Albumtipp Lieblingssongs voller Seele: „Folkocracy“ von Rufus Wainwright

Rufus Wainwright interpretiert auf „Folkocracy“ mit namhaften Kolleginnen und Kollegen seine Lieblingssongs.
Rufus Wainwright interpretiert auf »Folkocracy« mit namhaften Kolleginnen und Kollegen seine Lieblingssongs.

Was für ein Album ! Der preisgekrönte US-amerikanisch-kanadische Singer-Songwriter Rufus Wainwright interpretiert Folk- und Country-Klassiker, irische Traditionals, aber auch Pop-Hits wie seinen Erfolgssong „Going to a Town“ mit namhaften Kollegen.

Ob „Harvest“ von Neil Young oder „Twelwe-Thirty“ von den Mamas & Papas, ob „Hush Little Baby“ oder „Shenandoah“ als Traditionals – die bis ins kleinste Detail liebevoll und akustisch arrangierten, mit viel Gefühl zelebrierten Songs klingen neu und doch vertraut. „Folkocracy“ ist tatsächlich alles andere als bloß die weitere Platte eines bekannten Musikers mit gecoverten Lieblingssongs. Es ist ein Kunstwerk!

Madison Cunningham, John Legend, Sheryl Crow, David Byrne und Chaka Khan mit im Boot

Einen großen Anteil am Suchtpotenzial dieses Albums, das man gar nicht mehr vom Plattenteller nehmen und immer wieder von vorne hören möchte, hat die berührende, geschulte Stimme von Wainwright selbst, der es mühelos schafft, aus jedem einzelnen Track eine seelenvolle Hommage zu machen. Zudem hat der 50-Jährige sich für sein jüngstes Projekt namhafte und jeweils bestens zum Stück passende Mitstreiter ins Boot geholt, die seine Interpretationen weiter veredeln: Beim schottischen Folksong „Alone“ von Ewan MacColl beispielsweise begleitet Wainwright eine wundervolle Madison Cunningham. „Heading for Home“, von MacColls Frau Peggy Seeger geschrieben, performt er im Duo mit John Legend. Susanna Hoffs, Chris Stills und Sheryl Crow verstärken „Twelve-Thirty“, während David Byrne (Talking Heads) in „High on a Rocky Ledge“ mitmischt. Nicht zuletzt verleiht Chaka Khan der unter die Haut gehenden Version von „Cotton Eyed Joe“ den jazzigen Touch – Anspieltipp mit hohem Gänsehautfaktor!

Anspieltipp: „Nacht und Träume“ von Schubert

Dass Rufus McGarrigle Wainwright, so sein voller Name, neben etlichen Alben mehrere Songs für Filmsoundtracks aufgenommen, zwei klassische Opern komponiert und für ein Theaterstück des Regisseurs Robert Wilson Shakespeare-Sonette vertont hat, spiegelt „Folkocracy“ ebenfalls. So klingt die bühnenreife Adaption von „Black Gold“ weniger nach Folk als vielmehr nach Musical. Ein Ausrufezeichen setzt überdies die verträumt-melancholische Version der Schubert-Serenade „Nacht und Träume“.

Kurz: Rufus Wainwright ist ein ausdrucksstarkes Werk gelungen, das 15 unterschiedlich schimmernde Perlen harmonisch vereint. Der Singer-Songwriter feiert die Musik seines Lebens mit genialen Mitstreitern auf leise Weise – und doch elegisch. Ganz groß!

Rufus Wainwright: „Folkocracy“, BMG, 2023, CD 15,99 Euro, 2LP 32,99 Euro

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