LEO-THEMA Naschwerk im Lockdown: Patissiers in der Corona-Krise
Normalerweise ist die Adventszeit die Phase des Jahres, in der man seiner Lust auf Genuss ohne schlechtes Gewissen nachgeht. Doch 2020 ist alles anders. Wieder stehen Teile Deutschlands still. Auch die Gastronomie – und damit eben jene Branche, die uns sonst den ersehnten Genuss auf die Teller zaubert. Wie Köche aus der Region die Pause verbringen – und dazu exklusive Rezept-Tipps für Süßes – haben uns Peter Scharff aus Kaiserslautern und Alexander Scheid aus Landau verraten.
Gewürzmischung vom Fernsehkoch
Corona-Zwangspause? „Ich bin selbstständig, da kann ich mich nicht auf die faule Haut legen“, erklärt Scharff mit einem Lachen. Der 51-jährige langjährige Sternekoch und gelernter Pâtissier, vielen noch als aus der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“ bekannt, hat die Sternegastronomie in der Wartenberger Mühle seines Bruders hinter sich gelassen, um ein Kulinarisches Kompetenzzentrum in Kaiserslautern inklusive Kochschule und Eventlocation zu gründen. „Etwa die Hälfte des Aromas in Wintergerichten kommt von Gewürzen“, erklärt Scharff. Deshalb entwickelte er die Kräuter- und Gewürzküche „Cuisina Herba Barona“. Gerade tüftelt er an eigenen Gewürzmischungen: Im kommenden Jahr will er seine eigene Gewürzlinie „Pure Flavour“ auf den Markt bringen.
Gastronomie droht Insolvenzwelle
Im März und April sei er noch geschockt gewesen über die Pandemie-Situation, „aber das Leben muss ja weitergehen“, so Scharff. Deshalb bietet er jetzt Abhol- und Lieferdienste an. Er habe mit vielen Gastro-Kollegen gesprochen: „Keiner rechnet damit, an Weihnachten öffnen zu können. Keiner weiß, wie es weitergeht.“ Er schätzt, dass in den kommenden sechs Monaten bis zu 50 Prozent der Gastro-Betriebe Insolvenz anmelden müssen. „Zum Glück sind wir überwiegend Lebensmittelhandwerk. Das bedeutet, unser Ladenverkauf darf auch aktuell weitergehen“, sagt Alexander Scheid, Chef der Landauer Pâtisserie Theodor. Dass der Cafébereich geschlossen bleiben muss, nutzt der 29-Jährige, um seinen Betrieb weiterzuentwickeln: an Rezepturen feilen, Verpackungen nachhaltiger und die Ladeneinrichtung noch ein bisschen schöner gestalten.
Es geht ums Überleben, nicht um Trends
Aktuelle Trends für die Weihnachtszeit kann Scharff in diesem Jahr nicht ausmachen. Zu sehr seien die Gastronomen damit beschäftigt, Abhol- und Lieferkonzepte auszubauen. „Es geht momentan mehr ums Überleben als um Trends.“ In Landau hat Scheid schnell reagiert: „Wir haben bereits Anfang des Jahres eine Vorbestellungsfunktion auf unsere Webseite integriert, welche den kontaktlosen Einkauf möglich macht“, erklärt Scheid. Dadurch lasse sich die Tagesproduktion so planen, dass abends alles ausverkauft sei.
Das kulinarische Profil schärfen
Für das neue Jahr sagt Scharff voraus, dass die Ernährungsphysiologie – also eine ausgewogene, gesunde Küche – an Bedeutung gewinnen wird. Gästen sei es immer wichtiger, wo Fleisch und Gemüse herkommen – Stichworte Regionalität und Qualität. „Da hat sich der Markt gewandelt.“ Ob mit dieser Trendwende aber auch das Bewusstsein der Kunden für die Kosten von regionalen, frischen Produkten steigen wird, da ist sich Scharff nicht so sicher. „Das wäre schön“, sagt Scheid, „aber ehrlicherweise glaube ich nicht daran.“ Die Probleme in der Gastronomie und im Lebensmittelhandwerk – wie etwa die geringe Rentabilität, gerade bei der Verwendung von hochwertigen Lebensmitteln – seien schon Jahrzehnte alt. „Ein Skandal wie Tönnies bewegt leider nicht viele Menschen dazu, besseres Fleisch zu essen“, so Scheid. Scharff würde sich wünschen, dass die Gastronomen in der Krise mehr zusammenhielten und gemeinsam für Qualität stünden, um sich kulinarisch neu zu positionieren. Sein Profil schärfen und die eigene Zielgruppe nicht nur kennen, sondern auch erreichen: Das seien wichtige Faktoren, um diese Zeit zu überstehen.
Stärkung des lokalen Handels
Positiv sieht Scheid die in der Krise erstarkte „Support you locals“-Bewegung, die inhabergeführte Geschäfte vor Ort unterstützt. „Die Menschen haben nun verstanden, wie wichtig eine lebendige Innenstadt ist.“ Und wie überstehen die Gäste den Lockdown? „Das gemeinsame Backen ist wohl eines der schönsten Dinge zurzeit“, sagt Scheid. Zwei leckere Rezeptideen geben die Pâtissiers deshalb zum Nachmachen preis.
Rezept 1: Peters Piemonteser Variante der Nussmakronen
250 g Puderzucker
300 g geröstete gemahlene Piemonteser Haselnüsse
3 Eiweiß ( 90 g )
70 g Zucker
Mark von 1 Vanilleschote
1 Prise gemahlene Zimtblüte
1 Prise naturbelassenes Steinsalz
Etwa 150 g dunkler Piemonteser Nussnougat ( gut gekühlt)
Eventuell fein geraspelter weisser Trüffel
Belag: Ganze geschälte und geröstete
Haselnusskerne
Nach Geschmack Opladen für den Boden
Zubereitung: Puderzucker mit 30 g Zucker, Vanillemark, Salz, gemahlenen Nüssen, weißem Trüffel und Zimtblüte gut vermengen. Eiweiß mit Zucker nach und nach zu Eischnee schlagen. Dieser sollte matt und glänzend sein und keine Wolkenbildung haben. Vom fertigen Eischnee 4 EL beiseite stellen. Den Nussnougat klein würfeln und kalt stellen.
Die Trockenmischung unter den Eischnee heben und anschließend in einen Spritzbeutel abfüllen und Makronen auf Backpapier oder auf Opladen aufspritzen.
In jede Makrone eine kleine Mulde drücken und einen kleinen Nougatwürfel eindrücken und etwas übrig gelassenen Eischnee aufspritzen. Die Makronen mit immer einer ganzen gerösteten Haselnuss garnieren und leicht andrücken.
Backen: 125 °C; ca. 20-30 Minuten. Nach dem Backen die Makronen auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. Vor dem Servieren mit etwas dunklem Kakaopulver bepudern.
Rezept 2: Scheids Macarons mit dunkler Schokoladencreme
100 g Mandelgries
100 g Puderzucker
40 g Eiklar
90 g Zucker
20 g Wasser
30 g Eiklar
15 g Kakaopulver
Zubereitung: Mandelgries und Puderzucker zusammen fein mixen. Nicht zu lange, damit es nicht klumpt. Mit 40 g Eiklar zu einer Art Teig vermischen. Zucker und Wasser mit einem Thermometer auf
118 °C kochen. Das Eiklar in der Küchenmaschine laufen lassen und den heißen Zuckersirup langsam einfließen lassen. So entsteht ein weicher, aber dennoch standfester Eischnee. Diesen nun mit dem Mandelteig verrühren und das Kakaopulver hinzugeben. Die Masse rühren bis sie eine weiche, lavaartige Konsistenz hat. Nun die Macarons mit einem Spritzbeutel gleichmäßig auf Backpapier aufdressieren und eine halbe Stunde ruhen lassen.
Backen: 160 °C; ca. 12 Minuten
Zutaten für die Schokoladenganache:
170 g Sahne
30 g Zucker
140 g Theodor Backschokolade dunkel
30 g Butter
Zubereitung: Butter aus dem Kühlschrank nehmen. Sahne mit Zucker aufkochen und auf die gehackte Schokolade geben. Verrühren, damit eine glänzende Masse entsteht. Butter unterrühren.
Etwas abkühlen lassen und dann mit
einem Spritzbeutel die Macarons füllen. Macarons einige Stunden im Kühlschrank „durchziehen“ lassen. Bei Raumtemperatur genießen.