Streaming-Tipp Der Preis der Freiheit: „Into The Wild“ von Sean Penn über den Aussteiger Chris McCandless
„Ich habe ein glückliches Leben gelebt und bin Gott von ganzem Herzen dankbar. Lebt wohl, und Gott segne euch alle!“ Christopher McCandless hält ein Schild mit diesen Worten in Händen, als er 1992 in Alaska das letzte Bild von sich mit Selbstauslöser aufnimmt. Wenig später wird er sterben. Sein Trip durch die Staaten endet in einem ausrangierten, rostigen Linienbus, den Straßenarbeiter in der Wildnis Alaskas zurückgelassen haben. Der Abenteurer ist vermutlich verhungert. Sein Glück hatte er nur für eine kurze Weile genießen können.
Ein Leben als Alexander Supertramp
Dabei war es der Hunger nach grenzenloser Freiheit, weg von seinem materialistischen Elternhaus, das McCandless zum Aussteigen bewegte. Nach seinem College-Abschluss 1990 verkauft Christopher seine Habseligkeiten, verschenkt den Erlös an Bedürftige und fährt in seinem alten gelben Nissan Datsun los. Er nennt sich Alexander Supertramp, erlebt allerhand Abenteuer und trifft die unterschiedlichsten Menschen, mit denen er eine Weile zusammenlebt, um dann weiterzuziehen. Der Bus, in dem der junge Mann den Tod findet, wird später zu einer Art Pilgerstätte für Aussteiger. Inzwischen wurde er von seinem Standort entfernt, weil weitere junge Leute dort zu Tode kamen.
Bis zur Schmerzgrenze ausgelebtes Leben
Sean Penn zeichnet in seinem Film „Into the Wild“ von 2007 die beiden letzten, bis zur Schmerzgrenze intensiv ausgelebten Jahre von Christopher McCandless aus der Perspektive seiner Schwester Carine mit viel Fingerspitzengefühl nach. Der gelungene Streifen fesselt mit starken Bildern, hervorragendem Soundtrack und glänzenden Darstellern. Emile Hirsch verkörpert den charismatischen Tramp auf überragende Weise, vermittelt dessen Eigensinn und Begeisterungsfähigkeit glaubwürdig, wird geradezu eins mit ihm. In unter die Haut gehenden Szenen lässt er den Zuschauer McCandless’ Momente höchsten Glücks und tiefster Verzweiflung miterleben, mitfühlen.
Film basiert auf einer Reportage von Jon Krakauer
Man mag kaum glauben, dass das Leben diese gleichermaßen spannende und zu Tränen rührende Geschichte geschrieben hat. Der Film, der auf einer Reportage von Jon Krakauer basiert, weicht aber tatsächlich kaum von wahren Begebenheiten ab, wie McCandless’ Erbe zeigt: Er hat Bilder, Gefühle, Erlebnisse und Erkenntnisse in seinem Tagebuch hinterlassen. Auch das eingangs beschriebene letzte Foto ist in „Into the Wild“ realitätsgetreu nachgestellt.
„Into the Wild“, Film von Sean Penn auf Magenta TV