Literatur-Festival „Lesen Hören 18“ in Mannheim: Der komische Kafka, Gegenwart und Zukunft
„Ich möchte nicht Teil einer Menschheit sein, die keine Romane mehr braucht“, hat die Schriftstellerin Lena Gorelik 2022 in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt – da doch Romane „neue Denk- und Verständniserfahrung“ möglich machen könnten. Die Autorin ist Anfang März bei „Lesen Hören“ in Mannheim (22.2.-10.3.) zu Gast. Neue Impulse und Perspektiven wollen dessen Organisatoren dem Publikum bieten, wenn die 18. Ausgabe des Literatur-Festivals bekannten Schriftstellern und Nachwuchsautoren eine Bühne gibt.
Franz Kafkas Humor
Zunächst zurück zu Lena Gorelik. Die Schriftstellerin und Journalistin, 1981 in Sankt Petersburg geboren, berührt viele Leser mit ihrem autobiografischen Roman „Wer wir sind“. Mit Schauspielerin Jella Haase, die ihren Durchbruch als Chantal in der Schulkomödie „Fack ju Göhte“ hatte, wirft sie im März jedoch einen ungewöhnlichen Blick auf das Werk Franz Kafkas (1883-1924): „Der komische Kafka“ will die eher unbekannte humoristische Seite Kafkas ausleuchten (Mo 4.3., 20 Uhr).
Einige Lesungen in Gebärdensprache
Diese wie sechs weitere Veranstaltungen werden laut Ankündigung in Gebärdensprache übersetzt, darunter auch der Auftakt von „Lesen hören 18“ am 22. Februar: Dieser erste Abend trägt den Titel „Eröffnungsresonanz“ und ist Schwarzer Literatur gewidmet, in Anlehnung an das Schwarze Literaturfestival Resonanzen in Recklinghausen. Alexandra Antwi-Boasiak moderiert (Do 22.2., 20 Uhr). Zu den weiteren Abenden mit Gebärdensprachdolmetschern zählen „Wie weiter über Israel reden“ mit Meron Mendel (Do 7.3., 18 Uhr), Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, und die Abschlussmatinee mit Katja Riemann (So 10.3., 12 Uhr), die Menschen auf der Flucht eine Stimme gibt.
Adania Shiblis umstrittenes Werk
Gewalterfahrungen sind in diesem Jahr mehrfach aufgegriffene Themenkreise. So begegnet Schriftstellerin Eva Menasse Adania Shibli (Fr 8.3., 20 Uhr). Shiblis Buch „Eine Nebensache“ über die Vergewaltigung einer Beduinin im Jahr 1949 wird auf dem Hintergrund der aktuellen Handlungen im Nahen Osten unterschiedlich gelesen und konträr diskutiert. Zu den Themen Identität, Antisemitismus und sexualisierte Gewalt arbeitet Lyriker und Pianist Daniel Arkadij Gerzenberg – mit „Wiedergutmachungsjude“ zu Gast beim Abend „Smash the Patriarchy!“, der sich auch um Missbrauch dreht (Mi 6.3., 20 Uhr).
„Lesen Hören 18“: 22.2.-10.3., Mannheim, Alte Feuerwache, Hinweis: Die Lesung von Moshtari Hilal („Hässlichkeit“) wurde auf 26.2. vorverlegt, Programm/Karten unter www.altefeuerwache.com