wedekinds zweiteilige Tragödie zu vertonen. Bis zu seinem Tod 1935 konnte Berg die Oper vollständig skizzieren und zum größten Teil instrumentieren. Von den 1300 Takten des dritten und letzten Aktes schaffte der Komponist jedoch nur noch knapp 400 – den Rest der Orchestrierung ergänzte dann Friedrich Cerha in den 1970er-Jahren.

Farbig instrumentiert

Bergs „Lulu“-Musik basiert auf der Zwölftontechnik, sie ist sehr farbig instrumentiert, über weite Teile rhythmisch geprägt, stellenweise aber auch von einer kurz innehaltenden, die Zeit stockenden mystischen Sinnlichkeit – etwa in der Szene, in der Lulu ihren dritten Gatten Dr. Schön erschießt. Die Deklamation variiert abwechslungsreich zwischen expressivem Rezitativ, Melodram und arioser Kantilene.

Fassung in zwei Akten

Das Theater Heidelberg spielt Bergs „Lulu“-Oper in einer zweiaktigen Fassung für Soli und Kammerorchester. Axel Vornams Inszenierung hatte im April 2021 zunächst digital auf einem Online-Theaterkanal Premiere und kommt nun – ganz analog – auf die Bühne.

Info

Alban Berg: »Lulu« – analoge Premiere: Sa 29.1., 19.30 Uhr, Heidelberg, Theater, nächste Termine: 6.2., 1.4., Karten: theaterheidelberg.de

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