Weinbau Jobs in der Weinbranche: Kellermeisterin Sabrina Sandt-Sturm gibt einen Einblick in ihre Aufgaben

Kellermeisterin: Sabrina Sandt-Sturm vom Weingut Sturm in Ilbesheim.
Kellermeisterin: Sabrina Sandt-Sturm vom Weingut Sturm in Ilbesheim.

Was genau macht eigentlich ein Kellermeister – oder in diesem Fall vielmehr eine Kellermeisterin? Sabrina Sandt-Sturm verantwortet beim Weingut Sturm in Ilbesheim den Ausbau der Weine. Wie das funktioniert, erklärt sie im Interview.

Was sind Ihre Aufgaben?

Als Kellermeisterin bin ich vor allem für die Vinifikation, also die Herstellung von Wein aus dem Rohstoff Traube zuständig. Unerlässlich hierbei ist ein enges Zusammenspiel mit dem Winzer, der die Weinberge bewirtschaftet, denn die ersten Qualitätsbeurteilungen finden in den Weinbergen gemeinsam mit dem Winzer statt. Hier ist vor allem Teamgeist gefragt. Alle Entscheidungen ab der Traubenannahme bis zur Füllung der Weine werden dann eigenständig von mir als Kellermeisterin getroffen.

Im Kelterhaus erfolgt eine zweite Qualitätsbeurteilung, und es stehen Entscheidungen über die nächsten Arbeitsschritte an. Darauf folgt die Überwachung der Gärprozesse und die Begleitung und Optimierung der Weine bis zum filtrierten, füllfertigen Produkt. Um alle Prozesse von der Annahme der Trauben über den Prozess der Gärung bis zur Füllung der Weine im Blick behalten und umsetzen zu können, benötige ich als Kellermeisterin sehr gute önologische Kenntnisse und auch gute Managementfähigkeiten. Auch muss ich die Finanzen im Blick haben und bin ebenfalls für die Führung und Aufzeichnung der gesamten Weinproduktion zuständig.

Man sieht, dass die Aufgaben einer Kellermeisterin sehr vielfältig und abwechslungsreich sind und dass man in diesem Job eine zentrale und elementare Position im Weingut innehat. Trotz aller fundierten und fachlichen Kenntnisse, die ich als Kellermeisterin mitbringen muss, ist es ebenfalls essenziell, Erfahrung, Kreativität, Mut und Leidenschaft für diesen Beruf zu haben. Denn nur dann kann man am Puls der Zeit bleiben und Außergewöhnliches aus einer gewöhnlichen Weintraube fertigen.

Welche Arbeitskleidung haben Sie, und auf welches Arbeitsmaterial können Sie nicht verzichten?

Bei meiner Arbeitskleidung sind auf alle Fälle meine Arbeitshosen, in die mein Schellenzieher und viele Stifte passen, Gummistiefel und eine Schürze wichtig, um trocken durch den Arbeitstag zu kommen. Als Kellermeisterin arbeitet man sehr viel mit Wasser, da Hygiene das A und O ist. Worauf ich auf keinen Fall verzichten kann, das sind ein Kugelschreiber, mit dem ich immer alles notiere, was ich so an meinem Arbeitsplatz mache, und meine Gummistiefel, um zumindest immer trockene Füße zu behalten. Was ich auch immer brauche, um überhaupt meiner Arbeit im Keller nachgehen zu können, das sind eine Pumpe, Schläuche und ein Filter.

Welche Ausbildung braucht man für Ihre Arbeit?

Hier gibt es viele verschiedene Wege. Es gibt einige Kellermeister und Kellermeisterinnen, mich eingeschlossen, die eine Ausbildung als Winzer gemacht haben, sich auf das Fachgebiet Önologie spezialisiert und hochgearbeitet haben. Ich sehe hier den Vorteil, dass man auch einen Blick auf die Arbeit bekommt, die der Winzer im Weinberg leistet. Für dieses Hintergrundwissen bin ich heute sehr dankbar.

Eine weitere Möglichkeit, den Beruf des Kellermeisters zu lernen, ist eine Ausbildung als Winzer oder Winzerin und eine anschließende Ausbildung als Weinbautechniker.

Auch ist es möglich, eine Ausbildung als Weintechnologe oder Weintechnologin abzuschließen. Hier wird sich rein auf die Arbeit rund um den Wein konzentriert.

Außerdem ist es mittlerweile möglich, Önologie zu studieren und so in das Berufsfeld einzusteigen.

In kleinen Familienweingütern liegt der Job des Kellermeisters oft in der Mitverantwortung der Winzerfamilie, so dass sich ein oder mehrere Familienmitglieder dieses Arbeitsfeld teilen.

Gibt es Anekdoten, die Sie erzählen können?

Die lustigste Geschichte, die ich als Kellermeisterin zu erzählen habe, handelt von meiner Abschlussprüfung als Winzerin. Schon Wochen vorher war ich richtig aufgeregt, und mein Ausbilder ging immer wieder mit mir durch, worauf ich am meisten im Fach Kellerwirtschaft achten soll, damit ich sicher in die Prüfung starten kann. Am Prüfungstag stand ich dann gut vorbereitet, aber supernervös im Keller eines Weinguts, hinter mir aufgereiht die Prüfer, die mir interessiert über die Schultern blickten. In meiner Prüfungsaufgabe sollte ich als erstes eine Pumpe an einen Tank anschließen. Gesagt, getan, holte ich mir eine Pumpe und einen Wasserschlauch, um die Pumpe vor der Benutzung mit Wasser durchzuspülen. Dann steckte ich den Schlauch, aus dem das Wasser mit einem festen Strahl heraussprudelte, in den Eingang der Pumpe. Und dann passierte es: Als ich die Pumpe anschalten wollte, bediente ich den falschen Hebel, und anstatt in die Pumpe, schoss mir das Wasser in einer großen Fontäne entgegen. Ich war pitschnass. Und leider nicht nur ich – mir fiel ein, dass die Prüfer ja hinter mir standen! Ich dreht mich langsam um, und tatsächlich: Triefend nass standen sie vor mir und schauten mich verdutzt an. Ich weiß noch heute, wie schnell mir die Röte ins Gesicht stieg. Aber nach dem ersten Schreck durfte ich meine Prüfungsaufgabe beenden und schloss das Fach Kellerwirtschaft mit einer 1,5 erfolgreich ab.

Bleibt Ihr Job in Zukunft wichtig?

Meiner Meinung nach ist und bleibt der Job als Kellermeister und Kellermeisterin auch in Zukunft wichtig, jedoch werden sich die Tätigkeitsfelder ändern. Immer mehr Berufe sind vom Aussterben bedroht durch die fortschreitende Digitalisierung und Mechanisierung. In unserem Job schreitet diese Entwicklung auch voran, jedoch bringt dies der Kellerwirtschaft meiner Meinung nach zukünftig vor allem Vorteile und Erleichterungen. Durch die Digitalisierung ist es möglich, Geschäftsprozesse unkomplizierter aufzuzeichnen, zu speichern und jederzeit darauf zugreifen zu können. Auch digitale Gärsteuerungen können die Arbeit einfacher und übersichtlicher gestalten. Man weiß immer und überall, was im Keller vor sich geht. Die Maschinen- und Anlagenführung wird immer weiter automatisiert und digitalisiert, wie zum Beispiel beim Abfüllen. Trotz allem ist der Kellermeister noch lange nicht zu ersetzen, denn zum einen wächst man mit der Digitalisierung mit und ist für neue Tätigkeitsfelder zuständig wie die Überwachung der automatisierten Prozesse, und zum anderen können Digitalisierung und künstliche Intelligenz noch nicht mit Leidenschaft, Kreativität und neuen Ideen aufwarten. Und mit diesen „Werkzeugen“ werden weiterhin von Kellermeistern und Kellermeisterinnen handwerkliche und außergewöhnliche Weine hergestellt, die die Weinwelt bereichern. Es ist doch erstrebenswert, weiterhin die Handschrift jedes einzelnen Kellermeisters aus einem Wein herausschmecken zu können – oder?

Entkorkt - Newsletter  - Anmeldeseiten 729 x 450 (1)

Dürfen wir nachschenken?

Was sind die Trends der Weinszene? Welche Neuigkeiten gibt es von den Weingütern in der Region? Was ist Naturwein? Wie arbeitet ein Kellermeister? Und wo stehen Weinautomaten in der Pfalz? In unserem kostenlosen Newsletter Entkorkt" liefern wir alle zwei Wochen Weinwissen für Pfälzer Weinliebhaber.

 

Wer nicht lesen will, kann hören: Sie wollten schon immer wissen, wie man die vielen Flaschen Wein, die man zu Hause hat, am besten lagert? Oder welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Rebsorten gibt? Dann sind Sie hier genau richtig: In unserem kostenlosen Podcast "Wissensdurst" löchern Sonja Hoffmann und Rebecca Singer die Weinexpertin Janina Huber mit Fragen rund um das Thema Wein.  

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x